Löwen, Nashörner und Elefanten: Alles sensibles, schreckhaftes Getier. Zumindest, wenn man den Entwicklern von Land Rover glauben kann. Die haben für ein südafrikanisches Reservat unlängst einen elektrischen Safari-Defender entwickelt haben, mit dem man so leise wie auf Socken durch die Savanne schleichen kann. Und siehe da – der stille Riese war ein voller Erfolg bei Safaristen und Großwild. Nun schiebt Land Rover eine Kleinserie nach. Fünf Exemplare auf Basis des aktuellen Defender 110 wurden gebaut. Einen Tag vor Beginn des Genfer Salons, wo der E-Defender etwas abseits vom Rampenlicht seine Weltpremiere feiert, durften wir eine Vorab-Runde mit dem ungewöhnlichen Geländewagen drehen.
Für die englischen Entwickler ist der Defender das ideale Forschungsobjekt – kein anderes aktuelles Modell ist so puristisch und kompromisslos auf den Offroad-Einsatz ausgelegt. Und genau hier liegt das Problem: Denn ein Eletro-Vehikel mit genügend Reichweite für den Shoppingtrip des guten Gewissens zu bauen, ist eine Sache. Die sensible Elektro-Technik auch bei Geröllhalden-Parcours, Flusswanderungen oder Wüstendurchfahrungen bei Laune zu halten, eine ganz andere. Umso erstaunlicher ist es, was der Flüster-Defender alles kann. Unter der Haube sitzt statt des Dieselmotors ein gewaltiges, 410 Kilo schweres Lithium-Ionen-Batteriepaket. Der Elektromotor mit 70 kW bzw. 95 PS Leistung ist dagegen vergleichsweise klein.
Ab Start kommt der Elektro-Defender auf ein maximales Drehmoment von 330 Nm – wie bei E-Motoren üblich, wird auf ein Getriebe verzichtet. Das fährt sich auf Anhieb gut und nicht so ungewohnt, wie erwartet. Völlig lautlos ist die Schleichfahrt allerdings nicht, die Löwen und Elefanten werden sich an ein leichtes Surren gewöhnen müssen. Die Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h ist eher bescheiden bemessen, dafür ist sie vor- wie rückwärts verfügbar. Auch die Reichweite von 80 Kilometern dürfte den Einsatzbereich für den Elektro-Offroader limitieren. Doch den Entwicklern geht es ohnehin eher darum, die Geländefähigkeiten zu testen – und im Kriech- und Klettermodus hält die Batterie immerhin acht Stunden.
Wie im Serien-Defender kommt eine Differentialsperre zum Einsatz, allerdings hat Land Rover die Fahrwerkskontrolle Terrain Response verbaut. So klettert man ohne Emissionen über Hügel und durch Flussbetten und sammelt – dank Rekuperation – beim Bremsen und Bergabfahren sogar noch Energie, die ins System eingespeisst wird. Eine weitere Überraschung: Der Starkstrom-Defender ist nicht wasserscheu, im Gegenteil – die Wattiefe liegt mit 80 Millimetern deutlich über den Fähigkeiten des Diesel-Defenders. Und wäre man auf eine Innenraumheizung und den zugehörigen Lufteinlass verzichten, könnte man den E-Defender entsprechend abgedichtet sogar als U-Boot verwenden. Vorerst ist jedoch nur eine Zukunft als rollendes Testlabor in Wildparks über Wasser vorgesehen.
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Fotos: Land Rover