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Ist der neue Porsche Panamera eine „Bella Macchina“?

Ist der neue Porsche Panamera eine „Bella Macchina“?

Wo könnte man die ästhetischen Qualitäten eines neuen Reisesportwagens besser beurteilen, als in Italien? Ein Roadtrip mit dem neuen Porsche Panamera Turbo durch die „Terra dei Motori“.

Geräumig, komfortabel, familientauglich, schnell – der Porsche Panamera ist einer der „Greatest Hits“, die Zuffenhausen im neuen Jahrtausend gelandet hat. Nur als klassische Schönheit galt die erste Generation des Viersitzers nicht. Zu voluminös erschienen vielen Designpuristen die vom Porsche 911 entliehenen Proportionen und Rundungen im XXL-Format, zu ungewohnt war das glatte Fastback-Heck im Kontrast zum kantigen Design-Mainstream. In der zweiten Generation kommt der Panamera nun deutlich gefälliger daher: Der möchte kein „Buckelwal“ mehr sein – und das Designteam hat ganze Arbeit geleistet, den großen Viertürer auch optisch in einen echten Sportwagen zu verwandeln. Als Vorbild diente wieder einmal der Porsche 911 mit seinen geschärften Kanten und muskulösen Flanken. Doch dieses Mal sitzt die Karosserie straffer über dem Package, auch das schmale, durchgehende Leuchtenband am Heck verleiht dem Panamera deutlich mehr Dynamik.

Auch aus der Fahrerperspektive lässt einen der neue Panamera schnell vergessen, dass man eine familientaugliche Limousine pilotiert – vor allem, wenn unter der Haube der 550 PS starke Vierliter-V8 der Turbo-Version seine Arbeit verrichtet. In seinem dunkelgrauen Lack mag der Viertürer kein Hingucker sein, doch durch die geschwungenen Kurven der Landstraßen zwischen Modena und Bologna sprintet der Panamera Turbo nicht weniger agil als ein Ferrari oder Lamborghini – 3,6 Sekunden dauert es, dann hat die Tachonadel die 100-Stundenkilometer-Marke passiert. Der zentralen, noch immer analoge Drehzahlmesser ist übrigens eine Hommage an den Porsche 356 A des Jahres 1955 – von den 770 Newtonmetern Drehmoment des Panamera konnte man damals freilich nur träumen. 

Noch eindrucksvoller als der Vortrieb ist das Handling: Mit seiner Hinterachslenkung, dem aktiven Wankausgleich und einer neuen Dreikammer-Luftfederung klebt der Panamera in den schärfsten Kurven, nur um momente später wieder wolkengleich über jede Bodenwelle zu schweben. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn man sich beim Mittagessen in einer der vorzüglichen Trattorien nicht beherrschen konnte und einem die Kombination aus Antipasti, Primi, Secondi und Dolci doch ein wenig schwerer im Magen liegt. 

Die Emilia Romagna rund um Modena und Bologna ist wegen der zahlreichen hier beheimateten Autofirmen als „Terra dei Motori“ bekannt, sie bietet aber auch andere Verlockungen: Parmesankäse, Balsamico-Essig, Schinken, Wein – wohl dem, der über einen geräumigen Kofferraum verfügt und sich großzügig eindecken kann. Wer zum Gourmet-Shopping im ganz großen Stil nach Italien reist, sollte sich allerdings lieber für den neuen Porsche Panamera Sport Tourismo entscheiden – das Kombiheck schluckt bei Bedarf das Sortiment eines kleinen Gemischtwarenladens.

Dass unser Panamera Turbo trotz vollem Kofferraum und schwerem Fahrer ein echter Sportler ist, darf er zum Sonnenuntergang nochmals bei einer schnellen Kurvenjagd in den Bergen südlich von Modena beweisen. Und hier oben, in der Dämmerung, erhält auch das neue Design endlich seinen italienischen Segen: Neben uns hält mit stotterndem Motor eine verbeultes Piaggio-Dreirad, der alte Mann am Steuer rollt das Fenster herunter und ruft uns durch eine ansehnliche Zahnlücke ein beherztes "che bella machina!" entgegen. Mehr kann man sich nicht wünschen!

Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2017