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Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens

Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens

Am richtigen Ende gespart? Der Porsche Panamera S Hybrid ist kein markenpolitischer Widerspruch, sondern ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir sind mit dem grünen Imageträger von Zuffenhausen nach Hamburg „gesegelt“.

 

Die Hütte im Wald ist nicht die einzige Lösung, eine nachhaltige Lebensweise fängt auch im Kleinen an: Stecker ziehen vor dem Urlaub, Saisongemüse aus regionaler Erzeugung kaufen, innerdeutsche Strecken mit der Bahn statt dem Flieger zurücklegen. Nach dem ökologischen Großalarm der vergangenen Jahre sackt langsam die Erkenntnis, dass die Sache mit der emissionsfreien Mobilität komplexer als gedacht und der moderne Mensch für die totale Enthaltsamkeit schlicht zu bequem geworden ist. Auch in der Autoindustrie hat sich mittlerweile ein gewisser Öko-Pragmatismus durchgesetzt: Bis der Verbrennungsmotor in einigen Jahrzenten endgültig abgelöst und eine neue, tatsächlich umweltschonendere Technologie gefunden ist, muss man eben an allen Ecken und enden drehen, um Sprit-Durst, CO2-Ausstoß und damit die Flottenbilanz herunterzuschrauben. Möglich ist das nicht durch die eine einzige, geniale Idee, sondern vielmehr ein vielteiliges, pragmatisches Maßnahmenpaket. Und statt öffentlichkeitswirksam die großen und schnellen Automobile als Übel per se zu stigmatisieren, sollte ganz undogmatisch gerechnet werden, was unter’m Strich wirklich hinein- und herauskommt.

Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens

Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens

Einen Porsche Caynenne oder Panamera mit Hybrid-Antrieb auszustatten, ist sicher nicht die Lösung aller Probleme. Die mittlerweile recht absatzstarken Dieselmodelle können im Vergleich sogar sparsamer laufen als die Elektro-Benzin-Kombo mit ihrem schweren Akkupack. Und ein Winfried Kretschmann würde wohl trotz Hybrid-Schriftzug keinen Dienstwagen aus Zuffenhausen ordern. Doch es ist ein Anfang. Und man bekommt eine Idee, wohin die Reise langfristig geht. Unsere Test-Tour führt von Stuttgart nach Hamburg – eine Strecke, die sich nicht nur stellenweise zum Gasgeben empfiehlt, aber angesichts der aktuellen Rekord-Spritpreise auch schnell ins Geld gehen kann.

Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens

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Doch wer einen Porsche kauft, so denken wir, möchte nicht mit Tempo 110 zwischen den LKWs kleben. Schließlich stecken in unserem Panamera Hyprid S ein Sechszylinder-Motor mit 333 PS und ein Elektro-Motor mit weiteren 47 PS. Macht summa summarum 380 PS Leistung. Dagegen stehen ein durchschnittlicher Benzinverbrauch von 7,1 Litern auf 100 Kilometer und 167 Gramm CO2, die pro Kilometer ausgespuckt werden. Was die Qualität eines Hybrid ausmacht, ist aber nicht nur die Leistung oder Effizienz der einzelnen Module, sondern deren Zusammenspiel. Porsche hat sich für einen sogenannten Parallel-Full-Hybrid entschieden. Die Elektromaschine sitzt zwischen Getriebe und Motor und kann über eine Trennkupplung automatisch zugeschaltet oder abgekuppelt werden, als Dirigent des ungleichen Orchesters fungiert das Motormanagement.

Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens

Tatsächlich scheinen die Ingenieure bei den Berliner Philharmonikern in die Lehre gegangen zu sein: das Arrangement ist äußerst harmonisch und schreckt auch Hybrid-Novizen nicht ab. Das Prélude nach dem Druck auf die Start-Taste liefert zunächst der E-Motor – bis 75 km/h kann man im Schleichmodus leiser durch die Stadt gleiten als in einem Rolls-Royce. Die elektrische Zugkraft hat etwas unangestrengt Elegantes und Leichtfüßiges, dass den Panamera kleiner und agiler wirken lässt, als er tatsächlich ist. Tritt man das Gaspedal etwas fester, meldet sich aus dem Orchestergraben umgehend das V6-Bassbläser-Ensemble. Ein deutlicher Wechsel in der Tonart natürlich, jedoch kein Paukenschlag – der Übergang ist melodisch und ausgewogen.

Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens

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Wer möchte, kann den Einsatz des Benziners hinauszögern, indem er die E-Power-Taste drückt. Reicht die Leistung der Batterie, bleibt es dann auch bei schnellerer Fahrt elektrisch – und mit dem „E-Boost“ ist die Beschleunigung sogar noch sportlicher und elastischer. Auf der Autobahn in Richtung Hamburg lässt sich noch eine weitere Fuktion ausprobieren: das sogenannte „Segeln“. Bis zu einer Geschwindigkeit von 164 km/h kann man den Panamera Hybrid mit abgeschaltetem Motor über die Bahn gleiten lassen. Und es ist interessant zu beobachten, wie sich promt das gute Gewissen einstellt, sobald die Drehzahlnadel nach unten sackt. Für 700 Kilometer hält der Spass am Sparen jedoch nicht an – und wir erwischen uns immer wieder beim Durck auf die Sport-Taste und dem Gaspedal, wobei auch die Achtgang-Automatik immer recht hochtourig bleibt. Am Ende brauchen wir für die Strecke gut fünf Stunden und zehn Liter Benzin auf 100 Kilometer. Ein ordentlicher Schnitt mit Verbesserungspotenzial – in beide Richtungen.

Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens
Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens Porsche Panamera S Hybrid: Segeltörn des guten Gewissens

Die Strecke ist zurückgelegt, doch das technische Prinzip noch nicht ganz zu Ende erzählt: Denn der Panamera Hybrid kann nicht nur Energie verbrauchen, sondern auch gewinnen. Die Nickel-Metallhybrid-Batterie unter dem Kofferraumboden wird beim Bremsen wieder aufgeladen. Die Rekuperation kann auch auf dem Zentraldisplay verfolgt werden – Bonuspunkte- und Meilensammler werden dieses Feature lieben. Damit man beim Boosten oder Segeln nicht auf Klimaautomatik oder Lenkunterstützung verzichten muss, wurden diese Funktionen zudem vom Verbrennungsmotor ab- und am E-Motor angekoppelt.

Alles in allem haben die Entwickler ein durchaus funktionales, alltagstaugliches, souveränes Paket auf die Räder gestellt. Wer den Porsche Panamera Hybrid S aus bloßer Sparsamkeit ins Auge fasst, sollte jedoch noch einmal nachrechnen: Den Basispreis von 106.185 Euro inklusive Steuern wird man nicht so schnell wieder „einsegeln“ können. Vielmehr ist der Hybrid eine Wahl für Individualisten und Technik-Avantgardisten, die vom grünen Image profitieren und die Antriebsentwicklung von der ersten Stunde an erleben wollen. Vielleicht wird der Hybrid-Panamera sogar einmal als Investitionsobjekt interessant – in fünfzig Jahren ist er als frühes Artefakt der technologischen Wende sicherlich ein begehrtes Sammlerstück. Die nötige Seltenheit sollte angesichts der bisher recht überschaubaren Verkaufszahlen auch gegeben sein.

Text & Fotos: Jan Baedeker