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Wie der letzte Vulcan-Bomber mit Orangenbiskuit gerettet wurde

Wie der letzte Vulcan-Bomber mit Orangenbiskuit gerettet wurde

Beim diesjährigen Goodwood Festival of Speed erhob sich der einzige noch flugfähige Avro Vulcan Bomber in den Himmel über Sussex. Fotografin Amy Shore ging für Classic Driver an Bord und erforschte die anrührende Geschichte dieser historischen Maschine.

Das Adjektiv anrührend ist für ein Kampfflugzeug natürlich etwas ungewöhnlich. Die 1946 konstruierte Avro Vulcan ist ein knapp 38 Tonnen schwerer britischer Tarnbomber, der bei Bombenangriffen so tief fliegen konnte, dass er weder vom Radar, noch von feindlichen Flugzeugen darüber entdeckt werden konnte. Da diese Bomber-Generation mit einer Reichweite von 2.600 Meilen aber schon längst ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat, gibt es heute nur noch ein einziges, flugtaugliches Exemplar: Die XH558, die zwischen 1960 und 1985 der Royal Air Force diente. Erst 1997, also nach ihrer professionellen Karriere, begann der Luftfahrtingenieur Dr. Robert Pleming damit, die Maschine liebevoll zu restaurieren. Und beinahe wäre die Auferstehung der Vulcan - so erzählt uns Kevin "Taff" Stone, der führende Ingenieur im langwidrigen Restaurierungsprozess -  niemals zustande gekommen. Aus Mangel an Orangenbiskuits!

Als der Orangenbiskuit ausging

„Während der Restaurierung hatten wir unseren Fans in den sozialen Netzwerken mitgeteilt, dass uns der Orangenbiskuit ausgegangen war und dass wir nun gezwungen sein würden, uns mit einsamen Tassen Tee zufrieden zu geben. Noch am selben Tag fuhr ein Tesco-Transporter vor dem Hangar vor und lieferte uns 100 Schachteln Orangenbiskuit-Kekse“, erinnert sich Taff, während er mir eine Tasse Tee und dazu, wenig überraschend, Orangenbiskuit reicht. Die Vulcan wurde dieses Jahr bereits von 10.000 Besuchern besichtigt und die meisten der noch folgenden Führungen sind bereits ausgebucht. Genauso hat es sich der Mann hinter diesem Projekt, Geschäftsführer Dr. Robert Pleming, vorgestellt. Als Pleming den Auftrag annahm, hätte er nicht für möglich gehalten, dass am Ende insgesamt sieben Millionen Pfund für die Restaurierung investiert werden müssten. „Die größte Herausforderung bei der Restaurierung war die Finanzierung. Anfangs wurde unser Antrag beim Heritage Lottery Fund abgelehnt. Dann, im August 2006, hatten wir keinen Cent mehr und dachten wirklich, das Projekt würde scheitern. Die Öffentlichkeit rettete das Projekt, in dem sie den Großteil der Finanzierung spendeten. XH558 ist wahrhaftig ein Flugzeug des Volkes“ - und wurde beim diesjährigen Goodwood Festival of Speed entsprechend gefeiert.

Nichts hält ewig

Leider ist das Ende der Vulcan bereits vorbestimmt: Nur noch ein weiteres Jahr darf die Maschine abheben, dann sind acht Jahre nach dem ersten Jungfernflug im Oktober 2007 vergangen. „Es gibt zahlreiche kritische Bauteile, die nur eine bestimmte Lebensdauer haben. Und wir bewegen uns leider bereits mit großen Schritten auf die Grenze der Haltbarkeit zu. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die Vulcan noch bis Ende 2015 abheben kann.“ Martin Withers, Chefpilot der XH558, fügt hinzu, dass sie mit kleinen Eingriffen dafür sorgen werden, dass das Flugzeug so lange wie möglich in Schuss bleibt.“ Laut Pleming könnte die Vulcan nach ihrer Pensionierung als Ausstellungsstück an einem neuen College stehen, das er gedenkt zu eröffnen – für jene Sieben- bis Vierzehnjährige, die ein Ingenieursstudium anstreben, um noch mehr Mädchen für sich zu begeistern. Am Ende unseres Gesprächs stellt Pleming noch eine interessante Rechnung auf: „Würde man die Kosten der Restaurierung durch die Menge an strahlenden Gesichtern teilen, welche die Vulcan auslöste, würde jedes Lächeln ein Pfund kosten. Wir finden, das hat sich gelohnt!“

Fotos: © Amy Shore for Classic Driver