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Die Rallye mit Concours in St. Moritz bringt frischen Wind in das alte Empire

Die Rallye mit Concours in St. Moritz bringt frischen Wind in das alte Empire

St. Moritz befindet sich zwar offiziell in der Schweiz, aber während des British Classic Car Meeting am vergangenen Wochenende wurde klar, dass das mondäne Bergdorf ein letzter Außenposten des ehrwürdigen britischen Empires ist – und der ideale Spielplatz für grandiose Autos made in England.

Es herrscht eine ganz spezielle Verbindung zwischen dem Skiresort St. Moritz und dem Vereinigten Königreich. Schließlich hatten die Briten das sonnige Tal im Engadin vor fast zwei Jahrhunderten für sich entdeckt. Sie waren es auch, die den Ort auf die Karte der Winterdestinationen setzten, nachdem Hotelpionier Caspar Badrutt sie mit einer Wette zur Wiederkehr herausforderte. Selbst heute gelten der St. Moritz Toboganning Club und der Cresta Run als Institutionen des gehobenen British Way of Life und des typisch britischen Sportsgeistes. Die Gentlemen, die man an der Sunny Bar oder im Dracula Club trifft, mögen zwar nicht immer im Besitz eines britischen Passes sein, dafür haben sie eine Passion für seltene, leistungsstarke und elegante Autos, die auf der Insel ersonnen wurden. Ehrlich, wir können uns kaum ein idealeres Auto für die kurvenreichen Straßen Graubündens und des Engadin wünschen, als einen klassischen Aston Martin, Bentley oder Jaguar.

Einmal im Jahr werden die besten britischen Autos bei einer Straßenrallye und einem Concours of Elegance im Rahmen des British Classic Car Meeting (BCCM) gefeiert. Organisiert wird das Treffen von Peter Egli, dem Chairman des weltberühmten Hotels Suvretta House. Das Team hinter BCCM wächst weiter und zählt heute lokale Enthusiasten dazu genauso wie die Fotografen Fabrizio d´ Aloisio und Andrea Klainguti. Zusammen haben sie diesen Event sorgfältig neu erfunden und einen frischeren, aktuelleren Auftritt für die 28. Auflage entwickelt. Inspiriert von dem großartigen Film „Grand Prix“ (1966) mit James Garner und Françoise Hardy hat BCCM echten Motorsport-Spirit in die Schweizer Alpen importiert: Ein Aufgebot an klassischen und moderneren Monocoque-Rennwagen wie einem seltenen Brabham und dem Formel 1-Wagen von Jaguar, den Eddie Irvine einst lenkte. Die Kunst rund um das Treffen wurde von dem „Michel Vaillant“-Illustrator Christian Papazoglakis kreiert.

Der Preis für den Exzentriker des Weekends geht an den Bond Bug 700 ES, der von Georg Dönni nach St. Moritz gefahren wurde. Für uns ist dieser dreirädrige, zweisitze Keil geradezu das, was die Briten ein Marmite Car nennen – wie der typische Brotaufstrich hasst man oder liebt man ihn. Wir lieben ihn! Natürlich hat man aber nicht auf die Ikonen, die weltweit bewunderten britischen Klassiker, die das Herzstück jedes BCCM sind, verzichten müssen: Die Jaguar XK und E-Types, die Austin Healey und MG und die majestätischen Bentley und Rolls-Royce.

Am Samstag bekamen die Teilnehmer die Gelegenheit, los zu fahren, um einige der schönsten und aufregendsten Bergstraßen Europas zu erleben. Die Route führt über das Unterengadin und Scuol, weiter zum Reschenpass, Mals in Südtirol und danach den herrlichen Ofenpass. Nach einem eleganten Black-tie-Dinner in den historischen Sälen des Suvretta House, startete am Sonntagmorgen die Parade der Autos für den Concours d` Elegance im Garten des Grand Hotel.

Wiewohl einige der moderneren Fahrzeuge wie ein Triumph Spitfire von 1980 und ein Bentley Brooklands von 1997 von der Jury gewürdigt wurden, ging der „Preservation Award“ für einen wunderbar ursprünglichen Jaguar von 1957. Die Krönung „Best of Show“ erhielt ein Auto, das wie wenige quintessentiell britisch und vornehm ist: Ein Rolls-Royce Silver Wraith mit Mulliner-Karosserie von 1952 und im Besitz von Mauro Borella. Sowohl die Juroren wie das Publikum waren überwältigt von den eleganten Proportionen, den überschwänglichen Details und der bedeutenden Historie eines Automobils, das perfekt den Geist dieser besonderen Beziehung zwischen St. Moritz und Großbritannien verkörpert – eine Wahlverwandtschaft, die vermutlich bis ans Ende aller Tage Bestand haben wird.

Fotos: Davide De Martis / Rosario Liberti / Patrick Blarer / Fabrizio d’Aloisio