Eine Übertreibung? Als unser Fotograf Rémi Dargegen vom Fundort zurückkehrte, kam auch er aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: „Unglaublich, einfach unglaublich. Dieser Platz ist einmalig. Was am meisten beeindruckt, ist die schiere Zahl an Autos, die in den Scheunen eingelagert wurden.“
Unglaublich, einfach unglaublich
Alles begann mit dem Großvater der Familie, die gegenwärtig die Sammlung besitzt. In den 1950er Jahren hatte er davon geträumt, dass Erbe der Vorkriegsfahrzeuge in einer Art Museum zu bewahren. Sein Augenmerk lag auf den französischen Marken und den berühmten Karosserie-Werkstätten. Der Herr war ein Unternehmer mit einer Speditionsfirma im Westen Frankreichs – und zudem ein wahrhafter Enthusiast. Auf dem Pariser Autosalon zeigte er einmal sogar einen selbstentworfenen Roadster. Doch seine Träume platzten in den 1970er Jahren, als sein Unternehmen kriselte und er gezwungen war, rund 50 seiner Automobile zu verkaufen. Der Rest seiner Sammlung blieb seitdem unberührt – bis zur kürzlichen Entdeckung.
Nur die größten Marken und Karosseriemanufakturen
Die Automobile waren auf seinem Grundstück in mehreren Nebengebäuden und behelfsmäßigen Wellblech-Schuppen untergebracht worden – unter den Kostbarkeiten finden sich große Marken wie Bugatti, Hispano-Suiza, Panhard & Levassor, Delahaye, Delage, Maserati und Ferrari. Zu den unfassbaren Fundstücken zählen auch einige Talbot-Lago T26, von denen eines, das sehr seltene Cabriolet Grand Sport Aérodynamique, einst im Besitz des ägyptischen Königs Faruk war. Aber es sind nicht nur die legendären Markennamen, die faszinieren, sondern auch ihre Formen, die einst von den berühmtesten Karosseriebauern ihrer Zeit wie Chapron, Million-Guiet und Saoutchik gestaltet wurden. In einer der Garagen des Fundortes schlummerte zum Beispiel ein Maserati A6G 2000 Berlinetta, einer von drei, die der Karosseur Frua 1956 geschaffen hatte. Und dann – unter einem Stapel Zeitungen – machte man eine weitere sensationelle Entdeckung...
Unter Stapeln von Zeitschriften: Alain Delons Ferrari 250 California Spider
Dort fand sich ein Ferrari 250 SWB California Spider mit verkleideten Frontscheinwerfern, der ursprünglich dem Komiker Gérard Blain gehört hatte. Für die detektivische Recherche der Artcurial-Spezialisten hört hier die bemerkenswerte Geschichte des vermutlich letzten California-SWB-Fundes noch lange nicht auf. Denn Blain verkaufte diesen Ferrari einst an Alain Delon, der sich auch mehrmals am Steuer fotografieren ließ. Einmal, im Jahr 1964, war Jane Fonda während der Dreharbeiten zu „Les Félins“ dabei seine Beifahrerin, einmal chauffierte der Beau mit seinem Ferrari niemand geringeres als Shirley MacLaine an der Côte d'Azur.
Ein Puzzle für Automobilhistoriker
Selbst die Ehefrau des ersten Sammlers wusste nicht, ob er den California Spider nun verkauft oder behalten hatte. Auch ihre Kinder ahnten nichts von dem Sportwagen, bis sie ihn vor einigen Monaten unter alten Zeitungen entdeckten. So ist es eigentlich nicht weiter erstaunlich, dass selbst Ferrari-Historikern der Verbleib dieses wunderbaren, von Pininfarina entworfenen Cabrios ein Rätsel war.
Was für eine Entdeckung!
Was für eine Entdeckung! Man ahnt, welche Begeisterung diese Sensation in Sammlerkreisen auslösen wird. Auf den Bieter-Krimi muss man glücklicherweise nicht lange warten: Artcurial Motorcars wird den Ferrari 250 California SWB zusammen mit den anderen 59 Fundstücken im Rahmen der traditionellen Rétromobile-Auktion am 6. Februar 2015 in Paris unter den Hammer bringen.
Wie Lord Carnarvon in Tutanchamuns Grab
Als Matthieu Lamoure, der Geschäftsführer von Artcurial, das einzigartige Scheunengold erstmals gezeigt wurde, war es für ihn „als würde Lord Carnarvon nochmals Tutanchamuns Grab betreten“. Nach seiner Meinung hat es „seit der Enthüllung der Sammlung Schlumpf in Mülhausen keinen vergleichbaren Fund von Automobilikonen gegeben, vor allem in diesem Originalzustand. Die Magie dieser 60 geheimnisvollen mechanischen Kreaturen erinnert fast an ein riesiges Kunstwerk: der unerfüllt gebliebene Traum ihres Besitzers.“
Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2014. All rights reserved.