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Artcurial sorgt beim Heimspiel auf der Rétromobile 2016 für Schlagzeilen

Artcurial sorgt beim Heimspiel auf der Rétromobile 2016 für Schlagzeilen

Mit Autos, die dem Angebot von RM Sotheby's und Bonhams durchaus die Schau stehlen konnten, durfte Artcurial bei seiner Auktion auf großen Erfolg hoffen. Doch die Franzosen genossen in Paris nicht nur ihren Heimvorteil, ihnen gelang mit dem Ferrari 335 S Spider auch eine echte Sensation.

Classic Driver zählte zu den Ersten, die von der sensationellen Versteigerung des Ferrari 335 S für über 32 Millionen Euro (inklusive Prämien) berichteten. Damit ist der Werksrennwagen nicht nur  das wertvollste Auto, das jemals in Europa versteigert wurde, sondern auch das teuerste Auktions-Auto – sowohl in Euro wie auch in Pfund, aber nicht in US-Dollar. Diese Ehre geht aufgrund der Fluktuationen der Wechselkurse an den Ferrari 250 GTO von Violati.

Keine Chance für Langeweile

In den Verkaufsräumen von Artcurial wird es nie langweilig. In Paris waren fünf Menschen gleichzeitig auf dem Podium und redeten in einer Art babylonischem Sprachengewirr an einander vorbei. Deshalb war es nicht gerade einfach festzustellen, was gerade verkauft worden war und was nicht. Der Ferrari 250 GT „SWB” beispielsweise, den Starauktionator Hervé Poulain anscheinend im Begriff war, für 7,8 Millionen Euro – also 1,2 Millionen Euro unter dem unteren Schätzwert – an einen Telefonbieter zu verkaufen, hat wie wir jetzt wissen, nicht den Mindestpreis erreicht. 

Autos, die für sich sprechen

Kaum verwunderlich erzielten die interessantesten Fahrzeuge auch die stärksten Preise. Ein schönes Aston Martin DB4 Cabrio von 1963 als Linkslenker kam für 1,25 Millionen Euro unter den Hammer und erzielte damit exakt den unteren Schätzwert. Gianni Agnellis einzigartiger Ferrari Testarossa Spider erbrachte 1,02 Millionen Euro. Das Ergebnis liegt mit nur 120.000 Euro über dem Schätzwert, was angesichts seiner Herkunft doch erstaunt. Die beiden Bugatti EB110 – ein Super Sport und ein SS „Le Mans” – erzielten ihrerseits mit 780.000 beziehungsweise 790.000 Euro Rekordpreise.

Humor trotzt allen Widrigkeiten

Das bemerkenswerteste Resultat erzielte eine arg mitgenommene Alfa Romeo Giulia von 1965, die ihren oberen Schätzwert von 200.000 Euro um 165.000 Euro überbot. Es ist derweil schwer zu glauben, das ein Ferrari California von 2010 ganze 393.000 Euro wert sein soll, egal, ob er eine Handschaltung hat oder nicht. Uns wunderte auch den Preis für den Citroën 2CV Sahara, der für 173.000 Euro unter den Hammer kam – die Preise von beiden enthalten die Käufer-Prämien. Diese Ergebnisse belegen, dass eine Auktion immer noch eine lohnenswerte Bühne ist, um die seltensten und interessantesten Fahrzeuge anzubieten.

Besser, aber noch lange nicht perfekt

Aber Artcurial entkam nicht dem Schicksal, dass auch andere Auktionshäuser ereilte. Viele Autos wurden unter Schätzwert vom Auktionator buchstäblich weg gehämmert, Nicht-Verkauftes häufte sich. Von den 124 Automobilen, die bei der Versteigerung am Freitag angeboten wurden, fanden 35 keinen Käufer – eine etwas ernüchternde Abverkaufsrate von 71 Prozent. Unter den "No Sales" waren der oben erwähnte Ferrari 250 GT „SWB”, der Bugatti EB112 Berline, dessen Gebote bis 1,9 Millionen Euro stiegen (wobei der Schätzwert unbekannt blieb) sowie der Alfa Romeo 6C 1750 Super Sport von 1929 sicherlich am bemerkenswertesten.

Hochprämierte springende Pferde

Wenn wir etwas von der Artcurial-Auktion gelernt haben, dann dass die Präsentation eines erstklassigen Ferrari wie Bonhams' 250 GTO oder RMs 290MM nicht nur die Aufmerksamkeit erhöht, sondern auch den Verkaufswert nach oben schnellen lässt. Artcurial hatte 150 Telefonbieter, 375 Bieter im Raum und mehr als 12.000 Interessierte, welche die Versteigerung online verfolgten. Doch der wahre Marktwert setzte sich 2016 letztlich immer wieder durch, während ambitionierte Schätzungen für durchschnittliche Fahrzeuge keine Chance mehr haben. Jetzt kann man gespannt sein, wie sich die Auktionshäuser auf die bevorstehenden Amelia Island-Versteigerungen vorbereiten und ob die Ergebnisse einen ähnlichen Trend beschreiben.

Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2016