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Dieser Harrington Sunbeam Alpine durfte das Ferrari Wappen tragen

Dieser Harrington Sunbeam Alpine durfte das Ferrari Wappen tragen

Bei den 12 Stunden von Sebring von 1963 fuhr dieser Sunbeam Harrington Alpine unter Nennung des N.A.R.T.-Teams. Und ist damit bis heute das einzige englische Auto, das legitim das Springende Pferd zur Schau stellen durfte.

Der Harington Alpine war eine vom Werk autorisierte Coupé-Version des Sunbeam Roadsters. Durchgeführt von dem in Sussex ansässigen Karosseriebauer Thomas Harrington Ltd. und vertrieben durch die Rootes Gruppe. Die augenfälligste Modifikation betraf das stromlinienförmige Dach aus Glasfaser, welches das schnittige Cabrio in ein hübsches Fastback-GT-Coupé mit Heckflossen verwandelte. Mit dem Ziel, dieses Auto im Motorsport einzusetzen.

Der wohlhabende Adressat dieses vermutlich einzigen Linkslenkers aus einer Serie von 110 Coupés war der Marchese Filippo Theodoli. Ein italienischer Adliger, der nach Dienst in General Clarks Fünfter Armee 1948 nach Boston ausgewandert war. Bei der Agentur Gardner betreute er unter anderem als Kunden Ferrari und Alitalia. Dass die staatliche italienische Fluglinie auch ein Hauptsponsor der Rennstrecke von Sebring war, kam Theodolis Motorsportplänen ebenso zugute wie die Freundschaft zu Luigi Chinetti, Ferraris Importeur für die US-Ostküste und Kopf des North American Racing Teams.

Nachdem er das Auto persönlich in England übernommen hatte, setzte Theodoli den Sunbeam unter Bewerbung des Rootes-Werksteams unverzüglich auf nordamerikanischen Rennstrecken ein. Doch die Ergebnisse der Saison 1962 waren mager – zwei 13. Plätze in Vineland und Bridgehampton und Platz 33 bei den 12 Stunden von Sebring.

Der erste Einsatz des Jahres 1963 und der zugleich zweite Start in Sebring sollte dann zugleich Höhepunkt und Schwanengesang des Harrington sein. Der Florida-Klassiker zog die Crème de la Crème der damaligen Sportwagen-Elite an – Surtees, Graham und Phil Hill, Vaccarrella, Scarfiotti, Bandini, Parkes, Rodriguez, Mairesse, Ginther, Ireland, Bonnier, McLaren, Gurney, Cunningham, Foyt, Hall, Sharp - sie waren alle da....

Als Ehrenmitglied des N.A.R.T.-Teams teilte sich der Sunbeam die Boxen mit zwei Ferrari 250 GTO, dem Le Mans-Siegerwagen von 1962, dem 330 TRI für Pedro Rodriguez und Graham Hill sowie dem auf unserem Aufmacherfoto abgebildeten Dino 268 SP. Eigens für das große Rennen erhielt der zwischenzeitig mit stärkeren Weber-Vergasern bestückte Sunbeam einige N.A.R.T.-Spezialteile spendiert – darunter einen 40-Gallonen-Tank für Langstreckenrennen und einen blauen Schalensitz aus einem GTO. Und natürlich hatte er auch die Ehre, dass N.A.R.T.-Wappen an den vorderen Kotflügeln zu tragen. 

Zusammen mit Bill Kneeland landete Theodoli trotz Problemen mit dem Tankverschluss auf Platz 36 im Gesamtklassement. In der GT-Klasse bis 1,6 Liter reichte es hinter zwei Porsche und einem weiteren Alpine zu Platz vier. Doch das Rennen war nicht frei von Kontroversen. Nachdem sich nach einem Boxenstopp der Tankverschluss gelöst hatte, schwappte literweise Benzin auf die Strecke. Als Folge drehte sich Masten Gregory auf seinem Jaguar E-type. Der Amerikaner war nicht amused, die Kommissare studierten den Fall auch, sahen aber von einer Strafe ab.

Kaum war der Sunbeam nach der Rückkehr vom Rennen von seinem Transporter geladen, hatte ihn auch schon Bob Avery aus New Hampshire im Tausch gegen seinen Sunbeam Rapier erworben. Als Teil des Deals wurde der Wagen auf eine Straßenversion zurückgerüstet und damit seine einzigartige Historie unterbrochen. Es sollten rund 30 Jahre vergehen, ehe der noch immer im Besitz Averys befindliche Wagen in seinen glorreichen Sebring-Zustand zurückversetzt wurde. 

Nach Averys Tod 2012 erwarb ein Sammler aus Bristol das Auto und unterzog es einer zweiten Restaurierung. Bereits mit dem Ziel, das Auto zurück auf die Rennstrecken zu bringen. Beim 72. (und 73.) Goodwood Members’ Meeting war es dann tatsächlich so weit. Die Zuschauer staunten nicht schlecht: Konnte dieser sehr britisch aussehende Wagen mit den N.A.R.T.-Stickern wirklich ein Ferrari sein?

Wir nehmen an, dass es auch nächste Woche im Verkaufsraum der RM Sotheby’s London Sale einige verblüffte Gesichter geben wird. Wenn im Veranstaltungszentrum Battersea Evolution der Sunbeam an den Meistbietenden versteigert werden soll. Der Schätzpreis beläuft sich auf 100.000 – 140.000 Pfund Sterling – zu wenig für einen zweimaligen Sebring-Starter und Ex-N.A.R.T.-Teammitglied? 

Fotos: RM Sotheby’s © 2016

Sie finden diesen Harrington Sunbeam Alpine zusammen mit den übrigen Losen der RM Sotheby’s London Sale im Classic Driver Markt gelistet.