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Tara Brownes AC 289 Sports by BEV: Im Rausch der Farben

Tara Brownes AC 289 Sports by BEV: Im Rausch der Farben

Es ist nur allzu leicht, ein Automobil als Kunstwerk zu proklamieren. Doch der AC Roadster, den sich Guinness-Erbe und Beatles-Freund Tara Browne im Jahr 1965 von Douglas Binder, Dudley Edwards und David Vaughn psychedelisieren ließ, war wirklich eine Kunstsensation.

 

Die Künstler Douglas Binder und Dudley Edwards sowie ihr Manager David Vaughn waren im Swinging London der 1960er Jahre eine feste Größe – unter dem Kollektivnamen BEV schmückten Sie von Möbeln bis Häusern so ziemlich alles, was ihnen vor die Pinsel kam, mit ihren handgemalten psychedelischen Farbstrudeln. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand die Verwandlung von alltäglichen Gegenständen in Kunstobjekte; nur im Zusammenspiel mit der zugrundeliegenden Form entfalteten ihre Muster und Farbverläufe ihre eigentliche Dynamik. Das Kommando hielt der äußerst extrovertierte, jedoch nicht immer umgängliche David Vaughn, während Binder und Edwards für die Umsetzung der Ideen eingespannt wurden.

 

Tara Brownes AC 289 Sports by BEV: Im Rausch der Farben Tara Brownes AC 289 Sports by BEV: Im Rausch der Farben

Edwards Inspirationsquelle war die Welt der Jahrmärkte und Schausteller. Mit Binder teilte er die grafische Vorliebe für den Kontrast scharfer Kanten und weicher Farbverläufe: „Dieser Effekt“, so berichtet Edwards gegenüber Classic Driver, „hat mich immer sehr an die Akkorde von Thelonious Monk erinnert.“ Nachdem bereits zahlreiche Möbelstücke und Mauern hinter den synästhetischen Farbwelten verschwunden waren, entdeckten BEV das Automobil als Leinwand. Ihr erstes fahrbares Werk entstand auf einem Buick Electra Convertible von 1960, der fortan zur Akquise neuer Interessenten dienen sollte. „Wir waren uns damals sicher, dass uns niemand sein Auto überlassen würde, ohne vorher ein Beispiel unserer Arbeit zu sehen“, erinnert sich Edwards. Der Prozess war jedoch derselbe wie bei einem Möbelstück: Erst wurde gereinigt und grundiert, dann mit farbenprächtiger, harziger Haushaltsfarbe gestrichen.

 

 

Tara Brownes AC 289 Sports by BEV: Im Rausch der Farben
Tara Brownes AC 289 Sports by BEV: Im Rausch der Farben Tara Brownes AC 289 Sports by BEV: Im Rausch der Farben

Auch der umtriebige Guinness-Erbe Tara Browne, der Binder und Edwards einst mit den Beatles bekannt gemacht hatte, bekam vom neuen Kunstfeld von BEV zu hören – und orderte umgehend eine „Spezialbehandlung“ für seinen brandneuen AC 289 Sports. Bei dem Roadster handelte es sich übrigens nicht um eine Cobra – aus rechtlichen Gründen durfte der englische Sportwagen mit seinem 427er-Chassis diesen Namen nicht mehr tragen. Nachdem Binder und Edwards ihr Werk vollendet hatten, wurde der farbenprächtige AC in Robert Frasers Galerie in London-Mayfair ausgestellt – und es dauerte nicht mehr lange, bis die Presse das Art Car entdeckte. Lord Snowdon, damals mit Prinzessin Margaret verheiratet und Mitglied im House of Lords, fotografierte Brownes AC im Norden Londons für Paris Match und das amerikanische Magazin Look. Bei Pathé News hieß es derweil: „Das ist kein Auto mehr, das ist ein Gemälde. Die Kunstwerk spielt ein neues Spiel und hat dabei die synthetische Emaille-Farbe für sich entdeckt. Hier trifft 1930er-Jahre-Dekor auf Pop Art! Das ist Kunst auf Rädern!“

 

Tara Brownes AC 289 Sports by BEV: Im Rausch der Farben

Edwards durfte den AC jedoch nicht nur bemalen, er verbrachte auch einige Zeit auf seinem Beifahrersitz. „Zu dieser Zeit gab es wohl keinen anderen Sportwagen, in dem man sich so sehr wie in einem Dragster fühlte“, so Edwards. „Die Höchstgeschwindigkeit war nicht so beeindruckend – dafür aber die Beschleunigung. Einfach wow! Man hörte jeden Kolben, der Motor schlug von einer Seite des Wagens zur anderen, und man war an seinen Sitz gegurtet wie ein Astronaut beim Raketenstart. Eine durch und durch männliche Maschine ohne jeglichen Schnickschnack und eine Karosserie mit dem Sicherheitsgefühl von Alufolie!“

Tara Browne wurde weltbekannt, nachdem er im Alter von nur 21 Jahren am Steuer seines Lotus Elan tödlich verunglückte und von den Beatles mit dem Song „A Day in the Life“ gewürdigt wurde. Für Edwards und Binder ging die Arbeit weiter – sie bemalten Paul McCarthys „Magic Piano“ sowie zahlreiche Londoner Szene-Läden wie „Dandie Fashions“ oder „Lord John“. Auch die Häuser von Paul McCartney und Ringo Starr erhielten das „Edwards Treatment“. Und der AC 289 Sports? Der Markenexperte Trevor Legate hat uns verraten, dass der Wagen noch vor wenigen Jahren in England angemeldet war und heute – wir wagen es kaum zu sagen – in Weinrot-Metallic lackiert ist.

 

Weiterführende Links

Wir danken Dudley und Madeleine Edwards für die freundliche Unterstützung bei der Recherche zu diesem Artikel. Besuchen Sie auch ihre Website www.amazedltd.com

Sehenswert ist auch dieses Dudley-Edwards-Interview mit Groove Grove Graphics: Teil 1, Teil 2, Teil 3

Auch Paul McCartney spielt noch auf seinem Magic Piano, wie hier auf seiner Welttournée 2011.

Empfehlen können wir auch Trevor Legates exzellentes Buch Cobra: The First 40 Years, das man bei www.amazon.com bestellen kann.

AC Cobra finden Sie auch im Classic Driver Marktplatz

 

 

Fotos: Martin Cook, Courtesy of Dudley Edwards - Strictly Copyright