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Internal Affairs – Die ungewöhnlichsten Porsche-Cockpits aller Zeiten

Internal Affairs – Die ungewöhnlichsten Porsche-Cockpits aller Zeiten

Porsche gilt als Sportwagenmarke aller Puristen. Doch so schlicht und funktional das Design auch war, so abgedreht ging es mitunter im Innenraum zu. Wir blicken zurück in die ungewöhnlichsten Porsche-Interieurs – von psychedelisch bis haarsträubend.

Schwäbisch-bodenständig zum Erfolg

Bodenständig, alltagstauglich, funktional: Nicht nur der Porsche 356, sondern auch der 911 verdankt seinen weltweiten Erfolg einem wunderbar schwäbisch-soliden Image. Kein Wunder – ihr Urahn war schließlich der VW Käfer, das demokratischste aller Automobile. Und während andere Sportwagenmarken im Kampf um die Aufmerksamkeit auf grelles Design und immer mehr Zylindern setzten, blieb Porsche der bescheidenen Sechszylinder-Heckmotor-Formel und dem prunklosen Auftritt weitgehend treu. Und auch wenn Porsche im Laufe der Jahre natürlich nicht nur puristische Design-Ikonen erschaffen hat, so haben doch die allermeisten Sportwagen aus Zuffenhausen von der so typisch deutschen, immer etwas unterkühlten Ingenieursästhetik profitiert.

Von Pepita bis Pascha

Angesichts der optischen Bescheidenheit klassischer Porsche-Modelle wundert es allerdings, welche ornamentalen Feuerwerke die Designer derweil in den Innenräumen gezündet haben. Die Sitzbezüge des Ur-Elfers aus Kord oder mit dem in der Nachkriegszeit so beliebten Pepita-Muster, bei deren Anblick sich der ein odere andere Porschefahrer an die kleinkarierten Freizeithüte des Altkanzlers Konrad Adenauer erinnert sah, waren freilich nur der Anfang.

In den 1970er Jahren hielten im Porsche 911, aber auch in neuen Modellen wie dem Porsche 914 und 928 gewagtere Ausstattungen Einzug. Legendär sind beispielsweise die bewusstseinserweiternden Flannellbezüge im sogenannten „Paschamuster“, dessen Op-Art-Look an ein Schachbrett auf LSD erinnerte. Auch plüschige Karo- und Nadelstreifen-Sitzbezüge sowie schottisch anmutende Tartan-Stoffe in knalligen Farben erfreuten sich ab Mitte der 1970er Jahre großer Beliebtheit.

Tigermuster und Flowerpower für Familie Piëch

Wie wild die Stuttgarter Designer doch werden konnten, zeigte sich besondern eindrucksvoll im Innenraum des nur wenige Male, primär für die Familien Porsche und Piëch gebauten Porsche 916 mit seinem Sechszylinder-Boxermotor: War das tatsächlich ein Tigermuster, dass die Sitzflächen schmückte? In der Familie blieb auch der feuerwehrrote 1973er Porsche 911 Carrera RS 2.7, den Porsche-Designchef Anatole Lapin für Hans-Michel Piëch im Paisley-Look ausstattete. Ob die gewagten Ausstattungen wohl heute noch existieren? 

Die wilden Achtziger

Während man im Jubiläumsmodell des Porsche 911 SC zum 50. Firmengeburtstag im Jahr 1981 noch auf burgunderrot-grau-gestreiften Stoffbezügen saß, gehörte in den 1980er Jahren schon bald die Volleder-Ausstattung zum guten Ton. Vor allem die komplett mit weißem oder knallrotem Leder ausgeschlagenen Cockpits, die uns heute beim bloßen Anblick Kopfschmerzen verursachen, galten damals als äußerst schick. Zudem wurde der Geschmack der Kundschaft vielfältiger: Hatte es bei Porsche seit 1978 bereits eine kleine Sonderwunschabteilung gegeben, wurde 1986 wegen der steigenden Nachfrage nach individuellen Modellen die Sparte „Porsche Exclusive“ gegründet. Ab dann gab es kein Halten mehr: Besonders berühmt wurden die „Flatnose-Turbos“ mit ihren zeitgenössischen Klappscheinwerfern, doch auch zahllose Serienmodelle wurden individualisiert. Und vor allem in den Cockpits wurden die Grenzen des guten Geschmacks immer wieder überschritten. Ein Scheich aus Katar soll sich etwa gleich sieben Varianten des Porsche 959 bestellt haben – allesamt mit seinem Wappen auf dem Lenkrad und kunterbuntem Lederinterieur.

Knallige Farben in einem dunklen Kapitel

In den 1990er Jahren wurde die Automobilwelt schließlich vom "Bicolor"-Virus befallen - und auch Porsche kannte keine Zurückhaltung. Im Gegenteil: Die beiden hier gezeigten "Interpretationen" des Porsche 911 der 996er-Baureihe gehören sicherlich zu den haarsträubendsten Komplimentärkontrasten der Kunstgeschichte, auch wenn wir die lila-türkisfarbene Kreation nur zu gerne einmal an Halloween ausgefahren hätten und der grün-weiß-rote 911 für einen arabischen Kunden auch jedem sportlichen Weihnachtswichtel ganz ausgezeichnet zu Gesicht stehen würde.

Doch man musste gar nicht bis in die Exklusiv-Abteilung von Porsche gehen, um in den 1990er Jahren das Fürchten zu lernen. Auch die Concept Cars (wie diese Boxster-Studie) und Serienmodelle, die wie dieser in der Zuffenhausener Designabteilung unter großem Sparzwang entstanden, gehören sicher nicht zu den Glanzlichtern der Porsche-Geschichte. Vielleicht fehlt uns zum postmodernen Formenflimmern im Innenraum eines Porsche Boxster der ersten Serie oder eines frühen Porsche 911 der Baureihe 996 einfach noch der nostalgische Abstand. Wenn es nach den Regeln des Marktes geht, dürfte auch diese Ästhetik in Kürze ihre Anhänger finden.

Zurück zum Start

Mit dem Porsche 911 Sport Classic begann man sich bei Porsche Exclusive schließlich im Jahr 2009 der eigenen Modellhistorie zu besinnen und legendäre Stilmittel wie die Fuchsfelgen oder den "Entenbürzel" wieder einzuführen. Ein weiteres limitiertes Retro-Modell folgte 2010 in Form des Porsche 911 Speedster, dessen Zweifarb-Interieur allerdings ungute Erinnerungen an die Bicolor-Verfehlungen der 1990er Jahre weckte. Zum 50. Geburtstag des Porsche 911 entwarfen die Designer schließlich ein Jubliäumsmodell mit den legendären Pepita-Sitzbezügen, womit sich der Kreis für's Erste geschlossen hätte. Wir sind gespannt, wann auch die Schachbrett- und Schottenmuster der 1970er Jahre ein offizielles Comeback feiern dürfen.

Fotos: Porsche Archiv. Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung.

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