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Ich bin Elsia Artioli – die Lotus Elise wurde nach mir benannt

Ich bin Elsia Artioli – die Lotus Elise wurde nach mir benannt

Die Presse hielt den Atem an, als bei der Frankfurter Automobilausstellung 1995 die Seidenhülle von der neuen Lotus Elise gezogen wurde. Wie ein Zauberkaninchen aus dem Zylinder kam die süße, winzige Elisa Artioli auf dem Fahrersitz stehend zum Vorschein und begrüßte die Welt.

Bugatti war nicht die einzige, ehedem großartige Automarke, die dank des charismatischen italienischen Geschäftsmanns Romano Artioli wieder in neuem Glanz erstrahlte. Er kaufte auch Lotus. Mit der Premiere der kompakten Elise startete Colin Chapmans legendäre Firma aus Norfolk noch einmal durch und einer der besten Sportwagen aller Zeiten begeistert Enthusiasten in der ganzen Welt.

Aber wissen Sie, wie die Elise zu ihrem Namen kam? Diese Ehre gebührt Artiolis Enkelin Elisa, die gerade zur rechten Zeit geboren wurde, um wesentlichen Anteil an einer der pfiffigsten Marketingeinfälle der Automobilgeschichte zu haben. Wir trafen die in Berlin ansässige Architektin Elisa und den Lotus, den ihr Großvater ihr 1997 schenkte in Triest, um mehr von dieser einmaligen Geschichte zu erfahren. 

Haben Sie aus Ihrer Kindheit ganz spezielle Erinnerungen an Autos?

Als ich zur Welt kam, war mein Großvater Romano der Chef sowohl von Bugatti Automobili in Italien wie auch von Lotus in England. Fotos aus meiner Kindheit zeigen mich mit einer Bugattimütze auf dem Kopf als kaum ein Jahr alt war. So bald ich auf meinen zwei Beinen stehe konnte, kaufte er mir Rutschautos damit ich mit ihnen im Garten herumfahren konnte. Er hatte Benzin im Blut und wollte diese Leidenschaft an jemand in der Familie weitergeben. Damit ich mir es nicht doch noch anders überlegen konnte, taufte er die Lotus Elise auf meinen Namen.

Warum genau hat Ihr Großvater seinen neuen Lotus nach Ihnen benannt?

Ich hatte das Glück, einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren worden zu sein. Mein Großvater kaufte Lotus in meinem Geburtsjahr 1993 und damit begann eigentlich schon das Projekt mit der internen Bezeichnung M111. Weil die Namen der vorherigen Lotus auch mit dem Buchstaben „E” anfingen, war es natürlich eine glückliche Fügung, dass seine erste Enkelin auf den Namen Elisa hörte. Er war davon überzeugt, dass mein Namen ein Glücksbringer für das Auto sein würde und es dadurch zum neuen Star der Marke Lotus avancieren könnte. 

Erinnern Sie sich an die berühmte Frankfurter Premiere?

Leider nein, weil ich damals erst zweieinhalb Jahre alt war. Aber ich bin richtig froh, dass ein Video dieser Präsentation existiert: man sieht, wie ich stolz mit meinem „I am Lotus Elise”-T-Shirt auf dem Fahrersitz stehe und mich am Lenkrad festhalte. Meine Familie hatte mich über Wochen auf diesen Auftritt vorbereitet. Ich wurde unter der Hülle versteckt, damit ich mich daran gewöhnte, bewegungslos und mucksmäuschenstill auszuharren. Außerdem haben sie mir beigebracht, zu sagen, dass mein Namen Elise ist. Als ich später in den Kindergarten kam, dachte ich wirklich, dass ich Elise Lotus heiße!

Können Sie uns etwas über Ihre Elise erzählen?

Sie ist die einzig wahre! Das sage ich, weil meine Elise für mich mehr als ein Auto ist. Mein Großvater schenkte sie mir nach der erfolgreichen Premiere. Jeder liebte die Elise und dieses kleine Mädchen, dass allen in Frankfurt die Schau gestohlen hatte. Es handelt sich hierbei um eine frühe S1, die ich seit 1997 besitze. Sie musste allerdings lange in der Garage auf mich warten, ehe ich mich an ihr Steuer setzen durfte. Aber von dieser ersten Ausfahrt an - übrigens die nervöseste meines Lebens, müssen Sie wissen - waren wir unzertrennlich. Egal, welche Schwächen sie haben mag, wenn ich in die Elise einsteige, bin ich zuhause. Kein anderes Auto ist wie Eli.

Warum hat die Lotus Elise nach Ihrer Meinung so viele treue Fans weltweit?

Die Elisa wurde entwickelt, damit Lotus endlich wieder auf die Erfolgsspur kommt, und ich bin wirklich glücklich, dass es auch so gekommen ist. Ich bin eine stolze Elise-Besitzerin - zu wissen, dass es auch heute immer noch das attraktivste Modell von Lotus ist, erfüllt mich mit Genugtuung. Das Auto wurde als bezahlbarer Sportwagen vorgestellt, aber mit der Performance und der Technologie eines Supersportwagens. Man muss sich nur vor Augen führen, welche Innovationen an Bord waren: ein Chassis aus Verbundaluminium, MMC-Bremsen. Und die Elise ist auch ein Leichtgewicht. Dieses Auto tritt bescheiden auf, dennoch ist es die Art Fahrzeug nach dem sich die Menschen heute wieder sehnen. Diese ganzen Hypercars mit über 800 PS sind einfach zu abgehoben. Die Elise schenkt einem ein genüssliches und packendes Fahrerlebnis zu einem günstigen Preis. Wie kann man da widerstehen?

In den letzten Jahren wurden Sie zur geradezu idealen Botschafterin der Elise und sind spielen eine tragende Rolle in der Lotus-Community. Wie kam es denn dazu? 

Ich beschloss, die öffentliche Bühne zu treten und anlässlich des 20. Jubiläums der Elise 2015 zu bloggen. Ich dachte, es wäre nett, wenn ich meine Kindheitserinnerungen an Besuche im Werk und den Anblick von Elise-Modellen auf dem Band teilen würde. Ganz ehrlich, ich habe nicht mit soviel Enthusiasmus für meine Posts gerechnet, aber die Resonanz aus der Lotus-Gemeinschaft war sehr gut. Ich treffe immer wieder erstaunliche Menschen, die wie ich diese Leidenschaft leben. 

Durch das Organisieren von Events wie dem Bugatti & Lotus Meeting jüngst in Campogalliano schaffen Sie eine Bühne für Ihren Großvater und sein Erbe. Das ist wichtig für Sie, oder?

Aus genau diesem Beweggrund habe ich mit dem Bloggen angefangen. Meine Generation weiß wenig über die italienische Ära bei Bugatti und Lotus. Meine Großeltern sind meine persönlichen Helden - sie haben viel Schlimmes erlebt, aber sie haben nie aufgesteckt. Mein Großvater beispielsweise widmete sich 40 Jahre lang unermüdlich dem Ziel, Bugatti wieder zum Leben zu erwecken. Enthusiasten in der ganzen Welt sind ihm für diesen Einsatz dankbar. Aber ich verdanke ihm noch mehr: Er schenkte mir eine Passion, eine Geschichte, die ich erzählen kann, und was noch wichtiger ist: An meine Träume zu glauben. Ich glaube nicht, dass irgendjemand verrückt genug gewesen wäre, das was er leistete, zu versuchen. Aber er sagte immer, dass nur verrückte Leute den Mut besitzen, um Dinge zu ändern.

Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2019 

Sie können Elisa Artioli auf Instagram folgen, wenn Sie hier anklicken. Zugleich finden Sie eine Auswahl an Lotus Elise zum Verkauf im Classic Driver Markt.