Chassis #06003, der erste und einzige 275 GTB Prototyp, wurde 1964 zunächst mit der originalen Short-nose-Karosserie gebaut und von Ferrari für die Entwicklung der kommenden Serienfahrzeuge genutzt. Entsprechend oft wurde der Wagen modifiziert, unter anderem mit der weiterentwickelten Long Nose-Karosserie von Scaglietti.  Der 275 GTB wurde im April 1965 zunächst verkauft, nur um schon im November des gleichen Jahres zurück ins Werk zu kommen. Wo dann entschieden wurde, #06003 weiteren Tests zu unterziehen, um so an Informationen zu der inzwischen neu entwickelten hinteren Einzelradaufhängung samt Transaxle-Getriebe zu kommen.

Es folgten rund 19.000 Testkilometer, während der man bei Ferrari dem 275 GTB diverse Rallye-Anbauten verpasste, wie Zusatzscheinwerfer, eine Kühlerblende, einen zusätzlichen (dritten) Scheibenwischer, einen zweiten Innenrückspiegel und eine modifizierte Motorhaube. Alles, um damit 1966 bei der Rallye Monte Carlo mit inoffizieller Unterstützung des Werks und dem damals 30-Jährigen Giorgio Pianta samt Co Roberto Lippi anzutreten. Auch wenn der spätere Fiat-Cheftester und Alfa Romeo-Rennleiter sowie sein Navigator im Auto mit Startnummer 43 ausfielen, beschrieb Pianta das Erlebnis später als „die schönste Erinnerung meines Lebens.“

Dieser einzigartige Ferrari präsentiert sich heute in seiner unverfälschten Monte Carlo-Spezifikation. Während 25 Jahren in einer Privatsammlung wurde er nie bei einem der prestigeträchtigen Concours oder bei historischen Rennmeetings gezeigt. Hoffen wir, dass wer immer den Zuschlag für den auf sechs bis acht Millionen Dollar geschätzten gelben Ferrari bekommt, ihn noch einmal im Rahmen einer Rallye Monte Carlo Historique auf die schneebedeckten Pässe der Seealpen zurückführt. Das würde uns wirklich gefallen!

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Gooding & Company © 2019