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Automobilgespräche mit Wilhelm Schmid, dem CEO von A. Lange & Söhne

Automobilgespräche mit Wilhelm Schmid, dem CEO von A. Lange & Söhne

Nachdem wir Wilhelm Schmid bereits in seinem AC Ace über die Alpen zur Villa d’Este begeleitet hatten, nahm sich der autobegeisterte CEO von A. Lange & Söhne noch Zeit für ein Gespräch über den Jungbrunnen-Effekt von Klassikern und persönliche Traumwagen.

Sie sahen am Steuer Ihres AC Ace ja sehr zufrieden aus. Ist der Wagen Ihr ultimatives Automobil?

Ja, ich denke schon. Vielleicht habe ich mit ihm schon zu früh meinen automobilen Gipfel erklommen, denn es wird schwer sein, dieses Auto noch einmal zu toppen.

Können Sie sich an das erste Auto erinnern, das Sie gefahren haben?

Das ist schwer zu beantworten – schließlich war ich der Sohn eines Autohändlers, der nebenbei noch eine kleine Tankstelle betrieb. Ich fuhr daher sehr viele Wagen, oft ohne Führerschein!

Welches war damals Ihr Traumauto?

Ein Austin-Healey. Ich erinnere mich an diesen tollen Kosenamen – „The Big Healey“. Anders als heutige Supersportwagen sah man ihn regelmäßig auf der Straße. Doch ich konnte mir keinen leisten, und kaufte stattdessen einen MGB, den ich mittlerweile seit 36 Jahren besitze.

Ihre automobilen Vorlieben sind definitiv britisch geprägt. Sprechen Sie denn auch Modelle aus anderen Ländern an?

Ganz ehrlich, ich habe englische Wagen schon immer gemocht. Unter anderem besaß ich zum Beispiel einen klassischen Jaguar E-type. Vor zwei Jahren kaufte ich eine Lancia Flaminia GT 3C, und ich muss zugeben: Das ist eines der feinsten Modelle, das ich ja gefahren bin. Für meinen Geschmack ist der Wagen nur etwas „over-engineered“. Das steht meinem Wunsch, meine Autos auch wirklich regelmäßig zu fahren, ein wenig entgegen.

Was ist denn das Besondere daran, ein altes Automobil zu fahren?

Da gibt es viele Gründe, aber um es vielleicht einzugrenzen: Mit alten Autos spürt man eine Verbindung. Meine Fahrt zur Arbeit in Glashütte ist 35 Minuten lang und geht durch das Erzgebirge. Da muss man sich wirklich hinterm Lenkrad konzentrieren. Meine Frau sagt immer: „Wenn Du mit dem alten Auto nach Hause kommst, bist Du ein jüngerer Mann!“

Alte Autos verlangen nach regelmäßiger Aufmerksamkeit und Wartung – wie finden Sie die Zeit, um sich um Ihre Garagenlieblinge zu kümmern?

Ich genieße den großen Luxus, immer ein anderes Auto zur Verfügung zu haben, wenn ein bestimmtes Modell gerade beim Service ist. Und wenn eines mal nicht anspringt, nehme ich einfach den MGB, der ist immer startklar. Ich habe einen großartigen Mechaniker, der repariert alles, was mir zu komplex ist. Und ich habe meiner Frau versprochen, dass ich nie mehr als fünf Autos gleichzeitig besitze.

Erfreut sich denn Ihre Frau auch an den Autos?

Ja, sie unterstützt mich, doch zugleich zieht sie mich auch immer wieder auf indem Sie sagt: „Als Du in der Autoindustrie gearbeitet hast, hast Du alles Geld für Uhren ausgegeben. Und jetzt, wo Du in der Uhrenbranche tätig bist, fließt alles Geld in Autos.“

Warum dieser Wechsel von der Auto- in die Uhrenbranche? Hatten Sie jemals die Vorstellung, eine Firma mit einem solch großen Erbe wie A. Lange & Söhne zu leiten?

Nein, nicht in meinen wildesten Träumen. Als ich meinen Vertrag bei BMW unterzeichnete, ging ich davon aus, dort auch meinen Ruhestand zu erleben. Ich bin noch immer ein großer BMW-Fan, daher musste schon eine so spezielle Offerte wie die von A. Lange & Söhne kommen, um mich wegzulocken. Was man in großen Unternehmen verändern kann, wird immer begrenzt sein. Doch hier kann ich mehr beeinflussen und genieße einen Grad an Freiheit, wie ich ihn nirgendwo sonst erlebt habe. 

 

 

Welche Automarke würden sie am ehesten mit einer Uhr von Lange vergleichen?

Da die Autoindustrie heute total industrialisiert ist, kann man keine wirklichen Vergleiche anstellen. Die zahlreichen Gesetzesvorschriften schnüren die Kreativität der Ingenieure und Designer weitgehend ab. Doch ginge es nur um ein Auto und dessen Wert, Leistund und Handwerkskunst, dann fiele meine Wahl auf einen BMW 507 oder einen Mercedes 300 SL Flügeltürer.

Wie beschreiben Sie den Concorso d’Eleganza Villa d’Este in drei Worten?

Kunst auf Rädern.

Ist der Concours aus diesem Grund ein so attraktiver Kooperationspartner für A. Lange & Söhne?

Man kann klassische Automobile auf drei Kerneigenschaften herunterbrechen: Hohe Handwerkskunst, Innovation und historisches Erbe. Und für genau diese drei Werte stehen wir auch – daher passt das perfekt zusammen. 

Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2017 

Classic Driver berichtet live vom Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2017 und wird dabei von A. Lange & Söhne freundlich unterstützt. Die neuesten Artikel vom Comer See finden Sie hier.