Direkt zum Inhalt

Das dürfen Sie beim Goodwood Festival of Speed 2016 nicht verpassen

Das dürfen Sie beim Goodwood Festival of Speed 2016 nicht verpassen

Seit 1993 fungiert Lord March alljährlich als Zeremonienmeister für alles, was mit Autos zu tun hat. Für das diesjährige Festival of Speed hat sein Festkomitee viele Geburtstagskinder und Premierengäste eingeladen. Besucher sollten tunlichst Ohrenstöpsel bereithalten...

Mehr denn je bestimmen runde Jubiläen das Showprogramm des Festivals. BMW ist zu Ehren seines 100-Jährigen diesmal die „featured marque“. Als Folge nehmen die inzwischen zum 20. Mal von Gerry Judah im Vorgarten von Goodwood House errichteten Riesenskulpturen den BMW 328 Mille Miglia Roadster, einen Brabham-BMW BT52 und den Le Mans-Sieger BMW V12 LMR auf ihre stählernen Spieße. Zusätzlich fahren zahlreiche alte und neue BMW auf den Goodwood Hill. Nach der Eröffnung des Events durch den in einem 507 Roadster chauffierten Lord March folgen ihm mit dem 1800 TiSA und 635 CSi zwei Sieger der 24 Stunden von Spa, der gerade erst bei der Villa d’Este gezeigte 2002 Hommage und viele Zweiräder. Doch hat der blau-weiße Propeller die Geburtsparty nicht allein für sich...

Die Hunt-Legende lebt weiter 

40 Jahre sind vergangen, seit James Hunt in einem kinoreifen Finale die Formel-1-WM gegen seinen Erzrivalen Niki Lauda gewann. Goodwood hat aus diesem Anlass alle wichtige Wagen aus der Karriere des verstorbenen Racers und Playboys zusammengeholt. Von seinem glorreichen McLaren M23 über den Hesketh 308 bis zu seinem über alles geliebten Austin A35. Zugleich geht ein in den Farben des Helms von Hunt lackierter McLaren P1 „Hunt Edition“ auf die Bergrennstrecke. Und TAG Heuer hat zu seinen Ehren eine Sonderedition des Formel 1 Quartz Chronographen lanciert.

Zwei 50-Jahre-Jubiläen sorgen derweil für weiteren Nachschub an faszinierenden Fahrzeugen. 1966 gewann Ford bekanntlich erstmals Le Mans – zu erwarten sind also eine Reihe GT40. Aber auch die CANAM-Serie sah im gleichen Jahr ihre Geburtsstunde – als Zeuge jener „Days of thunder“ tritt der über 810 PS starke und 1972 von David Hobbs pilotierte Lola T310 in Aktion. Frank Biela feiert seinen 25 Jahre zurückliegenden Gesamtsieg in der DTM mit einer Ausfahrt in seinem V8 Quattro von damals. Und last but least erinnert Nick Mason im Auto Union Typ C an das Jahr 1936, als es der Zwickauer Rennmannschaft dank ihres Superstars Bernd Rosemeyer für einmal gelang, der Konkurrenz von Daimler-Benz die Stirn zu bieten, sprich den EM-Titel nach Sachsen zu holen. Wir nehmen an, dass Lord March für all diese Gedenkminuten genügend Kerzen mit anständigem Mengenrabatt geordert hat...

Premieren in Hülle und Fülle

Dank des immer größeren Medien- und Publikumsinteresses schlachten mittlerweile immer mehr Premium-Automobilhersteller das viertägige Event PR-mäßig aus. Eigentlich ist es gerade für Luxusmarken fast schon ein „Muss“, in Goodwood mit einer exklusiven und möglichst spektakulären Neuheit aufzuwarten. Neben dem als Einzelstück gefertigten GT12 Roadster fährt Aston den DB11, den Vantage GT8 und die (limitierte) Serienversion des Vulcan auf. Rolls-Royce zeigt die Wraith Black Badge Edition; McLaren stellt dem 650S Sprint die verschiedenen Spielarten des P1 (einige mit passenden F1-Pendants) zur Seite, und bei Jaguar darf der F-type SVR ahnungslose Zuschauer erschrecken. Dazu gibt es Gerüchte, nach denen auch Bristol noch in letzter Minute ein neues Modell aus dem Hut zaubert. Die jüngsten Kreationen der Luxus-SUV-Welle geben sich ebenfalls ein Stelldichein. Der Maserati Levante betritt erstmals den Boden des (noch) Vereinigten Königreichs, Derek Bell zeigt, wie dynamisch der schwerfällig wirkende Bentley Bentayga sein kann, und Jaguar demonstriert die Allround-Vielseitigkeit des neuen F-Pace, indem man ihm mit Stuntfahrer Terry Grant am Steuer auf zwei Rädern den Hügel hinauffahren lässt. Aber auch der Bugatti Chiron, der BMW M4 GTS, der Fiat 124 Spider und die Ferrari Specials F12tdf, California T Handling Speciale und 458 MM werden zu bestaunen sein. Müssen wir noch weitermachen? 

Fahrerlegenden zum Anfassen

Ein weiterer Reiz des Festivals liegt in der Anwesenheit zahlreicher Heroen des Motorsports. Biela und Bell werden auf der Strecke von weiteren früheren Le Mans-Sieger wie David Brabham, Martin Brundle, Yannick Dalmas, Klaus Ludwig, Vern Schuppan, Emanuele Pirro und Richard Attwood begleitet – letzter fährt mit dem 908/3 und dem Can-Am 917/30 gleich zwei Porsche. Franz Wurz teilt sich den Lancia Stratos, mit dem er 1976 die Rallyecross-EM an Land zog, mit Sohnemann (und ebenfalls Le Mans-Sieger) Alexander, während Barry Sheenes Filius Freddie ein Grand Prix-Bike seines Vaters bewegen wird. Der 15-malige Motorrad-Grand-Prix-Weltmeister Giacomo Agostini scheucht unverwüstlich seine alten MV Aguts den Berg hoch, Emerson Fittipaldi tut es ihm im Marlboro-Penske PC23, Johnny Cecotto im BMW M3 E30-DTM-Modell und Kenny Bräck im rekordverdächtigen McLaren P1 LM nach. Einige aktuelle Formel 1-Fahrer werden ihr freies Wochenende ebenfalls in Goodwood verbringen, aber halten sie auch Ausschau nach Jochen Mass, Sir Stirling Moss, John Surtees und Alex Zanardi, der nach seinem Horrorunfall vom Lausitzring nun als Radfahrer bei den Paralympics neue Großtaten vollbringt.

Cartier Concours auf britischem Rasen

Eine weitere Goodwood Spezialität ist der seit nunmehr 21 Jahren veranstaltete Cartier Style et Luxe Concours. Themenschwerpunkte in diesem Jahr sind eine eigene Klasse für den vor 80 Jahren eingeführten Rolls-Royce Phantom III, acht Modelle der vor 110 Jahren gegründeten und leider inzwischen scheintoten italienischen Marke Lancia, eine Hommage an Alpine und ein Coming together von Lamborghini designed by Marcello Gandini. Auf einem weiteren Stück Rasen versammeln sich die Teilnehmer der Klasse „English grace with American pace.“ Damit buhlen sechs sportliche GT aus dem England der mittleren 60er-Jahren und amerikanische V8-Modelle um die Gunst der Juroren.

Zum guten Schluss sollten Sie auch noch dem Stand von Unique & Limited einen Besuch abstatten – die Brillanz ihrer Kunstdrucke lässt sich am besten bei einer persönlichen Inaugenscheinnahme beurteilen. Wer an diesem Wochenende anderweitig beschäftigt ist, kann das Geschehen auf dem heiligen Rasen von Goodwood erstmals auch per live stream verfolgen. Eigens dafür ist ein Geschwader von Drohnen im Einsatz, die ganz neue Perspektiven ermöglichen sollen. Doch egal ob sie die Action nun live vor Ort oder vom heimischen Sofa aus verfolgen – es sei nochmal geraten: Ohrenstöpsel bereitlegen, denn es wird laut! 

Fotos: © Peter Aylward for Classic Driver