Aus Liebe und Leidenschaft für Holzboote gründete Fabian Tank im Jahr 2009 in Hamburg die Firma Yacht Classics, die sich seitdem der Restauration, Instandhaltung und Vermittlung klassischer, nordischer Yachten verschrieben hat. Dank Fabian Tanks ausgeprägtem Sinn für die Ästhetik und sportliche Eleganz skandinavischer Motor- und Segelboote findet man bei Yacht Classics nicht nur segelfertige Schiffe, sondern auch spannende Restarierungsprojekte mit Historie, die es sich zu erhalten lohnt. Wir haben die Winterpause genutzt und uns mit dem "Herrn der Schärenkreuzer" in seinem Bootshaus nahe der Dove-Elbe in Hamburg-Allermöhe über seine Leidenschaft unterhalten.
Sie haben sich auf Holzboote spezialisiert - was fasziniert Sie an ihnen?
Die Liebe und Leidenschaft für Holzboote entfachte bei mir vor zehn Jahren mit dem Erwerb eines Halbsalonkreuzers, Baujahr 1929, gebaut von dem bekanntesten schwedischen Holzbootsbauer, Carl Gustav Pettersson. Ich war fasziniert von dem Bootsdesign mit seinem langen, schlanken Schnitt, der in dem für Pettersson typischen Backdecker-Schiffsbug mündet. Auch hauptberuflich arbeite ich mit Design und es drängte mich schon seit jeher, ab und zu handwerklich tätig zu werden. Und so wurde die anstehende Restaurierung der alten Dame von C.G. Pettersson nicht nur ein erstes Projekt, sondern auch der Grundstein für Yacht Classics. Denn es entwickelte sich eine Sammelleidenschaft für Holzboote, der umfangreiche Kontakt zu Bootsbauern und so die Liebe für den Bootsbau und die Restauration. Eine enge Verbundenheit zum Meer, das Segeln sowie die Faszination zum Werkstoff Holz und dessen Bearbeitung sind mein Ansporn für diese erfüllende Tätigkeit.
Was verstehen Sie unter nordischen Yachten und was ist das Besondere an ihnen?
Yacht Classics hat sich auf skandinavische Holzboote bis in die 1960er Baujahre und in trailerbaren Größen spezialisiert. Die Segelboote sind zumeist Schiffstypen, die dem des Schärenkreuzers gleichen und mit Ihren sportlichen Segeleigenschaften begeistern. Die Motorboote von Bootskonstrukteuren wie Pettersson, Forslund, Iversen und Runius würde man heutzutage als Daycruiser kategorisieren. Sie bestechen durch ihre Linien und eine sportliche Eleganz, die auch nach 100 Jahren noch fasziniert. Jedes Boot ist ein geschichtsträchtiges Unikat. Die Boote sind Kulturgüter und ihr Besitz sollte als Leihgabe verstanden werden, die es für zukünftige Generationen zu bewahren gilt. Ihrem eigentlichen Nutzungszweck entsprechend, gehören sie ins Wasser und sie sollten mit Fachkenntnis erhalten werden.
Auf was sollte man achten, wenn man den Kauf eines historischen Holzbootes plant?
Jeder, der bereits ein Holzboot besitzt oder über mehrere Saisons eines genutzt hat, sollte meist über die Erfahrung verfügen, worauf bei einem solchen Boot zu achten ist. Neueinsteiger können sich das nötige Grundwissen über Foren, wie dem des Freundeskreis klassischer Yachten, aneignen oder einen fachkundigen Holzbootsbauer zu Hilfe nehmen. Wessen Leidenschaft eher in der Nutzung als im Handwerk liegt, sollte sich ein Boot ohne Restaurierungsstau zulegen. Dessen Pflegeaufwand liegt dann durchaus im Rahmen eines Faserverbundsstoffbootes.
Seit 2009 werden Yachten bei Ihnen nicht nur verkauft, sondern auch restauriert. Welche Arbeiten werden bei Ihnen ausgeführt und was war bisher Ihr spannendstes Projekt?
Alle Boote, die Yacht Classics in gute Hände weitergibt, erhalten ein Refit bzw. eine Konservierung oder haben bereits eine Restauration hinter sich. Jedes Projekt hält meist eine Vielzahl an unvorhergesehenen Überraschungen bereit und bleibt so bis zum Schluss spannend.
Wieviele Leute arbeiten bei Yacht Classics und in welchen Berufen?
Wir arbeiten mit einem Netzwerk aus versierten Holzbootsbauern und Spezialisten aller relevanten Bereiche wie Bootsbau, Stahlbau oder Bootsmotortechnik zusammen. Im Gegensatz zu klassischen Werften liegt unser Schwerpunkt in der Steuerung bzw. Projektierung der Restaurierungsprojekte. Dies hat den Vorteil, dass wir uns ganz auf das jeweilige Projekt konzentrieren können, ohne den üblicherweise taktgebenden Kosten- und Zeitdruck eines großen Betriebes mit festen Mitarbeiterstamm. Wir stellen passend zur jeweiligen Aufgabe das beste Team zusammen und können uns somit bestens auf die individuellen Kundenwünsche eingehen.
Von welchem Boot konnten Sie sich bisher am schwersten trennen und warum?
Das ist mein erstes Boot, der 27ft Halbsalonkreuzer von C.G. Pettersson, in dem bereits mehr als 5.000 Arbeitsstunden stecken und dessen Vollrestauration auch nach acht Jahren noch nicht abgeschlossen ist. Nach einer so langen Zeit mit so vielen Höhen und Tiefen mag man sich nicht mehr trennen.
Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver @ 2016