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Zu Besuch bei George Bamford, Autosammler und Individualist

Zu Besuch bei George Bamford, Autosammler und Individualist

Wie sein Vater liebt und sammelt George Bamford außergewöhnliche Automobile. Der Uhrendesigner und Unternehmer verbachte einen seiner seltenen freien Tage mit uns – wir sprachen über das Sammeln und warum Klassiker auf die Straße gehören statt in Hallen zu verstauben.

Seit Jahrzehnten ist der Familienname Bamford eine bekannte Größe in der Welt der klassischen Automobile. In den letzten Jahren stand der Name aber auch für eine völlig neue Art im Uhrendesign. Verantwortlich für diese tickenden Extravaganzen ist George Bamford. Der Sohn des erfolgreichen Unternehmers Lord Anthony Bamford, dessen Familie ihren Wohlstand der Fertigung von Baumaschinen verdankt, bietet mit seinem Bamford Watch Department ungewöhnliche Personalisierungen für Luxusuhren wie Rolex an – mit großem Erfolg.

Wir treffen George Bamford auf seiner großzügigen Farm in den englischen Cotswolds, als er gerade zwei Klassiker seiner speziellen Sammlung auf Touren bringt: einen Land Rover 101 Forward Control, einen ausrangierten Truppentransporter, und einen 1974 gebauten Porsche 911 3.0 RS. Letzerer ist an sich schon eine Rarität, von der nur eine Handvoll existieren, als originaler Rechtslenker ist er jedoch noch viel seltener zu finden. Auch wenn es in Strömen regnet, besteht der junge Sammler zuerst auf einer kleinen Ausfahrt. Warum trotz des schlechten Wetters? Weil Bamford einfach Spass am Fahren hat. Eine Einstellung ganz nach unserem Geschmack. Nach der morgentlichen "Spritztour" im RS kehren wir erfrischt zurück, um mit George Bamford inmitten seiner eindrucksvollen Garage, zwischen Bluechip-Klassikern und modernen Supercars, über seine PS-starke Leidenschaft zu sprechen. 

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihrer Autosammlung und den Uhren, die Sie gestalten?

Die Farbe Schwarz ist ganz sicher ein verbindendes Element, denn meine Uhren sind meistens schwarz lackiert, wie auch viele Autos meiner Sammlung. Die wichtigste Gemeinsamkeit ist allerdings, dass ich Ungewöhnliches und Schönes liebe, wie beispielsweise meinen BMW Z1. Wichtig ist, dass ich nur Dinge kaufe, von deren Qualität ich überzeugt bin. Ständig werde ich auf den Z1 angesprochen: "Warum hast Du so ein Ding in Deiner Sammlung?" Meine Antwort ist immer die Gleiche: "Warum nicht?" Der Z1 war ein Teil meines Erwachsenwerdens und er ist zugegebenermaßen ein wenig seltsam. Übrigens ähnlich seltsam wie meine Lieblingsuhren, die Dominos-Pizza-Rolex und die alten Beta 21 Texan. Ich liebe eben alles Ungewöhnliche. Auch wenn ich in meinem Bamford Watch Department sehr in das existierende Design der Uhren eingreife, gefallen mir Automobile im Originalzustand eigentlich viel besser. Es ist schon seltsam, was für getunte Autos heute so auf der Straße zu sehen sind. Ich vergleiche die Arbeit, die wir mit den Uhren machen, gerne mit den Kreationen von Karosseriebauern aus den 1920er und 1930er Jahren. Ja sogar das Personalisierungsangebot von Nike ID kommt unserer Arbeit sehr nahe. Aus diesem Grund arbeite ich gerade an der Bestellung meines Jaguar F-Type Project 7 – die Idee, klassische Automobile wieder neu aufleben zu lassen und nach eigenen Wünschen zu gestalten, ist ganz nach meinem Geschmack.

Haben Sie ein Lieblingsauto in Ihrer Sammlung?

Wahrscheinlich meinen schwarzen Ferrari 275 GTB. Das ist mein "Daily Driver", in dem ich nach London pendle, solange das Wetter nicht zu schlecht wird. Ein Auto, das aufgrund seiner fantastischen Form einfach jeder mag. Wenn ich mit meinem LaFerrari nach London fahre, zieht der zwar die Blicke vieler Menschen an, doch die meisten halten einen für arrogant. Ein Umstand, den ich mit dem GTB noch nie erlebt habe. Leute lächeln mir zu und teilen ihre ehrliche Bewunderung für den Klassiker.  

Warum gerade dieser historische Ferrari?

Ich fühle mich diesem Wagen eng verbunden. Immerhin hat seine Restaurierung sich über zehn Jahre hingezogen. Ich konnte die Dinge, die erledigt werden mussten, immer Stück für Stück machen lassen, wie es meine Geldmittel zuließen. Gekauft habe ich den Ferrari für relativ kleines Geld – im Vergleich zu den heutigen Preisen. Der Vorbesitzer hatte den Wagen in "Tangerine Orange" lackiert und bot die eigentliche Aluminum-Karosserie als Stahlkarosserie an. Aufgrund dieser und anderer Details gefiel er mir einfach. Ich machte mich daran, die Geschichte des Ferraris zu ergründen und ihn wieder in seinen Auslieferungszustand zu versetzen. Seither ist der Wagen in meinem Besitz und ich werde ihn nicht verkaufen – was aber niemanden davon abhält, mich ständig danach zu fragen, ob ich nicht doch verkaufen möchte.

Was ist das eigentlich für eine Uhr, die Sie da tragen?

Das ist eine Breitling Navitimer. Meine Eltern haben sie mir zu Weihnachten geschenkt, als ich noch ein Teenager war. Mit ihr begann meine Leidenschaft für Uhren. Sie war nicht außergewöhnlich teuer, aber ich liebte sie innig. Ich habe sie immer wieder auseinandergenommen, um ein Gefühl für die mikroskopische Technik zu bekommen. Das Uhrwerk, diese winzigen Schrauben – ich fand das einfach faszinierend!

Wie regelmäßig bewegen Sie die Autos Ihrer Sammlung?

Jedes Auto meiner Sammlung wird regelmäßig auf die Straße geschickt. In jedem Handschuhfach sind Straßenkarten und Kleingeld für Mautgebühr. Dabei fällt mir ein, dass ich erst kürzlich in meinem Dino unterwegs war, als plötzlich die Gänge eins bis drei nicht mehr funktionierten. In der Werkstatt fanden wir heraus, dass mein Sohn die Schlitze der Schaltkulisse als geheime "Sparbüchse" umfunktioniert hatte und sich die Münzen im Getriebe verkantet hatten. Die Ironie daran: Er wollte Geld für uns sparen, was dann in einer recht kostspieligen Reparatur für mich endete. Doch zurück zu Ihrer Frage: Ich halte nicht viel davon, eine Garage voller stehender Schönheiten zu besitzen. Genauso wie ich ihren Anblick genieße, liebe ich es, mit den Wagen auf Achse zu sein. Unberührte Showcars haben aus meiner Sicht keine Seele.

Gibt es auch Autos, von denen Sie es bereuen, sie verkauft zu haben?

Auf jeden Fall. Eines der Autos war ein Ferrari 550, den ich genauso ausgestattet hatte wie den Ferrari 456 meiner Frau. Beide waren vollständig in schwarz gehalten. Glücklicherweise konnte ich vor sechs Monaten die Spuren des Ferrari zurückverfolgen. Es war nicht nur mein erster Ferrari, sondern auch das Auto, in dem ich meine heutige Frau zu unserer ersten Verabredung abgeholt habe. Ich war jung und unerfahren und wollte der Dame meines Herzens beweisen, was für ein Draufgänger ich war. Ich begann sehr sportlich zu fahren, bis wir ins Schleudern gerieten. Glücklicherweise konnte ich wieder die Kontrolle gewinnen, doch meine Frau dachte nur: "Was für ein Idiot!" Dennoch hat sie mich geheiratet. Mit diesem Auto verbinde ich viele glückliche Momente.  

Was gefällt Ihnen an Ihrem ungewöhnlichen Land Rover 101 Forward Control?

Den habe ich gekauft, um mit meinen Kumpels einen Abend im Pub zu verbingen, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen, das Auto nachts draußen stehen zu lassen. Da ich nicht viel mit Alkohol anfangen kann, bin ich immer der Fahrer. Und weil es soviel Spaß macht, fahre ich manchmal eine Abkürzung querfeldein über Felder und holprige Landstraßen. Der 101 verkörpert alles, was ich an Autos liebe: Alle dienen unterschiedlichen Bestimmungen, aber mit allen kann man gemeinsam mit Freunden fröhliche und unvergessliche Momente erleben. Darum geht es mir.

 

Nach unserem unterhaltsamen Tag in den Cotswolds haben wir George Bamford noch einmal im Büro seines Bamford Watch Departments in London besucht. Die Fortsetzung unseres Gespräches lesen Sie im neuen Jahr bei Classic Driver.

Fotos: Amy Shore für Classic Driver © 2015

Ungewöhnliche Uhren aus dem Bamford Watch Department finden Sie auch im Classic Driver Markt.