Direkt zum Inhalt

Wann haben wir die Kunst des kultivierten Rauchens und Trinkens verlernt?

Wann haben wir die Kunst des kultivierten Rauchens und Trinkens verlernt?

Rauchen kann tödlich sein. Übermäßiger Alkoholkonsum ebenso. Aber was ist die Alternative? Sich mit einem Quinoa-Shake in der Hand zu Tode zu langweilen? Ein wehmütiger Blick zurück auf jene Epoche, als gepflegtes Rauchen und Trinken noch als Kunstform kultiviert wurde.

Erinnern Sie sich noch an jene Zeit, als man auf Interkontinentalflügen wie ein Schwarzwälder Schinken geräuchert wurde und im Kino versuchte, durch nikotinblaue Nebelschwaden hindurch der Handlung zu folgen? Jene goldene Epoche des Müßiggangs, als Büromöbel mit integrierten Kühlschränken ausgeliefert wurden und nach jedem Business Lunch der Altglaskontainer geleert werden musste? Sehen Sie sich auf YouTube eine Talk Show aus den 1970er Jahren an – die schnautzbärtigen, dauerqualmenden Herren in ihren braunen Cordanzügen mögen zwar nicht mit dem Kohlsuppe-und-Bonitoflocken-Teint einer Gwyneth Paltrow mithalten können, dafür wirken sie selbstbestimmter, lebenslustiger und freier als alle Beauty-Influencer auf Instagram zusammen.

Im Taschen-Verlag ist jetzt ein wunderbarer Bildband erschienen, der die schönsten und schrägsten Alkohol- und Tabakwerbeanzeigen des 20. Jahrhunderts versammelt. Und auch wenn die aus heutiger Sicht oftmals inkorrekten, diskriminierenden und suchtfördernden Motive etwas Unschuldig-Naives an sich haben, so führen die Bilder der dauertrinkenden und rauchenden Nachkriegsmenschen einem doch vor Augen, wie sehr sich die Welt in den letzten Jahrzehnten doch verändert hat. 

Photos: Taschen

Jim Heimans Bildband “20th Century Alcohol & Tobacco Ads” ist bei Taschen erschienen und im Webshop des Verlages erhältlich.