Auch in diesem Jahr hat das Auswahlkomitee unter der Leitung von Sandra Button ein abwechslungsreiches Feld an den Ufern vom Pebble Beach zusammengeführt. Doch zwei Wertungsklassen sorgten im Vorwege für einstweilige Unstimmigkeiten. Sowohl die Klasse „Ford GT 40 Victory at Le Mans 50th Anniversary“, in der 15 Exemplare des legendären Ford GT 40 gezeigt werden, als auch die „Two-Man Indianapolis Race Cars 1930 – 1937“ waren heftig umstritten. Die Ford-Rennwagen und Indianpolis Renner könnten wohl kaum in Fragen der Eleganz punkten, so das Argument, gleichwohl sie allesamt natürlich wichtige Teile der Automobilgeschichte sind. Nun galt es für die Mitglieder der international besetzten Jury, zumindest den Originalzustand eingehend zu untersuchen und zu bewerten.
Eine der wohl interessanteren Klassen waren in diesem Jahr definitiv die Gruppe von 13 Bizzarrini: Selten hat man eine so große Auswahl der Sportwagen, an deren Entwicklung der italienische Ingenieur und mechanische Vater des legendären Ferrari 250 GTO, Giotto Bizzarrini beteiligt war, an einem Ort gesehen. In gleich drei Gruppen wurde in diesem Jahr zudem der 100. Geburtstag von BMW gefeiert. Vom ältesten BMW 3/15 DA2 Cabriolet von 1930 bis hin zum 1979er M1 Procar wurde ein breites Feld der Modellgeschichte der Bayern abgebildet.
Unsere Kandidaten für den Titel „Best of Show“ waren ein wundervolles Bugatti 57S Gangloff Coupé aus der Rare Wheels Collection aus Windermere, Florida. Die Idee und das Design des Typ 57 stammen von Ettore Bugattis Sohn Jean. Jean, der bei einer Testfahrt mit einem Typ 57 Tank 1939 tödlich verunglückte, galt als der Erbe der väterlichen Firma. Erstbesitzer des eleganten und schnellen Coupès war ein junger französischer Doktor. Typ 57 mit der Chassisnummer 57532 präsentiert sich in fantastischem, nicht überrestaurierten Zustand und war aus unserer Sicht ein heißer Kandidat für den Titel „Best of Show“. Ebenfalls gute Chancen auf die Siegtrophäe hatte der Delage D8-120 aus der Sammlung von Peter Mullin. Das Cabriolet wurde von dem genialen französischen Karosseriebauer Henri Chapron entworfen und strahlt eine Eleganz aus, wie man sie nur von französischen Designern kennt. Den Titel holte letztlich jedoch verdient ein Lancia Astura Pinin Farina Cabriolet von 1936.
Beim Anblick des Ferrari 330 P4 von Lawrence Stroll verschlug es uns kurz den Atem. Denn es ist GENAU jenes Auto, mit dem Chris Amon und Lorenzo Bandini 1967 das 1000-km-Rennen von Monza gewannen und das als einziger P4 bis heute seine Original-Karosserie behalten hat. Was ihn zu einem der am begehrtesten Ferrari des gesamten Planeten macht. Der P4 posierte stolz neben dem Ex-Fangio 290 MM, den RM Sotheby’s Ende letzten Jahres für 28 Millionen Dollar versteigerte und den Classic Driver-Händler Copley Motorcars im Auftrag seines neuen Besitzers ausstellte. Pebble Beach bot auch eine Gelegenheit, die originalgetreu nachgebaute Stirling Moss Edition des Lister Knobbly in Augenschein zu nehmen.
Die kalifornische Sonne mag sich rar gemacht haben in den letzten Tagen, doch dämpfte das die Atmosphäre nicht im Geringsten. Es lag eine greifbare, weil begeisterte Stimmung in der Luft, getragen von Altersgruppen und Teilnehmern aller Schattierungen. Motorsport-Legenden zum Anfassen, Autos, die mit offenen Mündern staunen lassen und die einmalig schöne Szenerie tragen Pebble Beach weiter den legitimen Ruf des weltweit mondänsten Concours d’Elegance ein.
Fotos: Drew Phillips für Classic Driver