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The ICE in St. Moritz ist einfach der coolste Concours des Jahres

The ICE in St. Moritz ist einfach der coolste Concours des Jahres

Die Temperatur verharrte unter null und der zugefrorene See erwies sich als tückisch für all jene, die nicht optimal gestiefelt waren – aber The ICE St. Moritz hat endgültig bewiesen, dass er als Klassiker-Event kaum noch zu schlagen ist.

Wenn man zur blauen Stunde auf einem zugefrorenen See bei minus 13 Grad herumsteht, könnte man annehmen, dass das Classic Driver-Team sich nur noch elend und tiefgekühlt fühlt, aber weit gefehlt. Mit einem Maserati MC12, der auf dem 60 Zentimeter dicken Eispanzer des St. Moritzersees chillt, spürt man eigentlich kaum, wie kalt es ist. Sollten Sie das Vergnügen gehabt haben, The ICE in diesem Jahr zu besuchen, dann wissen Sie natürlich auch, wie gut Autos auf der weißen Leinwand dieses Bergsees zur Geltung kommen. 

Noch bevor wir überhaupt nur die Hälfte der hinreißenden Details von Frank Stephensons Meisterstück aufsaugen konnten, rollten und knirschten schon die anderen automobilen Teilnehmer von The International Concours of Elegance auf die Eisfläche. Nicht nur, dass ein bewegender Mix an Automobilen geboten wurde: Er war auch so hochkarätig, dass man seinesgleichen kaum noch in diesem Jahr toppen dürfte. Wo sonst würde man einen ehemaligen Werks-Mini Cooper S von 1967, Sieger der Rallye Coupe des Alpes, geparkt neben den weltweit wohl am häufigsten bewegten Ferrari 250 GTO entdecken?

Ein paar Filmstars auf vier Rädern gaben sich vor dieser mondänen Kulisse ebenfalls die Ehre wie beispielsweise James Bonds Aston Martin DB5 von 1965 – komplett mit Einschusslöchern – und der Mercury Cougar XR-7 von 1969, der vermutlich locker die Skipisten hinauf beschleunigen könnte. Ebenfalls in der „Stars on Wheels“-Klasse präsentierte sich der Fiat 500 Jolly Ghia von 1964, der wohl zu der Handvoll Spiaggine zählt, deren Reifen tatsächlich auch mal Schnee berührten. Aber einer setzte sich dann doch souverän als Sieger in der „Stars on Wheels“-Klasse durch: Der Lamborghini Miura, Baujahr 1968, aus „The Italian Job“, der aussieht, als wäre er noch nie durch einen Tunnel gefahren. 

Aber der Auftritt, der uns am meisten mitgerissen hat, gehörte dem XKSS von 1956, dem es gelang fast komplette Runden im 45-Grad-Winkel zu absolvieren. Der unbestrittene und zugleich anonyme Driftkönig am Steuer hielt sich sogar an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit. Eher quer war auch IWC Racings Mercedes-Benz 300SL Porter Special von 1956 unterwegs und wirkte dabei eher wie ein über dem Eis schwebendes UFO, das den mit Abstand besten Motorsound des Events entwickelte. 

Mitstreiter des Mercedes und des XKSS in der fantastischen „Barchettas on the Lake“-Klasse waren auch der Aston Martin DB3S von 1955, den unsere Freunde bei Drivershall in einem wunderbaren Ton von Aston Racing Green zur Verfügung gestellt haben, und der Klassengewinner Jaguar C-Type von 1953. Dieser Jaguar gehört seit über 50 Jahren der Familie Finburgh – ein wunderbarer Moment, als sie diesen Sieg für sich errangen.

Inmitten all der frostigen Autojuwelen tummelten sich auch jede Menge vierbeinige Fellbündel, begleitet von nicht minder felligen Besitzern. Aber trotz der starken Präsenz von Pelzmänteln, war es Mai Ikuzawa, die mit ihrem tollen knöchellangen Montcler-Mantel ein überzeugendes modisches Ausrufezeichen setzte, schließlich passte er perfekt zum Orange des McQueen Meyers Manx, der auch nach unserem Fotoshooting Anfang der Woche so fantastisch wie eh und je aussieht. 

Bei so viel mitreißenden Momenten, vergisst man beinahe, dass es sich beim ICE tatsächlich um einen Concours handelt. Vor allem, wenn man bedenkt, wie hautnah die Besucher die Autos erleben konnten. Und es gab natürlich auch einen Gesamtsieger: Der atemberaubende Alfa Romeo Tipo B P3. Nicht weniger begehrt ist der Classic Driver Spirit of St. Moritz-Preis, mit dem in diesem Jahr der Fiat 130 „Villa d'Este“ Introzzi der Lopresto-Familie geehrt wurde.

Dieser One-off gehörte einst dem „L‘Avvocato“ höchstpersönlich, denn Gianni Agnelli nutzte ihn für die Fahrten vom Ferienhaus der Familie in Suvretta zum Cresta Run oder zum Dracula Club in St. Moritz. 

Abschließend muss man sagen, dass es eine wirklich besondere Veranstaltung war. Und noch dazu hatten wir das große Glück, dass beim Organisieren Ronnie Kessel, Marco Makaus und alle anderen in blauen Jacken bei The ICE unterstützen durften. Das Kaliber der Fahrzeuge, die Location und die Atmosphäre sind unvergleichlich. Wir können kaum die Auflage im nächsten Winter erwarten!

Fotos: Błażej Żuławski and Mikey Snelgar for Classic Driver © 2022