Dem Team von Gooding & Company steht mit dem Auktionstermin vom 24. bis 25. August 2018 keine lange Reise bevor, denn sie müssen zur wichtigsten Versteigerung des Jahres von ihrem Hauptquartier in Santa Monica nur am Pazifik Richtung Norden zum Pebble Beach Equestrian Center fahren.
Der Katalog mit 149 Losen ist gespickt mit hochkarätigen Blue Chip-Klassikern, aber zwei Juwelen funkeln aus diesem Schatz hervor: Pedro Rodríguez ehemaliger Ferrari 275 GTB/C von 1966 (geschätzt: 12 - 14 Millionen Dollar), den wir uns an dieser Stelle genauer ansehen, und einer von nur zwei Duesenberg SSJ von 1935.
Chassisnummer 2594 besitzt nicht nur einen kurzen Radstand und einen Doppelvergasermotor mit 400 PS Leistung, sondern wurde neu an keinen Geringeren als Hollywoodlegende Gary Cooper ausgeliefert. Aber auch spätere Besitzer tragen klangvolle Namen wie Briggs Cunningham und Miles Collier. Der Duesenberg mit LaGrande-Karosserie zählt zu den besonders wichtigen und begehrenswerten Automobilen weltweit und dürfte, wenn er nächste für geschätzte 10 Millionen Dollar für Charity unter den Hammer kommt, viele sehr glücklich machen.
Es wird in Monterey zwar eine Fülle bedeutsamer historischer Ferraris angeboten werden, dennoch wir wollen unser Augenmerk zunächst auf andere spannende Exemplare legen. Wir lieben den 500 Mondial Series II von 1955 (geschätzt: 5,5 - 7,5 Millionen Dollar), der 58 Jahre lang im Besitz eines Admirals war, ebenso wie den schlichtweg umwerfende 250 GT „Tour de France” von 1958 in Grau Metallic und mit nur einem Lufteinlass (6,5 - 7,5 Millionen Dollar) und den kühn von Touring entworfenen 166 MM/195 S von 1950 (6,5 - 7,5 Millionen Dollar), aber zwei andere springende Pferde haben unserer besonderes Interesse geweckt.
Zunächst ist das der gelbe Dino Berlinetta GT, der zweite Vorserien-Prototyp von Pininfarina, der 1966 zu den Stars der Turiner Automobilausstellung gehörte. Optisch verbindet das ungewöhnliche Auto Pininfarinas ursprünglichen und spektakulären Speciale-Prototyp mit dem innovativen dreisitzigen 365P Berlinetta Speciale. Ein großartiges Design, das in einer sehr wichtigen Privatsammlung italienischer Sportwagen residierte und nun mit einem Schätzpreis von 2 - 3 Millionen Dollar angeboten wird.
Der zweite Ferrari, der uns besonders gefesselt hat, ist einer von nur vier Speciales, die von Hand von Pininfarina auf der Basis des 330 GTC-Fahrwerks aufgebaut wurden. Der 330 GTC ist einer unserer Favoriten unter den Nachkriegs-Ferraris - übrigens gibt es unter Goodings Losen auch ein sehr attraktives Modell in Gold -, doch der Speciale geht noch einen Schritt weiter. Beeindruckend ist allein schon die umlaufende Panorama-Heckscheibe, die einen großzügigen Blick aufs Interieur schenkt. Seit den frühen neunziger Jahren hat dieser Ferrari keinen Concours mehr mit seiner Anwesenheit beehrt. Gooding hofft natürlich, dass dieser traurige Umstand der Vergangenheit angehören wird (geschätzt: 3,3 - 3,8 Millionen Dollar).
In Sachen Ferrari können wir uns natürlich auch nicht dem LaFerrari von 2014 aus Erstbesitz (3,2 - 3,6 Millionen Dollar), dem Scheunenfund-250 GT Lusso (1,4 - 1,8 Millionen Dollar) oder dem bestens erhaltenen 328 GTS (200.000 - 250.000 Dollar) entziehen. Nicht wirklich überzeugt sind wir von dem etwas knalligen GTC4 Lusso 70th Anniversary Edition. Führen eine Ausstattung im Retrolook, eine Dosis Carbonfaser und Alcanta-Kleidung tatsächlich zu einer Schätzung zwischen 500.000 und 700.000 Dollar?
Käufer, die sich auf moderne Übersupersportwagen, spricht Hypercars, spezialisiert haben, dürften nächste Woche in Scharen in Monterey eintreffen. Für diese neuen Sammler am Markt ist vermutlich der Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse von 2014 (2,1 - 2,6 Millionen Dollar) mit niedrigem Kilometerstand ebenso fesselnd wie der Porsche 918 Spyder.
Drei Modelle von BMW mit sehr anspruchsvollen Schätzungen lassen vermuten, dass die Nachfrage nach außerordentlichen und sehr seltenen Beispielen für die „Freude am Fahren” enorm gestiegen ist. Kilometerstand und Ursprünglichkeit sind bei den sogenannten „Youngtimers” ausschlaggebende Faktoren. Deswegen ist es nicht überraschend, das beim faktisch fabrikneuen BMW M5 von 2002 der Hammer bei 140.000 - 180.000 Dollar fallen soll. Seltenheit ist auch das bestimmende Attribut beim M5-Sondermodell „30 Jahre M5” (geschätzt: 175.000 - 250.000 Dollar) - eines von nur 29 Modellen für den US-Markt und von 300 weltweit.
Nuccio Bertones Einfluss auf Autodesign kann nicht hoch genug eingestuft werden. Gooding hat bei der Monterey-Auktion nächste Woche gleich zwei Modelle, die aus der Feder des italienischen Meisters stammen. Da ist einmal der Siata 208 CS Corsa Spider von 1952 (1,8 - 2,2 Millionen Dollar), der Bertone selbst gehörte und mit dem er Rennen fuhr - wenn das keine Provenienz ist! Der zweite ist ein ungewöhnlicher Droptop-Porsche 911 mit einer einmaligen Bertone-Karosserie, die der wichtige Händler John von Neumann 1966 in Auftrag gegeben hatte. Das fraglos italienische Flair bildet einen wunderbaren Kontrast zu deutschen Ingenieurskunst des 911 und wird von Gooding entsprechend bewertet (geschätzt: 700.000 - 1 Millionen Dollar).
Gerade bei Porsche kann man beobachten, dass Goodings Scouts zum 70. Jubiläum der Marke höchst erfolgreich auf die Jagd gegangen sind. Vermutlich ist es eine Frage des Geschmacks, ob nun lieber für den klassischen Porsche 550 Spyder von 1955 (geschätzt: 4 - 5 Millionen Dollar) bieten will oder den späteren, athletischeren 718 RSK von 1959 mit Le Mans-Historie ( geschätzt: 3,6 - 4,1 Millionen Dollar). Unter den Jüngeren bei den Porsche-Losen gibt es den hoch veranschlagten 964 Carrera RS 3.8 von 1993 mit drei Vorbesitzern (geschätzt: 1,1 - 1,4 Millionen Dollar) und mit dem RS Spyder mit freigelegter Carbonfaser bietet man einen der wichtigsten Porsche-Rennwagen der neunziger Jahre neben dem 919.
Aber auch jene, deren Motorsport lieber historischer ausfallen darf, werden von Gooding bedient. Aus der Vorkriegszeit lockt der fantastische ehemalige Werks-Bugatti Typ 51 als Grand Prix-Rennwagen von 1931 (geschätzt: 3,2 - 3,7 Millionen Dollar). Nicht weniger aufregend auf seine jüngere Art ist der gewaltige Ford GT40 MKIV von 1967, eines von nur 10 Exemplaren mit Can-Am-Historie (geschätzt: 2,5 - 3 Millionen Dollar). Daneben ist auch der Gulf-Mirage GR8 von 1975, der fünfmal die 24 Stunden von Le Mans bestritten hat, hoch interessant (geschätzt: 2,5 - 3,5 Millionen Dollar).
Was schiere Schönheit betrifft, gibt es wohl kaum ein Automobil im Katalog, das so anbetungswürdig ist, wie der Maserati A6GCS/53 Spider von 1955 mit Karosserie von Frua (geschätzt: 5,5 - 6,5 Millionen Dollar). Das Cabrio hat die Coppa d`Oro bei der Villa d´Este gewonnen, weil es zu den meisterlichen Designs der fünfziger Jahre gehört. Doch auch Zagatos Maserati A6G/54 von 1954 ist ein wahres Juwel. Allein die grandiosen Sitze!
Was unsere ausgesprochenen Favoriten betrifft, müssten wir unbedingt eine Garage mit drei Stellplätzen unser Eigen nennen. Wir brauchen den Raum zunächst für den einzigartigen Aston Martin DB2/4 von 1953 mit der späteren, DB4-ähnlichen Karosserie des relativ unbekannten Designhauses Alemanno (geschätzt: 500.000 - 700.000 Dollar). Dann gibt es noch den wohl feinsten De Tomaso Vallelunga überhaupt (geschätzt: 400.000 - 475.000 Dollar). Und schließlich fiele unsere Wahl für Genussfahrten auf Boulevards und malerischen Straßen jenseits der Metropolen ganz eindeutig auf das Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Coupé von 1971.
Und noch dazu verfügt es über den Charme der Tobacco Brown-Lackierung mit einem butterweichen Interieur in cognacfarbenem Leder - eine Hommage an die siebziger Jahre, um die einen zum Beispiel Berliner Hipster beneiden dürften. Allerdings ist dieses Vergnügen nur mit einem Schätzpreis von 120.000 - 140.000 Dollar zu bekommen. Aber dieses Auto strahlt heute soviel Stilbewusstsein aus, wie andere Lose, die zehnmal teurer sind. Man muss dieses Coupé einfach haben wollen!
Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Gooding & Company © 2018