Eine Doppelgarage, nur vertikal angeordnet. Ein Teil oben, ein Teil unten. Einmal sichtbar, einmal versteckt. Und Platz für mehrere Dutzend Fahrzeuge. So sieht er wohl aus, der absolute Sammlertraum. Und als verbindendes Element ein Pool, der ungeahnte Einblicke ermöglicht. Wie abgefahren ist das eigentlich? Maximal abgefahren! Doch beginnen wir mit den Details: Die rostigen Deckenelemente aus dem gekanteten Cortenstahl und den eingesetzten Spots, „das war meine Idee“, sagt der Hausherr stolz. Der wetterfeste Baustahl, der unter dem Rost eine Sperrschicht entwickelt und vor weiterer Korrosion schützt, „lässt keinen Rost auf die Autos rieseln“, erklärt er weiter. Und die schlichten Wände aus Sichtbeton lassen das, was auf dem geschliffenen Betonboden steht, besonders wirken und erstrahlen. „Der Boden sollte unbedingt die schwarzen Steine an der Oberfläche haben, das hatte ich mir in den Kopf gesetzt!“, erzählt er, „und die Jungs, die das gemacht haben, sind fast verzweifelt.“ Aber nachdem die Oberfläche dann aufwendig bearbeitet worden war, „waren alle happy“ und das Ergebnis begeistert.
Das gilt natürlich erst recht für die spektakuläre Autosammlung, die ihresgleichen sucht. Zwei lange Reihen atemberaubend schöner Fahrzeuge, die kein Ende zu nehmen scheinen: Lagonda, Bentley, Mercedes, Alfa sind nur einige der wohlklingenden Namen und alle diese Marken sind hier mit außergewöhnlichen Typen vertreten. Was für ein Ausblick! Und Einblick: Am Ende der Garage, Sie werden es nicht glauben, befindet sich ein großes Fenster, das in das bereits erwähnte Schwimmbad blicken lässt. „So kann ich morgens beim Schwimmen meine Autos sehen, das ist doch prima!“, freut sich der Gastgeber. Seine Leidenschaft für automobile Veteranen erwachte relativ spät, als er seiner Frau zu ihrem 40. Geburtstag einen Porsche 356 schenkte. Bis dahin hatten ihn eher moderne, sportliche Autos interessiert; die Oldtimer hatte er zwar im Blick und war schon länger „heiß darauf“, einen zu besitzen, aber als der 356 ins Haus kam, war er plötzlich „Feuer und Flamme“ und stürzte sich Hals über Kopf in das „Abenteuer Oldtimer“.
Es folgten schnell Jaguar, Mercedes-Benz und Alfa, die erste Garage füllte sich allmählich und bereitete dem damaligen „Jungsammler“ großen Spaß. Dann wurde er eines Tages in einem der Vorkriegs-Bentleys mitgenommen, die für ihn bis dato „schön anzusehen waren“, hinter deren Steuer er sich aber eigentlich nicht setzen wollte. Doch diese Fahrt veränderte alles. Er war „total fasziniert von diesem authentischen Fahrgefühl“. Die pure Technik, die hohen Lenkkräfte und überhaupt die Anstrengung, ein solches Fahrzeug zu bewegen, was ihn sonst „immer abgeschreckt“ hatte, waren nun genau das, was ihn „fesselte und nicht mehr losließ“. Seitdem ist er unheilbar vom Oldtimer-Virus infiziert und begeistert sich immer mehr für Vorkriegswagen. Heute sind es seine Lieblinge, die Bentleys. Ein Bentley 4½ Litre VDP Tourer von 1928, gleich daneben und nicht weniger spektakulär ein Bentley 3/4½ Litre Mother Gun und der Bentley Speed Six. Zwischendrin die Exoten: ein Riley Le Mans und ein Talbot E 150 C Cabriolet – Autos zum Niederknien! Ganz hinten in der Ecke steht das älteste Fahrzeug der Sammlung, ein Bentley 3-Liter-Wagen von 1924. Die Limousine ist im Originalzustand und zeigt mit Stolz und herrlicher Patina ihr Alter.
Dann die Mercedes-Benz-Nachkriegsabteilung: Vom 190er über 300er bis zum 600er können Sie hier alles bewundern. Es folgen Alfa Romeo Giulietta Spider, ein Lancia Flaminia Sport im Zagato-Kleid und daneben einer der ersten Personenwagen von Maserati, der A6 1500, der Ende der noch mit kompletter Rennwagentechnik und Gitterrohrrahmen gebaut wurde. Dem unwiderstehlichen Alfa Romeo 6C Cabriolet aus den 40er Jahren steht auch die Coupé-Ausführung zur Seite. Nicht zu vergessen der kleine Italiener. Ein blauer Fiat 500 L „Jolly“ Mare. „Eigentlich passt der Fiat ‚Jolly‘ überhaupt nicht hierher“, räumt der Italienfan ein, „aber in den habe ich mich sofort verliebt, als ich ihn sah, und nun bereitet er mir und meiner Familie einen Riesenspaß und begeistert die Zuschauer bei einer Oldie-Veranstaltung mehr als jeder Bentley.“ Tatsächlich ist der „Jolly“ der Legende nach 1957 von Giovanni Agnelli, dem Vizepräsident des Fiat-Konzerns, bei Carrozzeria Ghia in Auftrag gegeben worden und sollte ihn zukünftig von seiner Zweimast-Jacht „Agneta“ zur nächsten Bar oder in das nächste Hotel bringen. Bei den Schönen und Reichen sprach sich dies schnell herum und es wurde eine kleine Serie aufgelegt.
Der Weg zur oberirdischen Halle ist von zahlreichen Weinflaschen gespickt. Denn Wein sammelt der Automobilliebhaber auch - und der lagert bekanntlich im besten Fall unter der Erde. Oben aber, da tut sich ein wunderbares Porsche-Reich auf: 356er, 911er, Traktoren, eine Hebebühne, eine Werkbank und „was man sonst so braucht“. „Hier wird geschraubt, hier bereiten wir die Fahrzeuge für Ausfahrten vor und erledigen kleinere Wartungsarbeiten.“ Das „Herzstück“ dieser Garage ist eindeutig der Porsche 550 Spyder, neben den Bentleys „das Lieblingsfahrzeug“ des Sammlers. Die Leichtmetallkarosserie war mit dem 1,5 Liter Königswellen-Boxermotor und bis zu 135 PS ausgestattet. Dazu kamen noch zwei Schalensitze mit sehr wenig Komfort, Lenkrad und ein paar Instrumente, insgesamt brachte das bis zu 230 km/h schnelle Auto ohne Treibstoff 550 kg auf die Waage, was ihm den Namen 550 Spyder verlieh. Es scheint, hier parkt alles, was vier Räder hat und begehrenswert ist. Gibt es da noch einen Wunsch: „Ein Blower Bentley, das wäre was“, sagt mein Gastgeber. Dem kann man nur zustimmen. Wahrscheinlich wird auch er bald in diese Schatztruhe gelangen.
Text: Fritz Schmidt jr., Mathias Paulokat
Fotos: fritzclassics