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Der Ford Capri Perana V8 gehört zu Südafrikas größten Homologations Specials

Der Ford Capri Perana V8 gehört zu Südafrikas größten Homologations Specials

Der als Kopie des 1971 in der Western Province Tourenwagen-Meisterschaft siegreichen Modells aufgebaute Ford Capri Perana von Glenn Loxton ist die Inkarnation des südafrikanischen Muscle Cars. Wir trafen das in Jacaranda Pink lackierte Biest auf dem Kurs von Killarney bei Kapstadt...

Wir alle kennen die Hintergründe zur Genesis des Ford Capri: Kontinental-Europäer und speziell die Briten waren es leid, immer mitansehen zu müssen, wie auf der anderen Seite des großen Teichs die Amerikaner ihren Spaß mit dem Ford Mustang hatten. Also baute ihnen Ford eine eigenes „Pony-Car“, benannt nach der Sonneninsel in Italien und einem zu jener Zeit populären Erfrischungsdrink. Doch während der Capri zwar optisch gefiel, kam er in Sachen PS nie an die Leistungen des amerikanischen Gegenstücks heran. Zumindest nicht in Europa.

Bühne frei und Vorhang auf für Basil Green von Basil Green Motors aus Johannesburg, der sich zum Zeitpunkt der Ankunft des Capri schon einen Namen durch die Verwandlung von kreuzbraven Ford in feuerspuckende Monster gemacht hatte. Die von dem ehemaligen Formel-1-Mechaniker aufgemotzten Modelle erhielten den Beinamen Perana, ersonnen von seiner Frau und gedacht als Hinweis auf die zusätzliche Bissigkeit. Einer ersten Serie von 20 Capri implantierte Green Essex-V6-Motoren, doch nachdem Ford Südafrika bald darauf das identische Triebwerk ab Werk anbot, wusste Basil, das er weiter aufrüsten musste. 

Ergo zwängte er 1970 den Windsor-V8 aus dem Mustang unter die lange Haube - geboren war der Capri Perana V8. Ford war so begeistert von Basils Arbeit, dass der Capri Perana eine offizielle Zulassung erhielt, sodass jeder Interessent in eine südafrikanische Ford-Vertretung gehen konnte, um sich seinen eigenen zu bestellen. Und das inklusive voller Werksgarantie, die Ford weltweit neben Green nur noch Produkten von Carroll Shelby zugestand. Fords Verliebtheit in den Capri Perana sollte nicht enden: Zwischen 1970 und 1971 entstanden 500 Exemplare für die Homologation des Modells für Tourenwagenrennen. Dazu wurden im Ford Werk Port Elizabeth gebaute Rohkarossen des Capri 3000 XL an Basil Green Motors geliefert, wo sie ihre leistungsstärkeren Herzen samt Getriebe empfingen. Der letzte Schliff war eine knallgelbe und (primär im Heckbereich) schwarze Lackierung, die den Betrachtern verdeutlichte, dass sie es nicht mit einem „normalen“ Capri zu tun hatten. 

Sprung in die Gegenwart, und ich stehe in der Hitze des südafrikanischen Hochsommers in der Boxengasse des Killarney International Raceway. Wo ich den erfolgreichsten Renn-Capri Perana aufgespürt habe, den es gibt - oder zumindest eine perfekte Kopie von ihm. Dieser Capri Perana aus dem Besitz von Glenn Loxton ist in Jacaranda Pink lackiert und entspricht optisch haargenau dem Auto, das 1971 mit Peter Gough am Steuer die Western Province Saloon Car Championship gewann. Der Jacaranda Pink Perana des Selford Motors Team holte in acht Rennen sieben Gesamt- und Klassensiege und wurde somit zum erfolgreichsten Capri Perana aller Zeiten. Nach Saisonende rüstete Selford Motors den Wagen jedoch wieder auf die Straßenspezifikation zurück und verkaufte ihn, woraufhin er wie vom Erdboden verschluckt wurde. Bis heute sind sein Verbleib und seine weitere Geschichte unbekannt.

Womit wir zu unserer eigentlichen Geschichte kommen. Irgendwann zwischen 2012 und 2013 kaufte Peter Lindberg, der bekannte Rennfahrer und Shelby Mustang-Konzessionär, einen originalen Capri Perana, Chassis BG00068, den Sie hier sehen, und machte sich daran, eine exakte Kopie des 1971er-Siegerautos zu bauen. Der fertige Wagen wurde dann von Ferdi van Niekerk gekauft, der ihn mit Hilfe von Peter Gough dann noch mit dem Farbkleid von Selford Motors versah. 2014 ging Gough - der 2017 im Alter von 79 Jahren starb - noch einmal in dem Jacaranda Pink Perana auf die Strecke und fuhr ihn zusammen mit Ferdi Jr. mit großem Erfolg.

Leider konnte mir Glenn Loxton das Auto nicht persönlich zeigen, aber Nian, der Hüter des Wagens und Eigentümer von Nian du Toit Racing, war mehr als bereit, mir seine Hilfe anzubieten. Als er mich durch den Pink Perana führte, sagte er mir: „Es ist ein Tourenwagen der alten Schule - wirklich ein brachiales Auto, ohne Servolenkung und Servobremsen, alles fühlt sich ein bisschen landwirtschaftlich an. Das heißt nicht, dass er nicht schnell ist oder keinen Spaß macht, aber es ist wahrscheinlich das genaue Gegenteil zu einem Einsitzer." Nachdem er in den Wagen gestiegen ist, erweckt er den 350 PS starken 5,0-Liter-V8 zum Leben. Der gibt ein tiefes, abgehacktes Knurren von sich - und schon bekommt man ein Gefühl dafür, wovon Nian spricht.

Trotz des fehlenden Beifahrersitzes klettere auch ich hinein, und mit festem Griff am Überrollkäfig machen wir uns auf zu einer Besichtigungsrunde um Killarney. Das Geräusch des V8 und kleine Steinchen, die gegen die Radkästen prallt, übertönend, kommentiert Nian: „Die hintere Starrachse bringt viel Gewicht auf die Waage, und aufgrund der Blattfedern kann es ziemlich holprig werden!" Ich sitze auf zwei ziemlich großen Bolzen, mit denen die Batterie am Boden befestigt ist, und als wir über die Wellen der Gegengeraden von Killarney fahren, kann ihm nur zustimmen...

Nach nur einer Runde bin ich bereit, auszusteigen und mich wieder dem Fotografieren zu widmen. Es ist ein fantastisches Auto, aber ich schaue es mir lieber an, als dass ich als Beifahrer drin sitze, vor allem in diesem Nachmittagslicht mit der Silhouette des Tafelbergs im Hintergrund. Während viele der Rennwagen, die man in Europa sieht, auf Hochglanz poliert sind, ist Glenns Perana eindeutig ein Werkzeug für die Rennstrecke, und als solches wird er auch benutzt, aber das bedeutet nicht, dass er von seinem Besitzer weniger geschätzt wird. 

Im Gespräch mit Glenn nach dem Fotoshooting erzählt er mir: „Ich hätte gerne einen solchen Wagen besessen oder in dieser Zeit Rennen mit einem gefahren. Der Perana war in den frühen 1970er Jahren das ultimative Hochleistungsauto in Südafrika, und er ist eine fantastische Hommage an den Einfallsreichtum von Basil Green und Ford South Africa. Es ist eine große Freude, einen originalen Capri Perana zu besitzen und zu pflegen." Glenns Perana mag eine Maschine der alten Schule sein, aber sein Charakter und seine Geschichte verstärken nur noch den Eindruck, den er auf uns macht. Man kann mit Sicherheit sagen, dass ein Capri Perana mehr als genug Biss hat, um seinem Namen alle Ehre zu machen.

Fotos: Mikey Snelgar für Classic Driver © 2022