Direkt zum Inhalt

Magnaten-Tourer: Packard Eight Sport Phaeton

Magnaten-Tourer: Packard Eight Sport Phaeton

Der große Gatsby endete tragisch. Und der mondänen Automobilmarke Packard erging es später kaum anders. Zu Lebzeiten aber kultivierten beide den legendären amerikanischen Stil der späten 1920er Jahre, der bis heute seine magische Aura entfaltet.

Ein Automobil, ehemals gebaut für Firmen-Tycoons, Staatsoberhäupter, Industrieerben oder Filmstars: Der Packard Eight zählte zwischen den Weltkriegen zum Nonplusultra der amerikanischen Automobilkultur. Auch wenn der Markenname lange verschollen ist, dominierte Packard in jener Zeit das amerikanische Hochpreis-Segment und verkaufte mehr Luxus-Fahrzeuge als Lincoln, Cadillac und Pierce-Arrow zusammen. Wie wir wissen, ging das Jahr 1929 in die Geschichte ein: Als Jahr des großen Börsencrashs und der daraufhin einsetzenden, brutal um sich greifenden Rezession, aber auch als bestes Produktionsjahr für Packard. Knapp 50.000 Fahrzeuge stellte Packard 1929 bis zum Einbruch auf die Räder. Der Großteil davon nur Sechszylinder, aber immerhin auch rund 8.500 Achtzylinder – die besten Repräsentanten der amerikanischen Vintage-Ära, noch bevor Fahrzeuge von Duesenberg zu großer Klasse auflaufen konnten.

Anfang des Jahres 1929 präsentierte Packard die Modelle 640 und 645 „Deluxe Eight“. Wie damals üblich noch als Chassis-Versionen, die sich für individuelle Aufbauten anboten. Dank langem Radstand und kraftvollem wie leisen Motor entstanden Touring-Wagen par excellence. Zahlreiche Verbesserungen brachten die Fahrzeuge der sogenannten sechsten Serie an die Spitze des Wettbewerbs. Eine wegweisende Federung, die in punkto Komfort ihresgleichen suchte, ein hydraulisches Servo-Bremssystem an allen vier Rädern, eine automatische Zylinder-Ölung, die das zeitraubende Procedere bei Trockenstarts überflüssig machte. Kleine Dinge auch, wie die Kühltemperaturanzeige erstmals im Cockpit, eine bessere Platzierung des Ganghebels.

Das hier gezeigte Fahrzeug wurde ursprünglich nach Los Angeles an den dortigen, weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Händler ausgeliefert. Hier erhielt das Auto noch einige Upgrades, die vor allen Dingen die Optik aufwerteten. Aufwendige Chromkappen und diverse Zusatzleuchten beispielsweise. Im Zuge einer späteren Restauration entschied man sich für die sehr passende Zweiton-Lackierung mit rotem Leder-Interieur und beigefarbenem Verdeck. Mit dem rund 120 PS leistenden Achtzylinder-Reihenmotor und der manuellen Dreigang-Schaltung bietet sich das Auto noch heute als formidabler Tourer an. Man sitzt erhaben hinter dem Volant, gleitet flüsterleise, dennoch zügig durch die Landschaft und erfreut sich seines Daseins.

So wie damals vermeintlich der große Gatsby, wenn er nach Long Island zu seinem Anwesen brauste. Doch wir wissen auch: Die Geschichte des Gatsbys endete tragisch. Und der ehemals 1899 gegründete Marke Packard erging es tatsächlich kaum anders. Sie ging in den 1950er Jahren im Studebaker-Verbund auf und wurde wenig später gänzlich aus dem Firmennamen eliminiert. Insofern passt dieses Automobil perfekt zum atemberaubenden Szenenbild des Scott F. Fitzgerald, der den großen Gatsby 1925 verfasste. Heute konserviert dieses außergewöhnliche Automobil die fraglos unzähligen mondänen und schönen Momente jener Epoche. Ein Stück Automobil- und Zeitgeschichte, das am besten seine Wirkungen entfaltet, wenn es auf Alleen und Küstenstraßen bewegt wird. Anerkennung, ja Beifall, wird dem Fahrer sicher sein.

Fotos: RM Auctions