Es gibt wohl kaum einen anderen Mordfall, bei dem das Schicksal von sechs relativ unbekannten Menschen einen derart bleibenden Eindruck hinterlassen hat, wie bei dem Verbrechen, das Truman Capote in seinem Bestseller von 1965 dokumentiert hat. „Kaltblütig“ hat sich millionenfach verkauft, wurde in 30 Sprachen übersetzt, bildete die Vorlage für etliche Hollywoodfilme und wurde somit zu einem Klassiker der modernen US-Literatur. Daher dürfte die Versteigerung des umfangreichen Archivs zu den Morden an der Clutter-Familie enormes Interesse auslösen. Noch in diesem Monat können Capote-Fans und alle, die sich für die großen Kriminalfälle der Geschichte interessieren, für Akten und andere Dokumente mitbieten.
Diese Sammlung, die als ein einziges Lot unter den Hammer kommt, besteht aus einer erstaunlichen Fülle an Ermittlungsstücken, die später von Capote in seinem Buch minutiös aufgezeichnet wurden. Zusammen mit den unveröffentlichten Notizen von Special Agent Harold Nye - der jüngste der vier FBI-Beamten, die mit dem Fall betraut waren - gehören zu diesem Archiv auch bisher unbekannte handschriftliche Briefe von Capote an Nye. In ihnen hatte der Schriftsteller zusammen mit dem Ermittler besondere Details des Falls erörtert - Jahre vor der Veröffentlichung des Romans. Weitere Besonderheiten der Sammlung sind Originalabschriften der Verhöre und der Geständnisse der Mörder sowie Polizeifotos, Fingerabdruckblätter und Aufnahmen vom Tatort, die vorher noch nie der Öffentlichkeit zugänglich waren. Zusammengenommen bildet dieses Lot ein Archiv des Schreckens und bietet Einblicke in ein unerklärliches Verbrechen.
Das Highlight der Sammlung dürfte eine seltene, von Truman Capote signierte Erstausgabe von „Kaltblütig“ sein, mit einer Widmung des Starautors für Harold Nye. Einige Ermittler haben sich ebenfalls in dem Buch verewigt, wie auch Schauspieler und Filmcrew der 1967 gedrehten Kinofassung mit Richard Blake. Damit dürfte dieses Exemplar die bedeutendste Ausgabe von „Kaltblütig“ sein, die je auf einer Auktion angeboten wurde.
Ein Minimum von umgerechnet rund 16.000 Euro sind für dieses literarisch wie historisch bedeutsame Archiv zu bieten. Aber daß sich diese Summe sicherlich noch steigern läßt, ahnt auch jemand, der kein CSI-Ermittler ist.
Fotos: Vintage Memorabilia, Cartier
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