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William I'Anson hat sich den größten Rennwagen aller Zeiten verschrieben

William I'Anson hat sich den größten Rennwagen aller Zeiten verschrieben

In der Welt des historischen Motorsports gibt es wenige Spezialisten, die sich so profund auskennen als William I'Anson Ltd. Wir haben den beeindruckenden neuen Firmensitz in den Cotswolds besucht, wo normale Enthusiasten wie hartgesottene Piloten historischer Maschinen auf ihre Kosten kommen.

Es ist einer dieser wunderbaren Spätsommertage an denen die Sonne die malerische Landschaft mit ihren charmanten Dörfern in ein mildes Licht taucht und zu einer Ausfahrt mahnt. Der perfekte Tag also, um William I'Anson zu besuchen, einem anerkannten Spezialisten für Klassiker und historischer Rennwagen, der sich mit Haut und Haaren dem Motorsport verschrieben hat.

Im Lauf der letzten neun Jahre widmete er sich in erster Linie dem Sourcing und dem Verkauf historisch besonders bedeutsamer Einsitzer, Sport- und Rennwagen sowie Bugatti. Dass die französische Marke eine herausgehobene Rolle spielt, hat biografische Gründe, denn I'Ansons Vater Richard gründete mit Tula Engineering das erste britische Unternehmen, das sich auf die Restaurierung von Grand Prix-Bugatti spezialisierte. William wuchs auf den Rennstrecken Europas im Schatten dieser ursprünglichen Bruderschaft im historischen Motorsport auf. Einer der ersten Autos, an dessen Steuer er - wenngleich minderjährig - saß, war ein Bugatti Brescia aus den zwanziger Jahren!

„Ich wuchs intensiv hinein in die Welt der Vorkriegs-Bugatti und des historischen Rennsports”, erzählt I'Anson während wir mit stockendem Atem durch seinen neuen Showroom nahe Cirencester schlendern, wo eine wunderbar vielfältige Auswahl an klassischen Straßen- und Rennwagen zu bestaunen ist. Er bleibt vor einem Bugatti Type 35 stehen, der 1926 neu an Sir Malcolm Campbell verkauft worden war und inzwischen eine reiche und charaktervolle Patina angesetzt hat. „Es gibt tolle Fotos aus meiner Kindheit bei den VSCC-Rennen, bei denen mein Vater mit Bugatti und ERA am Start war. Wir waren eine ganze Gang, die so aufgewachsen ist - so ging mir die Rennfahrerei einfach unter die Haut.” 

Ursprünglich wollte I'Anson Ingenieur werden und den Fußspuren seines Vaters folgen. Aber wie er lässig bemerkt, „kam Segeln dazwischen” und er verbrachte elf Jahre auf Rennjachten. Als Wettkampfsegler sogar Teil der britischen Crew beim America´s Cup gewesen zu sein, macht ihn immer noch stolz. Danach absolvierte er einen kurzen Stint bei Bonhams und arbeitete später länger mit dem ebenfalls in den Cotswolds basierten Spezialisten Martin Chisholm zusammen. Sich selbständig zu machen, war immer sein Ziel und zu seinem Glück auch der nächste logische Schritt in der Karriere.

„Auf Grund meiner speziellen Kinderstube und der so erworbenen Erfahrung kamen viele Vorkriegs-Bugatti zu uns, als ich in diesem Business anfing. Aber weil ich zu dem Zeitpunkt selbst viele Rennen gefahren bin, waren auch viele Sportwagen und Einsitzer aus den fünfziger Jahren dabei”, erläutert I'Anson. „Viele meiden diese Modelle, weil man eine Menge Recherche betreiben muss. Aber ich glaube nicht nur an den Motorsport, ich bin ein glühender Verehrer, deswegen macht es einfach Spaß, sich in diese Themen hinein zu beißen. Es handelt sich um fantastische und unglaublich bedeutende Fahrzeuge. Wenn man die Chance hat, sie verkaufen zu können, verdienen sie auch, auf möglichst beste Art präsentiert zu werden.”

Da gibt es den ehemaligen Werks-BRM P578 mit dem Richie Ginther quasi als zweiter Zweiter bei der Formel 1-Weltmeisterschaft 1963 aufs Podium springen konnte, den ehemaligen Brumos Racing-Porsche 911 Carrera 2.8 RSR auf dem Hurley Haywood und Peter Gregg 1973 die Sebring 12 Hours gewannen und der fabelhafte Lister-Jaguar Flat Iron an dessen Steuer der junge Jim Clark so viel über Sportwagenrennen lernen sollte. Aber das ist nur ein kleiner Teil der außergewöhnlichen und historisch bedeutsamen Rennwagen, die I'Anson seit neun Jahren verkauft hat. Ein Beleg für die Leidenschaft, den Respekt und die Liebe zum Detail, die ihn und sein Team antreibt.

Weil die Nachfrage nach dieser raren Spezies in den letzten Jahren rasant gestiegen ist, hat I'Anson einen eigens konzipierten und diskreten Betrieb bezogen, der auch Bespoke Competition Storage umfasst, wo sich sein engagierter junger Techniker Alec Griffiths um Lagerung und Wartung kümmert. „Für unser Geschäft brauchten wir mehr Platz -wir haben oft 15 bis 18 Fahrzeuge im Bestand und weil wir immer mehr Kunden haben, die aktiv Rennen fahren und wir zugleich auch mehr größere Modelle wie die Formel 1-Autos mit Bodeneffekt der achtziger Jahren verkaufen, ist ausreichend Platz zu haben, ein hohes Gut!”

Zeit für ein Lunch, und an einem solchen Tag muss es ein Pub mit Garten sein. Wir übernehmen zwei Autos aus dem Showroom - ein bestechend restaurierter AC Ace Bristol und ein Ferrari 308 GTB in Pioneer-Farben , der exakt nach Gruppe 4-Spezifikationen aufgebaut wurde. Beim Essen wollten wir von I'Anson wissen, weshalb die Nachfrage gerade in seinem Spezialgebiet so stark ist. „Ich denke, es hängt mit der wachsenden Zahl an Veranstaltungen zusammen”, sagt er. „Als ich noch klein war, musste man bei den Rennen für Vorkriegs-ERA und Bugatti dabei sein. Heute kann man mit diesen Autos viel mehr unternehmen als damals - man denke nur an die Tour Auto, Le Mans Classic und Goodwood Revival. Betrachtet man die Startaufstellungen und die Zuschauertribünen in Goodwood vor wenigen Wochen, erlebt man hautnah diesen neuen Appetit und den Enthusiasmus.” 

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten sind heutzutage für I'Anson der Schlüssel. Sportwagen wie das BMW 3.0 CSL „Batmobile” und der Porsche 911 3.0 RS aus seinem Showroom eignen sich für Straßenrallyes, für einen Concours oder Rennstrecken-Events und sind deshalb immer begehrenswerter. Er erinnert sich an einen Trip in die USA mit einem Kunden und dessen Aston Martin DB3S, um an der Colorado Grand teilzunehmen. „Beim Frühstück beschworen uns andere Teilnehmer, dass wir uns die Copperstate 1000 absolut nicht entgehen lassen durften. Ich erzählte dem Eigner, dass ich Kontakte in Arizona habe - also machten wir da mit und ließen das Auto zum Rennen schicken.”

Die Anekdote geht weiter: „Nach dieser Rallye ließ der Besitzer das Auto nach Seattle für die Pebble Beach Tour d`Elegance schicken und danach fuhr ich es bei der Rolex Monterey Motorsports Reunion in Laguna Seca. Der Besitzer absolvierte dann noch 1.000 Meilen in Montana und war noch bei einer weiteren Rallye dabei, ehe der Aston Martin endlich den Heimflug antrat. Überall gibt es spannende Veranstaltungen, bei dem man mit seinem Auto Spaß haben kann. So soll es sein. Das schöne an diesen Autos ist, dass sie pure Enthusiasten begeistern. Damit sind sie auch nicht von Markttendenzen abhängig.”

Für I'Anson ist es sehr wichtig, dass er und sein langjähriger Kollege Ben Mitchell nicht nur Verkäufer sind, sondern selbst so oft wie möglich Rennen fahren. Kürzlich beim Goodwood Revival war Mitchell am Start sowohl in der Fordwater Trophy mit I'Ansons MGB und bei der Glover Trophy mit einer Lola T60 von 1965. Und bei der Glover hatte er einen brillanten Auftritt und sicherte sich den Platz als Gesamtdritter in einem Feld mit viel machtvolleren Kontrahenten. 

„Ich komme leider selbst immer weniger dazu, aber ich ermutige Ben so oft wie möglich Rennen zu fahren”, sagt I'Anson. „Diese Präsenz ist für uns ganz wesentlich, denn wenn man Rennwagen verkauft, kann man einem Interessenten auch qualifiziert Auskunft über das Fahrverhalten geben.” Diese Expertise erlaubt ihnen auch, Kunden beim erreichen derer Ziele zu begleiten. Sei es, sich den Kindheitstraum eines Starts in Le Mans zu erfüllen oder siegreich ein historisches Formel 1-Rennen zu bestreiten. 

Mit Blick in die Zukunft bemühen sich I´Anson und sein Team nach den vielen Rennwagen für Straße und Kurs zu fahnden, die ihrer Meinung nach noch entdeckt werden können. Und effektiv die spezielle Historie und Bedeutung zu vermitteln. Natürlich wird man sie im Februar bei der Rétromobile in ihrem Element antreffen - I'Anson investiert viel Zeit und Engagement in die Pariser Saisonpremiere. Nur hier könnten sie interessante Autos absolut allen wichtigen internationalen Sammlern präsentieren. 

„Nichts erfüllt uns mit größerem Stolz, als ein außergewöhnliches Auto zu entdecken, seine Historie zu recherchieren und darzustellen, ein neues Zuhause für dieses Exemplar zu finden und es dann bei Events in Aktion erleben zu dürfen”, verrät er abschließend. „Es ist ein Privileg, jeden Morgen mit einer Tasse Kaffee durch diesen Showroom zu gehen und sich in der Ausstrahlung dieser Rennwagen zu verlieren. Sie sind untrennbar mit den berühmtesten Persönlichkeiten des Motorsports verbunden. Letztlich würde ich sie liebend gerne selbst besitzen!”

Fotos: Robert Cooper für Classic Driver © 2019 

Die Herstellung dieser Reportage wurde freundlich unterstützt von William I'Anson Ltd. unterstützt. Sie finden diese fantastische Auswahl an Straßen- und Rennwagen zum Verkauf im Classic Driver Markt.