Es scheint, als würde sich Geschichte wiederholen, denn die Regeländerungen in der Formel 1 kündigen für die Saison 2022 die Rückkehr einer der dunklen Künste des Motorsports an: den Ground Effect. Seit 2018 finden wir auch wieder zwei Alfa Romeo in der Startaufstellung – was der nächsten Saison einige Ähnlichkeiten mit der Saison 1980 verleihen dürfte, in der Bruno Giacomelli (heute 69) diesen bei Kessel zum Verkauf stehenden zum Verkauf stehenden Alfa Romeo 179 fuhr. Für einen Funktionstest und sicherzustellen, dass alles reibungslos funktioniert, begab sich Ronnie Kessel auf die Rennstrecke, und wer könnte ihm besser helfen als Bruno Giacomelli höchstpersönlich! Ronnie hat selbst schon einige Erfahrung auf der Rennstrecke gesammelt. Er startete in der Ferrari Challenge-Serie und saß sogar hinter dem Steuer des 1977er Ensign N177 Formel 1 seiner Familie, aber noch nie im Cockpit eines V12-Grand-Prix-Rennwagens. Wir dachten, er wäre der perfekte Mann, um die Emotionen und die Aufregung dieses ganz besonderen Tages auf der Rennstrecke zu vermitteln.
Ronnie, vielen Dank für das Gespräch mit uns. Das muss ja ein tolles Erlebnis gewesen sein!
Das war es wirklich. Ich hatte einige Erwartungen auf Basis der Eindrücke im Ensign meines Vaters, aber das ist nur ein Achtzylinder. Dieser Alfa ist ein 12-Zylinder, und er ist eine Rakete – er schreit! Die Art und Weise, wie er beschleunigt, ist wirklich aufregend. Ich habe noch nie zuvor eine solche Symphonie aus 12 Zylindern erlebt, es war ehrlich gesagt überwältigend. Das bei weitem schönste Erlebnis war jedoch, Bruno wieder in dem Auto begrüßen zu dürfen, mit dem er damals in der Weltmeisterschaft unterwegs war. Das gesamte Chassis war um ihn herum konstruiert worden, und man kann das regelrecht fühlen.
Sie sind selbst schon einige Rennen gefahren. Wie ist der Vergleich mit den schnellsten Autos, die Sie gefahren sind?
Ich war schon immer ein Fan von Alfa Romeo, wir haben einen DTM-155, den ich sehr mag. Dieser 179 hat zwar ein Alfa-Emblem, aber er ist so extrem, dass er sich völlig von ‚normalen‘ Autos unterscheidet. Am Sound kann man definitiv die Leidenschaft spüren, die seine Alfa-DNA verrät. Selbst im Vergleich zu meinem 488 Challenge ist er definitiv von einem anderen Planeten. Der 179 ist anspruchsvoller und erfordert mehr Konzentration, denn jeder kleine Fehler könnte tödlich sein. Man fährt ungefähr die gleiche Geschwindigkeit wie das Challenge-Auto, aber schneller als in den 80er Jahren, weil die Reifenmischungen viel besser geworden sind. Man muss viel mehr Respekt vor dem F1-Auto haben. Es ist wie ein Spiel mit dem Feuer und man versteht, warum die Formel 1 damals so beliebt war. Es war wie ein Zirkus, und die Fahrer waren wie Stuntmen, die zum Vergnügen der Zuschauer ihr Leben riskierten. Man geht nicht in einen Zirkus, wenn es keine Show gibt, und damals boten sie eine ernsthafte Show.
Gibt es etwas, was die moderne Formel 1 von dieser Ära des Rennsports lernen kann?
Ich denke, dass die modernen Formel-1-Autos viel sicherer sind, und das ist es, was wirklich zählt. Um die Rennen sicherer zu machen, musste man neue Reglements einführen, was den Sport im Vergleich zu den 80er Jahren natürlich veränderte, aber beide Epochen haben ihre Vor- und Nachteile. In den 80er Jahren gab es wirklich mehr Lärm, mehr Chaos und mehr Aufregung, aber leider auch mehr tödliche Unfälle. Heute ist es weniger laut, organisierter, aber glücklicherweise auch viel sicherer. Es wäre wirklich spannend, Kimi oder Antonio Giovinazzi in einem F1-Auto der 80er Jahre und Bruno in einem modernen F1 zu sehen.
Diesen Vergleich würde ich auch sehr gerne sehen! Wie war es, Bruno wieder am Steuer zu erleben?
Es war, als würde man an einem Sonntag im Jahr 1980 an der Boxenmauer sitzen. Die Art und Weise, wie Bruno das Auto fuhr, wie er mit Hacke-Spitze-Technik herunterschaltete, war einfach unglaublich anzusehen. Man konnte hören und verstehen, dass es eine echte Verbindung zwischen ihm und dem Auto gab – er war in der Lage, es das tun zu lassen, was er wollte. Früher fuhr Bruno mit abgeschnittenen Schuhspitzen, um ein besseres Gefühl zu bekommen, und wie man sehen kann, hat er diese Angewohnheit immer noch! Bruno in solch guter Verfassung zu sehen und darüber sprechen zu können, wie es war, das Auto in jener Zeit zu fahren und gegen andere Fahrer zu kämpfen, war ein ganz besonderer Moment.
Das kann ich mir vorstellen, aber wer war schneller, du oder Bruno?
Bruno ohne Zweifel. Ich hatte es erwartet, aber ich hatte gehofft, dass ich näher an seinen Zeiten dran wäre. Wie er das Auto um die Kurven tanzen lässt, seine sanfte Art beim Runter- und Hochschalten ist spektakulär. Verglichen mit Bruno war es wie eine Schlacht, mir zuzuhören, aber so wie Bruno die Gänge einlegte, war es wie ein Tanz. Sensationell auch, dass er jetzt hier nach über 40 Jahren wieder da war und es ihm Spaß machte, „seinen“ Tipo 179 u fahren.
Erzählen Sie uns etwas mehr über das Auto, wie ging es nach seiner Zeit in der Formel 1 mit ihm weiter?
Dieses Chassis war in der Formel 1 sehr aktiv, denn es wurde teilweise schon 1979 und dann 1980 eingesetzt. Danach wurde es an einen Fahrer/Sammler verkauft, der mit ihm viele Rennen wie Goodwood, Monte Carlo Historic und Masters Historic Formula One fuhr. Der Wagen wurde seit seiner Ausmusterung aus der Formel 1 regelmäßig bewegt, insgesamt hat er über 40 Jahre lang seinen Dienst getan, was großartig ist. Die Zeit vergeht, aber diese kultigen Einhörner wird es immer geben. Vor kurzem wurde der Alfa vollständig restauriert und der Motor komplett überholt - er ist bereit für das nächste Rennen, an dem der neue Besitzer hoffentlich teilnehmen möchte.
Vielen Dank Ronnie. Doch hören wir zum Schluss Bruno Giacomelli selbst!
Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ich ein F1-Auto fahre, das ich in jenen Jahren gefahren habe. Sie können sich also vorstellen, dass es ein großartiges Gefühl war und öfter vorkommen sollte! Als ich im Auto saß, war es, als ob ich zu Hause auf meiner Couch säße – ich habe ja das gesamte Auto vom Schaltknüppel bis zur Sitzposition entwickelt. Es war ein unglaublicher Nervenkitzel, und ich hoffe, dass ich das bald wieder erleben darf!
Fotos von Pietro Martelletti