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Designer Jeroen Verhoeven entwirft fantastisch verdrehte Möbel

Designer Jeroen Verhoeven entwirft fantastisch verdrehte Möbel

Der Namen des niederländischen Designers Jeroen ist weniger bekannt, als der seiner Zeitgenossen Tom Dixon oder Marc Newson. Dabei verbinden seine spektakulären Möbelschöpfungen historische Vorlagen mit 3D-Bildern und zeitgenössischer Kunst. In New York wird jetzt bei Phillips ein Werk angeboten.

Nach seinem Abschluss an der Design Academy Eindhoven im Jahr 2004 gründete Jeroen Verhoeven das Designstudio Demakersvan zusammen mit seinem Bruder Joep und einem Kommilitonen. Während seiner Recherchen im Stedelijk Museum begann sich Verhoeven für historische Möbel zu interessieren und experimentierte im virtuellen Raum mit ihrem Formenvokabular. So ließen sich digital eine klassische Kommode und ein Frisiertisch so lange drehen und verwinden bis am Bildschirm ein faszinierendes neues Objekt entstand. Das wurde anschließend mit einem Roboterarm aus Schichtholz herausgeschnitten. Dieses fesselnde Möble wurde „Cinderella Table” getauft und sorgte über Nacht für eine Sensation in der Design-Avantgarde. Seitdem haben sich seltene Exemplare dieser noch jungen Ikone bei Auktionen für 130.000 bis 250.000 US-Dollar verkauft. 

Mit seiner nächsten bedeutenden Arbeit, der er den Titel „Lectori Salutem” schenkte, stieß Verhoeven wieder in neue Regionen vor. Statt Schichtholz diente nun Edelstahl als Material: Er und sein Bruder entwickelten einen Remix eines Tisches des berühmten Kabinettmöbelschöpfers der Jahrhundertwende François Linke. Aus den vielen unterschiedlichen Teilen wurde das Möbel dann von einer Autofabrik gefertigt, die aufgrund einer wirtschaftlichen Flaute Kapazitäten frei hatte. Bestehend aus 150 Stahlpaneelen, die mit 2.300 Bolzen zusammengefügt worden waren, dürfte „Lectori Salutem” das wohl ambitionierteste Möbelobjekt des neuen Jahrtausends darstellen, denn es verdankt sich nicht nur dem historisierenden Stil, sondern auch dem Flugzeugbau und Motorsport-Engineering sowie Marc Newsons „Lockheed Lounge”. Aus den 20 Tischen, die damals hergestellt wurden, kommt nun die Nummer 12 bei Phillips Design Auction am 12. Dezember in New York unter den Hammer. Aufgerufen sind 120.000 – 180.000 US-Dollar. Bestimmt überlegt Jeroen Verhoeven bereits die nächste spektakuläre Metamorphose eines Möbel.

Fotos via Phillips © 2019