Der lange Arm der Bauhaus-Designer
Der Begriff "Bauhaus" ist in der Welt des Designs so oft bemüht worden, dass er vielen Gestaltern kaum mehr als eine leere Hülle erscheint. Umso erfreulicher ist es, dass die Kuratoren des Vitra Design Museums in Weil am Rhein nun – vier Jahre vor dem 100. Jubiläum der Bauhaus-Gründung – eine große Einzelausstellung zusammengestellt haben, die nicht nur überraschende und ungezeigte Exponate aus der Geschichte der legendären Kulturinsitution zeigt, sondern auch ihren Einfluss auf zeitgenössische Künstler, Designer und Architekten beleuchtet. Unter dem Ausstellungstitel »Das Bauhaus #allesistdesign« werden Werke von Walter Gropius und Marcel Breuer, Marianne Brandt, Lyonel Feininger und Wassily Kandinsky aktuellen Designtendenzen und modernen Gestaltern wie Olaf Nicolai, Konstantin Grcic oder Lord Norman Foster gegenüber gestellt. Dabei dürfte die Bandbreite des Bauhaus-Einflusses sichtbar werden – vom Automobildesign bei Mercedes-Benz bis hin zur Möbeln von Muji und Thonet, die von Marcel Breuer inspiriert wurden.
Labor der Moderne
Tatsächlich scheint das Bauhaus mit seinem historischen Anspruch, die Gesellschaft durch Gestaltungsarbeit aktiv zu verändern, die Designzunft bis heute umzutreiben. In den aktuellen Diskussionen um gesellschaftlich relevantes Design und Verantwortung – „Social Design“ oder „Open Design“ sind nur einige Schlagworte aus diesem Diskurs – finden sich auch immer wieder Positionen, die so oder ähnlich auch von den Designaposteln des Bauhauses hätten formuliert werden können. Neben den historischen und sozialen Kontexten beschäftigt sich die Ausstellung jedoch auch ganz konkret mit den Entstehungsgeschichten berühmter, aber auch weniger bekannter Entwürfe. Ein weiteres Themenfeld der Schau ist das Raumverständnis der Bühnenkünstler und Architekten, die am Bauhaus am – so der Text zur Ausstellung – „ersten „Totalexperiment“ der Moderne arbeiteten.
Keine historische Schwere
Der vierte und letzte Bereich der Ausstellung ist schließlich den Kommunikationsmitteln des Bauhauses wie Typographie, Film und Fotografie gewidmet. Hier sollen auch die Mythen und Klischees beleuchtet werden, die von den Gestaltern einst durchaus bewusst inszeniert wurden, die das Bauhaus für viele heutige Designer jedoch zu einem Reizthema machen. Es ist zu hoffen, dass die Ausstellung »Das Bauhaus #allesistdesign« dem Thema Bauhaus nicht nur die historische Schwere nimmt, sondern auch junge Gestalter wieder animiert, sich mit der tatsächlichen Arbeit der freigeistigen Gestalter von einst zu beschäftigen.