CD: Die meisten Motorsportfans werden bereits mit Sonderprüfungs-Rallyes vertraut sein. Wo man zum Start navigiert und dann gegen die Uhr eine Sonderprüfung so schnell wie möglich absolviert. Können Sie uns erklären, wodurch sich Gleichmäßigkeitsrallyes unterscheiden?
TJ: Bei Gleichmäßigkeits-Rallyes navigiert man den ganzen Tag über ohne alle technologischen Hilfsmittel und hält sich dabei an eine vorgegebene Route und ein festes Zeitlimit. Auf einer Etappe hat man bis zu vier "regularities", das Pendant zu Sonderprüfungen, doch geht es hier nicht darum, sie möglichst schnell zu absolvieren. Innerhalb jedes Abschnitts gibt es Punkte, an denen man seine Durchschnittsgeschwindigkeit ändern muss. Also zum Beispiel 20 Meilen pro Stunde in einer Prüfung und dann 22 mph in der nächsten. Das hört sich sehr langsam an, doch fahren wir auf öffentlichen Straßen und müssen Geschwindigkeitsbeschränkungen einhalten. Wir nutzen aber auch Nebenstraßen, auf denen weniger Verkehr herrscht und die Teilnehmer ein bisschen mehr Spaß haben können. Kommt nun ein Team zum Beispiel in einer 20-Meilen-Zone an einen dieser Zeitnahmepunkte, muss der Beifahrer den Fahrer so führen, dass er zu einer von den Organisatoren festgesetzten Zeit exakt dort ankommt. So als hätten die beiden den ganzen Weg konstant mit der festgelegten Geschwindigkeit absolviert. Um das Ganze noch zu erschweren, werden diese Waypoints an absolut unerwarteten Stellen eingerichtet – plötzlich findet man sich am Fuß eines Berges mit 25 Haarnadel-Kurven wieder, und man weiß nur, dass irgendwo da eine versteckt ist. Das ist dann wirklich eine Herausforderung, wenn der Beifahrer schreit, dass man schon 30 Sekunden Rückstand hat, man aber zugleich versucht, den 20-mph-Schnitt zu halten!
"Der andere Aspekt von Gleichmäßigkeitsrallyes sind die Tests. Tests finden auf privaten Grundstücken statt, zum Beispiel auf einer großen Farm. Dort muss man dann einen abgesteckten Kurs so schnell wie möglich durchfahren, da geht es auch sehr um Geschicklichkeit. Wer die vorgeschriebene Gasse oder Richtung nicht einhält oder die geforderten Manöver nicht absolviert, erhält Strafpunkte. Die RAC Rallye oft he Tests ist eine Kombination aus Regularities und Tests, wobei Letztere überwiegen, was fantastisch ist, denn man kann dort im Kampf gegen die Uhr sein Auto fast immer quer fahren!"
Und wie haben Sie sich als Anfänger geschlagen?
"Ich will Ihnen mit einem Wortspiel antworten – doch die Bedingungen (Eis und Schnee), die wir auf drei Vierteln der Strecke vorfanden, waren im wahrsten Sinne des Wortes ‘die Sahne oder das Eis auf dem Kuchen’. Wenn man mitten in der Nacht, in völliger Einöde auf kleinen, hügeligen walisischen Landsträßchen durch den Schnee schliddert, dann sind das schon Momente, die länger in Erinnerung bleiben."
Die Pandemie war für Unternehmen, die sehr stark auf Reisen angewiesen sind, eine riesige Herausforderung. Wie hat Hero-ERA diese Hindernisse überwunden?
"Man muss extrem anpassungsfähig sein. Nur ein Beispiel aus dem letzten Dezember: 24 Stunden vor dem Start der Per Ardua ad Infinitum wurde das Reifenreglement noch einmal geändert, worauf wie Teile der Route nochmals ändern mussten. Wir investieren eine Menge Arbeit, um sicherzustellen, dass die Events sicher und im Einklang mit den behördlichen Vorschriften sind. Als Folge haben wir 2021 schon zwei Veranstaltungen sicher durchgeführt."
Aber es ist schon sehr beeindruckend, dass es Hero-ERA durch das Chaos des Jahres 2020 geschafft hat...
"Kurz gesagt haben wir uns den Verhältnissen angepasst und tun es immer noch. Als Folge herrschte bei Hero-ERA nie Stillstand, wir waren das ganze Jahr 2020 über aktiv und mit unseren Kunden in Kontakt, was uns nun für 2021 in eine gute Ausgangsposition gebracht hat."
Hero-ERA hat für 2021 einen vollgepackten Kalender, mit Events rund um den Globus. Auf welche freuen Sie sich am meisten?
Wer immer ihn fahren wird muss schon ziemlich verrückt sein…
Solche Distanzen in klassischen Autos zurückzulegen, dürfte kaum ohne mechanische Gebrechen zurückzulegen sein –Sie müssen ein wahnsinnig gutes Betreuungsteam am Start haben.
"Selbst bei kleinen Eintages-Veranstaltungen haben wir mechanische Betreuungsteams dabei. Ihr Spitzname „Sweeps” bezieht sich darauf, dass sie hinter dem Feld herfahren und gestrandeten Teilnehmern helfen. Das sind alles sehr erfahrene Mechaniker und Techniker, viele von spezialisierten Werkstätten, mit Tonnen voller Fertigkeiten und viel Einfallsreichtum."
"Wenn sie das Problem nicht direkt vor Ort beheben können, werden sie einen Weg finden, das Auto zum nächsten Ort zu schleppen, wo es dann repariert werden kann. Und auch auf längeren Events folgen sie dem Tross über die gesamte Distanz. Sand ist ein großes Problem, denn er mischt sich mit Öl und wird dann zu einer Paste, die alles verstopft. Doch unsere Sweeps haben für fast alles einen Rat; Gewichtslasten, Federraten etc. Die Teilnehmer schlafen schon nicht viel, doch die mechanischen Betreuungsteam schlafen nie und arbeiten oft bis lange in die Nacht – sie sind die wahren Helden dieser Events."
Was ist die nächste Veranstaltung im Kalender, zu der man sich noch anmelden kann?
"Auch wenn wir schon bei 90 Prozent Auslastung sind, wollen wir nicht den Eindruck erwecken, dass es keinen Platz mehr gäbe. Selbst wenn das Event komplett ausgebucht ist, haben wir Wartelisten und man kommt doch noch zum Zuge, weil leider viele Leute aus unterschiedlichen Gründen gar nicht erst antreten. Es gibt noch Plätze für die HERO Challenges, Sahara Take Two und natürlich die Scottish Malts, welche ich übrigens wärmstens empfehle. LE JOG und die RAC Rally of the Tests sind schon zu drei Viertel voll, also beeilen Sie sich, wenn Sie noch teilnehmen wollen!"
Fotos: Gerard Brown, Blue Passion, und Will Broadhead © HERO-ERA