Gradmesser für die Kauflaune des Marktes
Für viele Händler, Sammler und Experten sind die Auktionen während der Rétromobile in Paris so etwas wie ein Gradmesser für die Kauflaune des Marktes - auch wenn die klassischen Automobile bei RM Auctions, Bonhams und Artcurial natürlich unter anderen Bedingungen gehandelt werden und ein Rekordpreis auch einmal aus einer Champagnerlaune zweier Bieter entstehen kann. Den Anfang machten in diesem Jahr wieder Max Girardo und sein Team von RM Auctions mit einer gewohnt pompös inszenierten Versteigerung an der Place de Vendome. Doch ähnlich wie bereits im Januar in Arizona blieben die ganz großen Überraschungen aus, oftmals verkauften sich die Autos im Rahmen der Schätzpreis-Skala. Sind die Estimates heute realistischer gesetzt - oder im Auktionsmarkt gar die Grenzen des Booms erreicht? Die Stars der Auktion - ein ehemaliger Werks-Porsche 911, der auf 1,1 bis 1,3 Millionen Euro geschätzt worden war, sowie eine Alfa 6C 2500 Sport Berlinetta mit einem Schätzpreis von 1,9 bis 2,4 Millionen Euro - fanden jedenfalls keinen Käufer.
Außenseiter übertreffen Erwartungen
Dennoch lassen sich mit außergewöhnlichen Autos weiterhin immense Summen erzielen: Ein auf 1,4 bis 1,8 Millionen Euro geschätzter Porsche 904 Carrera GTS wurde für 1.428.000 Euro inklusive Aufschlag versteigert, ein auf 900.000 bis 1,3 Millionen Euro taxierter Ferrari F40 brachte es auf 1.176.000 Euro. Und Classic-Driver-Händler DK Engineering ließ sich einen gelben Lancia Stratos ganze 386.400 Euro kosten. Während die Hochkaräter mehr oder weniger im gesetzten Rahmen blieben, waren es eher die Außenseiter, die ihre Erwartungen übertrafen: Ein Maserati Sebring erzielte - wie in unserer Jahresvorschau bereits prognostiziert - mit einem Hammerpreis von 150.000 Euro ein Ergebnis, das deutlich über dem allerdings eher niedrig gesetzten Schätzwert lag. Und während der puristische, von Valentino Balboni persönlich angekündigte Lamborghini Countach LP400 Periscopio mit Geboten bis 950.000 Euro deutlich unter den erwarteten 1,1 bis 1,45 Millionen Euro blieb und nicht verkauft wurde, zog der deutlich weniger subtile Countach 25th Anniversary auf 330.000 Euro - zehn Prozent mehr, als RM dem 1980er-Jahre-Geschoss zugetraut hatte. Auch bei dem auf 15.000 bis 20.000 Euro geschätzten Alfa-Streifenwagen der italienischen Carabinieri fiel der Hammer bei rund 31.000 Euro überraschend spät.
Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2015