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Mit L’Art de L’Automobile Barrieren im Sammlermarkt einreißen

Mit L’Art de L’Automobile Barrieren im Sammlermarkt einreißen

Nach seinem Auftritt im Beitrag über die neue Generation von Händlern wollten wir tiefer in den Geist und den Showroom von Arthur Kar und L’Art de L’Automobile eintauchen – einem Pariser Paradies rund um Autos, Mode und – vor allem – Passion...

Was sind Ihre frühesten automobilen Erinnerungen?

Es fing alles an in Beirut, wo mein Vater eine Garage hatte. Ich erinnere mich, wie er den ganzen Tag über an Sportwagen herumschraubte. Golf GTI, Pontiac Firebird, manchmal auch ein Porsche 911.

Wie haben Sie aus Ihrem Hobby einen Beruf gemacht?

Mir war immer klar, dass ich irgendetwas mit Autos machen wollte. Mein erster Job war in Paris, wo ich beim französischen Porsche Importeur Sonauto als Lehrling anfing und danach fünf Jahre lang als Mechaniker tätig war. In dieser Zeit eignete ich mir mein Wissen über Autos an und lernte viel über ihre Geheimnisse. Dann wurde mir bewusst, dass mich auch der Handel mit Autos reizen würde. Später wählte ich mein Inventar auf Basis meiner persönlichen Vorlieben aus.

Wie würden Sie die klassische Autokultur in Paris beschreiben?

Es gibt sehr viele schöne Autos in Paris – mehr, als man beim Spazierengehen durch die Straßen erwarten würde. Doch in Frankeich ist es eher verpönt, Luxus oder Reichtum offen zur Schau zu stellen. Daher halten es viele Besitzer für zu riskant, ihre Klassiker für eine Fahrt aus der Garage zu holen. Doch wie gesagt: Hinter verschlossenen Türen gibt es einen großen Schatz an wunderbaren Fahrzeugen. 

Was war der Hintergrund für Ihre Entscheidung, Ihren Händlerbetrieb um ein Modelabel zu erweitern. Oder anders gesagt, beides zusammenzufassen?

Ich fühlte mich immer schon von der Mode- und Kunstwelt angezogen und war bis zu einem gewissen Grad auch schon in ihr involviert. Mich überraschte es, dass zuvor niemand daran gedacht hatte, die automobile Kultur in eine andere kreative Form zu übersetzen. Daher entschied ich, mit meinem Wissen um die Autowelt und meinen Erfahrungen in der Modebranche eine Marke zu schaffen, die nicht nur Autos, sondern auch alle mit ihnen verbundenen Erinnerungen abdecken würde. Eine Reise, eine Werbetafel am Straßenrand, eine Tankstelle, der Geruch von Benzin oder Diesel, ja sogar eine Panne...

Können Sie uns ein wenig mehr über die Philosophie hinter L’Art de L’Automobile sagen?

Es geht mehr um das Erlebnis mit und das Universum rund um das Auto als nur um das Auto an sich. Daher habe ich die Firma so genannt, zumal mein Vorname Arthur ist. Der Bau eines Autos ist für mich wie Kunst – er umfasst so viele Menschen und ist so ein langer kreativer Prozess, wie ein Stück Kunst für einen Künstler. Daher besteht für mich prinzipiell kein Unterschied zwischen einem Mechaniker, einem Formel 1-Fahrer, einem Autohändler oder einem Autowäscher – und genauso gibt es auch keinen Unterschied in der Begeisterung, die man für einen Golf GTI oder Ferrari F12 TDF empfinden kann. Es geht in allen Fällen um die Begeisterung  für Autos, die uns so viel bedeuten und die eine so wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Zugleich wuchs die Marke L’Art de L’Automobile durch die besondere Beziehung und das Vertrauen zu meinen Kunden. Und zwar bereits vor Gründung des Kleiderlabels KAR.   

Ihr Fahrzeugbestand ist bunt gemischt – spiegelt das Ihren eigenen Autogeschmack wider?

Absolut! Ich arbeite nur an Autos, die mir auch persönlich gefallen. Das war nicht immer so, doch durch harte Arbeit und Geduld habe ich es geschafft, eine Sammlung aufzubauen, die weitgehend meiner Persönlichkeit entspricht.  

Gibt es bestimmte Kriterien, nach denen Sie Neuzugänge für Ihr Inventar auswählen?

Natürlich spielen persönliche Präferenzen hinein, aber auch ein vom Gesetz der Nachfrage bestimmter geschäftlicher Aspekt. Auch die Technik spielt eine große Rolle, daher prüfe ich jedes Auto erst einmal innen wie außen auf jeden möglichen Schwachpunkt hin ab.

Wie hat die Zeit, die Sie in Los Angeles verbracht haben, Ihr Geschäft beeinflusst?

Es ist eine Stadt, in der die Autokultur einen großen Stellenwert im Lifestyle der Leute hat. Vielleicht größer als irgendwo sonst. Die Tankstellen wurden von den besten Architekten aller Zeiten entworfen, an jeder Ecke stehen historische Autos und das Klima erlaubt es, jedes Auto zu jeder Zeit zu benutzen.

Was fahren Sie am Wochenende?
In Paris hängt das vom Wetter ab! Das reicht von einem Ferves Ranger bis zu einem 308 GTB oder 458 Speciale.

Ihnen liegt viel dran, die mit der Classic Car-Szene verbundenen Stigmata loszuwerden – warum?

Weil es hier um viel mehr geht als nur um das Kaufen und Verkaufen von Autos. Es ist eine Welt voller wunderschöner Kreationen, die leider zu oft von verklemmten Händlern in Anzügen angeboten werden, die alles zu ernst nehmen und so weitere potenzielle Kunden abschrecken. Ich würde es sehr begrüßen, wenn mehr Menschen Zugang zu den attraktiveren und glamouröseren Facetten unserer Industrie hätten, unabhängig von Budget-Obergrenzen. Hier liegt auch die Aufgabe des Kleiderlables KAR: Menschen aus unterschiedlichen Bereichen für etwas Neues anzusprechen, dass sie dann mit anderen teilen wollen.  

Sie gelten bereits als ein Mitglied der neuen Händler-Generation. Wie wird sich die Industrie Ihrer Einschätzung nach in Zukunft entwickeln?

Es ist bereits eine sehr globalisierte Industrie, daher wird sich zunächst am Markt nicht viel ändern. Die größten Veränderungen könnten umweltpolitisch bedingt sein. Umweltschutz muss heute Priorität haben. Falls nicht, könnte dies dazu führen, dass das Design künftiger Autos und damit ihr Charakter leidet. Es sei denn, neue Player treten auf den Plan und bringen beides unter einen Hut – eine frische neue Formensprache und umweltfreundliche Antriebe. Auf der anderen Seite wird es immer auch einen Markt für Klassik- und Luxusfahrzeuge geben. Konkret dank des künstlerischen Aspekts. Daher bin ich glücklich, dazu meinen Beitrag zu leisten und zugleich in meinem persönlichen Umfeld die Umwelt zu schützen. 

Fotos: Mathieu Bonnevie für Classic Driver © 2017

Sie können unsere Geschichte über die neue Händler-Generation hier noch einmal nachlesen. Das komplette Inventar von L’Art de L’Automobile finden Sie im Classic Driver Markt.