Ferrari hat für den neuen SF90 Stradale alle Register des Marketings gezogen. Aus gutem Grund, denn hier hat die Marke nicht nur den ersten serienmäßigen Plug-in-Hybrid entwickelt, sondern zugleich den wohl technologisch fortschrittlichsten, leistungsstärksten und schnellsten Straßenwagen, der je Maranello verlassen hat.
Dieses revolutionäre Coupé, dessen Formensprache durchaus vom LaFerrari, F8 Tributo und J50 entlehnt worden ist, bietet geradezu atemberaubende Werte. Der doppelt aufgeladene 4,0-Liter-V8 - eine umfassend optimierte Version des 488 Pista - entwickelt 780 PS und agiert im Tandem mit drei Elektromotoren, die ihrerseits noch 220 PS zu diesem Hybridmix beitragen. Mit einer Gesamtleistung von 1.000 PS übertrumpft der SF90 damit den LaFerrari um 37 Pferdestärken und beschleunigt den mit Allradantrieb und neuem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe ausgestatteten Straßenferrari in 2,5 Sekunden auf 100 Stundenkilometer, in 6,7 Sekunden fällt die 200-Km/-Marke und bei 340 Stundenkilometer ist die Tachonadel dann am Anschlag.
Die jüngste batterieelektrische Technologie, die in den SF90 geflossen ist, zählt auch zu den Highlights. Zwei der drei Elektromotoren wurden an der Frontachse zwischen den Rädern verbaut und liefern ausschließlich die Leistung für den vollelektrischen eDrive-Modus, der 25 Kilometer Reichweite bis zu einer maximalen Geschwindigkeit von 135 Stundenkilometer ermöglichen soll. Das dritte Stromaggregat wurde am Heck zwischen Motor und Getriebe platziert. Für die Stromleistung sorgen 7,9 kW-Lithium-Ionen-Batterien, die sich entweder durch den Verbrennungsmotor oder per Stecker aufladen lassen. Diese neue Antriebsarchitektur entfaltet auch beim Powertrain-Management und bei der Kurvenunterstützung eine neue Dimension der Ingenieurskunst. Der SF90 Stradale besitzt sogar ein neu entwickeltes Brake-by-Wire-System, das die Bremskräfte an die Elektromotoren leitet. Diese Innovationen erlauben schnellere Rundenzeiten und deutlicher verbessertes Fahrverhalten.
Erstmals debütiert in einem serienmäßigen Ferrari ein Chassis aus Aluminium und Karbonfaser im Verbund, um für größere Steifigkeit zu sorgen, das reduziert auch das Gewicht gegenüber den reinen Aluminium-Komponenten des V8. Mit einem Trockengewicht von 1.570 Kilo steigt der neue Hybrid mit 15 Kilo weniger als der LaFerrari in den Ring. Gegenüber dem LaFerrari wurde auch die Aerodynamik des SF90 signifikant modifiziert und produziert 390 Kilo Anpressdruck bei 250 Stundenkilometer. Diese Downforce wird durch ein bewegliches Element am Heckflügel erzeugt, die den Luftwiderstand reguliert. Das nicht mehr taufrische Interieur des 488 wurde ebenfalls komplett überholt - besonders attraktiv ist das H-Muster für die Gangwahlhebel.
Anders als der LaFerrari, der als limitiertes Modell nur ausgewählten Kunden Ferraris angeboten wurde, wird der SF90 Stradale so lange produziert, bis - was jetzt undenkbar erscheint - die Nachfrage nachlässt. Zwei Konfigurationen werden angeboten: Standard und eine für die Rennstrecke konzipierte Version mit dem speziellen Assetto Fiorano-Paket, die um 30 Kilo leichter ist und mit ultra-haftenden Michelin Cup 2-Bereifung ausgerüstet ist. Der Ferrari wird natürlich teurer sein, als der 812 Superfast. Dafür wissen die künftigen Eigner, dass sie den innovativsten Supersportwagen, der je in Maranello ersonnen wurde, in ihre Garage stellen. Der SF90 Stradale wird ab Anfang nächsten Jahres ausgeliefert.
Fotos: Ferrari North Europe