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Ist es zu spät für ein zweites Rendezvous mit dem Ferrari Dino?

Ist es zu spät für ein zweites Rendezvous mit dem Ferrari Dino?

Wer zu spät kommt, … Eine Weisheit, die Ihnen vermutlich genauso bekannt ist, wie die Tatsache, dass die Preise für einen Ferrari Dino so hoch sind, wie nie zuvor. Doch ist es deshalb zu spät, zuzuschlagen? Classic Driver hat Experten gefragt...

Wurzeln im Rennsport, großartiges Design, hervorragendes Handling, ruhmreiche TV-Karriere (in der Serie Die 2) – der Dino hatte eigentlich alles, um ein großer Ferrari zu werden – nur eben keinen V12. Dabei war das Konzept des kleinen Mittelmotorsportwagens rückblickend ein Meilenstein in der Geschichte von Ferrari, sodass der Dino heute zu Recht den prestigereichen Namen des Hauses trägt. Nicht zuletzt diese späte Anerkennung sorgte dafür, dass die Preise für Ferrari Dino 246 GT und GTS in den letzten Jahren merklich gestiegen sind.

Fabrizio Carugati, der gemeinsam mit seinem Vater Tiziano den Sportwagenhandel Carugati Automobiles in der Schweiz betreibt, sagt, dass der Sammlermarkt bereits in den 90er-Jahren, bevor der Weltmarkt einbrach, erstes Interesse am Ferrari Dino bekundete. Mittlerweile haben gute Exemplare bei Auktionen bereits die 300.000-Euro-Marke geknackt. Preistreiber sind auch hier die großen Auktionen in den USA. Ein weinroter Ferrari Dino 246 GTS (Bild unten) etwa wurde im Januar bei Gooding für knapp 430.000 US-Dollar (inkl. Prämie) versteigert, das sind rund 315.000 Euro. Farbe, Restaurierungsqualität und entsprechende Concours-Auszeichnung puschten hier den Preis. Bei der gleichen Auktion wurde ein Coupé mit der seltenen wie begehrten Ausstattung „Chairs and Flares“ für fast 350.000 Euro und im Jahr 2013 ein weiteres Ausnahmeexemplar sogar für über für über 500.000 US-Dollar verkauft.

Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis Summen von einer halben Million Dollar Programm sind? „Die Preise könnten in den kommenden Jahren um 25 bis 30 Prozent ansteigen“, prognostiziert Carugati. „Der Dino profitiert dabei von den immer horrenderen Preisen, die mittlerweile für Zwölfzylinder-Klassiker aus Maranello gezahlt werden. Und der Dino ist eine tolle Alternative – sein Design ist meiner Meinung nach eines der besten, die je geschaffen wurden. Es war seiner Zeit voraus, was Sie heute noch sehen können. Der Klang des V6-Motors und die tiefe Sitzposition gibt einem das Gefühl, als säße man in einem leichten Prototyp. Überraschenderweise ist der Dino dennoch absolut fahrbar und alltagstauglich. Ich könnte damit täglich zur Arbeit fahren – mit einem Daytona wäre es vergleichsweise ein Kraftakt.“

Doch beim Sechszylinder-Ferrari trennt sich die Spreu vom Weizen. „Der Dino wurde in einer Zeit gebaut, in der es Ferrari wirtschaftlich nicht gut ging“, blick Uwe Meissner, der vor über dreißig Jahren die Ferrari-Institution Modena Motorsport gründete, zurück. „Die Autos wurden mehr oder weniger zusammengeschustert. Und der „Billig-Ferrari“ wurde von seinen Besitzern gefahren, bei Wind und Wetter. Heute werden Sie daher kaum ein hochwertiges unberührtes Original finden. Exemplare in gutem Zustand wurden mit größter Wahrscheinlichkeit irgendwann einmal restauriert. Bei wirklich teuren Exemplaren zählt dann vor allem, wo und wie der Wagen restauriert wurde. Ein Coupé der ersten Serie in toprestauriertem Zustand bringt schnell 300.000 Euro und mehr ein, doch ob die Preise in nächster Zeit noch einmal merklich ansteigen, ist schwer zu sagen, da das Niveau aktuell bereits hoch ist“, fasst Meissner zusammen.

Obwohl frühe Coupés stattliche Summen erzielen, stehen die Targas generell höher im Kurs. Schon allein deshalb, weil die Anzahl an gebauten Dino 246 GTS nur etwa ein Drittel der gesamten Dino-Produktion ausmacht. „Im Schnitt liegen die Preise für einen GTS 15 bis 20 Prozent höher“, erklärt Christophe Van Riet, Inhaber von Gipimotor aus Brüssel, die sich seit über 25 Jahren der Marke Ferrari widmen. „Das besondere Fahrvergnügen unter freiem Himmel spielt hier ebenfalls eine Rolle.“

Ob GT oder GTS, es scheint das gelungene Gesamtpaket zu sein, das den Dino so begehrenswert macht, bestätigt auch Gipimotor-Verkaufsleiter Kristoffer Cartenian: „Chassis und Fahrwerk des Dino sind unglaublich gut ausbalanciert. Der Wagen fährt sich leicht und sieht großartig aus. Wussten Sie, dass auch Frauen den Dino sexy finden? Für mich gehört dieser Ferrari in jede gute Sammlung – und gepflegte Exemplare mit vollständiger Historie werden in Zukunft preislich weiter anziehen, da bin ich mir sicher.“

Fotos: RM Auctions, Gooding & Co.

Der hier gezeigte gelbe Ferrari Dino 246 GT kommt am 5. Februar bei RM Auctions in Paris zum Aufruf, Schätzpreis: 180.000 - 220.000 Euro. Der silberne Wagen, ein GTS von 1974, wird – ebenfalls von RM – am 8. März in Amelia Island ohne Mindestpreis versteigert.

Zahlreiche weitere Ferrari Dino GT und GTS stehen im Classic Driver Markt zum Verkauf.