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Im Lancia Delta Integrale unterwegs für einen guten Zweck bei der Hope Classic Rallye

Im Lancia Delta Integrale unterwegs für einen guten Zweck bei der Hope Classic Rallye

Reichtum mag zwar die Szene bestimmen, aber die Verbindung von Charity und Sammlerautos kommt höchst selten vor. Doch bei der Hope Classic Rallye treffen Petrolheads auf Philanthropie. Was noch schöner ist: Eigner überlassen das Steuer ihres Schatzes einem Fremden.

Goldene Eintrittskarte

Die automobilen Preziosen, die beim Galadinner der Hope Classic Rallye versammelt waren, hätten den feinsten Showroom zur Ehre gereicht: da war ein Porsche 911 2.7 RS und ein für den historischen Motorsport vorbereiteter Jaguar XK120 sowie eine ganze Reihe von E-types. Sogar ein Ferrari 250 SWB - als Rechtslenker! Es war schon ein außergewöhnliches Spektakel diese Parade einmal nicht als Ausstellung oder zum Verkauf zu erleben, sondern als Einsatz für einen guten Zweck. Aber was dann geschah, übertraf diese Erfahrung: Nach einem beeindruckenden Vortrag über die Wohltätigkeitsorganisation WeSeeHope und ihrem großartigen Engagement für bedürftige Kinder in Afrika, wurden im ganzen Saal goldene Kuverts an die Gäste verteilt. Diese Eintrittskarten versprachen etwas, das noch begehrenswerter als der Zutritt zu Willy Wonkas Schokoladenfabrik war, denn sie enthielten die Namen der Fahrzeuge, welche die Donatoren des Abends am nächsten Tag selbst bewegen würden. Inmitten des großen Jubels über den jeweils zugeteilten Klassiker zog ich meine Karte heraus: Mercedes 300 SL Flügeltürer.

Die Flügel heben sich

Die grau lackierte Ikone mit rotem Interieur hob einladend am Eingang die Flügel und sollte einen ganzen Tag lang mein Begleiter sein. Wie man sich vorstellen kann, war ich bei den Dinnergesprächen nicht ganz bei der Sache und in Gedanken, diesen Space Frame-Superstar auf kurvenreichen englischen Landstraßen bewegen zu dürfen, war anschliessend nicht wirklich an Schlaf zu denken. Am nächsten Morgen signalisierte der schon im Leerlauf grollende Motor in diesem grandios eingerichteten Interieur, das es einer dieser perfekten Buckelt List-Tage werden würde - das heißt, bis kleine elektrische Teufelchen meine Pläne durchkreuzten. Gerade war ich dabei, mich damit abzufinden, dass ich diesen verheißungsvollen Tag würde aussitzen müssen, als der Besitzer des 300 SL herbei eilte und mir mitteilte, dass er noch ein Plan B-Fahrzeug in petto hatte. Und weil es die Hope Classic Rallye war, stellte sich dieses Ersatzauto als ein Lancia Delta Integrale HF Final Edition vor. Dass sich das deutsche Auto als unzuverlässig und dafür ein italienischer Sportler in die Bresche springt, kommt auch nicht oft vor. Mein Tag war gerettet, und aus anfänglicher Enttäuschung wurde kindliches Staunen.

The Italian Job

Wenn man hinterm Steuer eines Delta sitzt, werden zwei Dinge schlagartig klar: Erstens, englische B Roads - als Straßen zweiter Ordnung - könnte man genauso gut auch als Drehmoment-inspirierende „Boost Roads” bezeichnen und, zweitens, ist dieses Auto trotz seiner aggressiv ausgestellten Kotflügeln und dem wuchtigem Heckspoiler alles andere als eine wilde Bestie. Der Delta schenkt Selbstvertrauen und das Getriebe die Freude am Schalten, aber letztlich verharrt man im dritten Gang, weil man dieses Drehmoment voll auskosten kann. Eigentlich erwartet man von einem italienischen Auto, das es mit einer Reihe von delikaten Problemzonen und Eigenheiten geliefert wird wie beispielsweise einem schwergängigen Schalthebel oder der Ergonomie einer Flugzeugtoilette. Aber weit gefehlt. Der Delta erwies sich als verblüffend gelassen bei allem italienischen Flair. Ich behielt den 250 SWB so lange wie nur irgendwie möglich im Rückspiegel gefangen, aber die Versuchung, zu testen, wie herausfordernd sich ein Delta in eine Kurve werfen ließ, war einfach immer wieder zu groß. 

Charity-Glück

Als ich mich am Ende der Rallye schweren Herzens von den Delta-Schlüsseln lösen musste, dachte ich über meinen Tag in einer Rallye-Ikone nach, umgeben von einer traumhaften Auswahl an großen Klassikern, die mit mir gemeinsam auf verschlungenen Wegen unterwegs gewesen waren. Das ist schon für einen privilegierten Enthusiasten großartig. Aber wie muss dieses Erlebnis auf die anderen Teilnehmer gewirkt haben? Denn einige hatten noch nie hinter dem Steuer eines Klassikers Platz genommen, den man selten genug auf den Straßen sieht und der meist nur vom Besitzer pilotiert wird. Und während man dieses Glück erlebt, tut man auch noch etwas für eine großartige Stiftung. Die Großzügigkeit der Eigner, die ihre Autos für die Hope Classic Rallye zur Verfügung stellen, spricht Bände für die Arbeit von WeSeeHope, das hoffentlich noch lange von diesem unvergleichlichen Event profitieren kann.

Fotos: Robert Cooper für Classic Driver © 2017

Weitere Informationen finden Sie auf der Hope Classic Rallye-Website. Mehr über die Arbeit von WeSeeHope finden Sie hier.