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Garagengold: Die Jaguar-Sammlung des Dr. Jenny

Garagengold: Die Jaguar-Sammlung des Dr. Jenny

Dr. Christian Jenny aus der Schweiz nennt ein Dutzend Jaguar Sportwagen sein eigen, welche die frühen Meilensteine der Marke aus Coventry symbolisieren: frühe SS-Sportwagen, XK 120, C-Type, Lister-Jag und E-Types, die ihresgleichen suchen. Classic Driver war zur Garagenvisite vor Ort.

Er ist der "Mr. Jaguar" der Schweiz oder besser: "Dr. Jaguar". Denn Dr. Christian J. Jenny hat in Jahrzehnten großer Leidenschaft eine Sammlung außerordentlicher Fahrzeuge zusammengetragen, welche die Sportwagen-Genese von Jaguar verkörpert. Es handelt sich jeweils um sehr frühe Fahrzeuge, welche die Entwicklungslinien der britischen Sportwagen ab den 1930er Jahren deutlich machen. Die Autos parkieren heute in einer gut gesicherten Garage in Thalwil am Zürichsee - alle Pretiosen sind startklar und werden regelmäßig von Dr. Jenny bewegt: "Ich habe bei meiner Kollektion einen klaren Schwerpunkt auf zweisitzige Sportwagen gelegt - vom S.S. 90 Prototyp aus dem Jahr 1935 bis eben zu jenem E-Type Coupé, welches im Jahr 1961 am Vorabend des Genfer Salon der Weltöffentlichkeit erstmals präsentiert wurde." Selbst die ausgewiesenen Jaguar-Enthusiasten Derek Hood von Classic-Driver-Händler JD Classics in Maldon Essex sowie Martin Halder und Daniel Mauerhofer vom Meilenwerk Zürichsee stehen staunend und sprachlos vor den Pretiosen des Dr. Christian J. Jenny. Kein Wunder, die Sammlung gilt als eine der besten Jaguar Sportwagen-Kollektionen weltweit.

 

Garagengold: Die Jaguar-Sammlung des Dr. Jenny
Garagengold: Die Jaguar-Sammlung des Dr. Jenny Garagengold: Die Jaguar-Sammlung des Dr. Jenny

"Im Jahr 1935 gelang den Briten der große Durchbruch", berichtet Enthusiast und Sammler Dr. Christian Jenny (auf dem Foto Zweiter von links, Anm. d. Red.). Jaguar hieß damals noch SS Cars Ltd. "Der S.S. 90 Prototyp mit der Chassis-Nummer 248436 ist der erste je von SS Cars Ltd. und Sir William Lyons gebaute Sportwagen. Am 15. März 1935 tauchte das Fahrzeug erstmals in der Presse auf." Drei Wochen später errang der Wagen beim Bergrennen von Shelsley Walsh ein hervorragendes Ergebnis. Später verrichtete das Auto seinen Dienst als Flugfeld-Kurierfahrzeug bei der Royal Air Force im Rahmen der "Battle of Britain". "Das Auto bietet heute immer noch hervorragende Fahreigenschaften und läuft problemlos 145 km/h in der Spitze" berichtet Dr. Jenny. Außer dem Prototyp wurden noch 23 weitere S.S. 90 produziert. Besonders elegant und einmalig ist das schräg abfallende Heck des Prototyps. Kein Wunder, dass dieser Wagen bereits mehrere Concours-Preise einheimsen konnte.

 

 

Garagengold: Die Jaguar-Sammlung des Dr. Jenny
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Doch Dr. Jenny besitzt auch den ersten je regulär verkauften S.S. 90, Chassis-Nummer 249478. Er wurde am 1. Juni 1935 an Sir Captain John Black ausgeliefert, der damals der Standard Motors Ltd. vorstand. Jenny konnte den Wagen 1991 aus einer amerikanischen Sammlung auslösen. Gleich daneben steht ein originaler SS Jaguar 100, 2,5-Liter aus 1937. Das Auto wurde aufwändig restauriert und hat bereits eine wahre Odyssee hinter sich. Dr. Jenny ist der siebte Eigentümer und er präsentierte das Auto bereits in Pebble Beach und bei der Villa d´Este. Die SS-Reihe zu komplettieren, bedeutet, noch einen 3,5-Liter SS 100 hinzu zu fügen. Auch das ist Dr. Christian Jenny gelungen. Chassis-Nummer 39057 wurde im Jahr 1937 nach Prag an einen englischen Diplomaten ausgeliefert. Das Auto verblieb Jahrzehnte in der tschechischen Republik und somit auch weitgehend original. 1987 bis 1989 restaurierte SS 100 Kenner David Barber den Wagen in Auslieferungszustand.

 

 

Garagengold: Die Jaguar-Sammlung des Dr. Jenny
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Weitere bemerkenswerte Exemplare sind der XK 120 mit Aluminium-Karosse auf Eschenholz-Rahmen aus 1950 - das 121. gebaute Fahrzeug dieses Typs mit Linkslenkung. Gerade einmal 240 Alu-Roadster entstanden insgesamt. Oder der originale C-Type Rennwagen aus dem Jahr 1952. Chassis-Nummer XKC 023 macht deutlich, dass es sich um das 23. von heute 45 noch existierenden Fahrzeugen handelt. Der rote C-Type passt hervorragend zum Lister Jaguar "Knobbly", 3,8-Liter, Jahrgang 1958. "Als einer von gerade nur elf der zum Verkauf gefertigten Lister Jaguar "Knobbly" wird BHL 16 im Frühjahr 1959 an den Rennstallbesitzer und bekannten British Car Händler Kjell Qvale in San Francisco geliefert. Bis 1962 wird er an der Westküste bei einer großen Zahl von Rennen erfolgreich eingesetzt", erzählt Dr. Christian Jenny. Später wechselt das Auto mehrfach den Besitzer und landet unter seltsamen Umständen in den 1970er Jahren auf einer Obstfarm in Oklahoma, wo der Wagen auf Holzböcken unter Apfelbäumen vor sich hin wittert. Ein junger Enthusiast entdeckt und erwirbt den "Knobbly". Erst viele Jahre später ist das Geld für eine Restauration vorhanden. Jenny kann das Auto im August 2003 in seine Sammlung übernehmen. Seitdem ist die dunkelgrüne Spezialität in Goodwood und bei Concours-Veranstaltungen unterwegs.

 

 

Garagengold: Die Jaguar-Sammlung des Dr. Jenny
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Es gäbe noch viel aus der Jenny-Garage zu berichten. Die Geschichte vom XK 140 SE (Special Equipment) beispielsweise oder die Spezifikationen des seltenen XK 150 S Roadster mit drei SU-Vergasern. Auch die drei E-Types sind bemerkenswerte Unikate. Neben zwei OTS-Fahrzeugen (Open Two Seater) besitzt Dr. Jenny eben jenes E-Tye Coupé aus dem Jahr 1961, mit dem die Geschichte dieses weltweit bekannten Sportwagens begann. Die Geschichte über dieses Unikat ist gut für ein eigenes Buch. Dr. Jenny erzählt die Kurzform der Story gerne, wenn er mit dem Wagen zu besonderen Veranstaltungen wie die Bensberg Classic aufbricht. Er schließt sein Garagengold eben nicht weg, sondern lässt Enthusiasten daran teilhaben. Und das ist ein ganz besonderer Wert.


 

Fotos: Mathias Paulokat

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