Die Rückkehr nach Le Mans mag für Porsche beim 24-Stunden-Rennen im Juni noch kein voller Erfolg gewesen sein – dafür demonstrierten die Zuffenhausener nun bei der Le Mans Classic 2014 nochmals die größten Langstrecken-Hits. Beim Rennen gingen zahlreiche private Porsche-Rennwagen an den Start und man konnte von 356 und 911 bis zu 917 und 935 die gesamte Bandbreite der schwäbischen Armada in Aktion erleben. Auch Porsche selbst hatte einige Legenden aus dem Museum nach Le Mans geladen – und Classic Driver hatte das Vergnügen, im 330 PS starken Martini-Porsche 911 Carrera RSR, mit dem Herbert Müller und Gijs van Lennep 1973 die Targa Florio gewonnen hatten, eine Paraderunde auf der Strecke zu fahren.
Rennlegende am Steuer
Am Steuer niemand Geringeres als Jürgen Barth, der legendäre Porsche-Rennfahrer, der 1977 zusammen mit Jacky Ickx und Hurley Haywood die 24 Stunden von Le Mans gewann. Beim Rennen selbst war Barth im Porsche 907 von 1967 dabei – am Freitag war ihm im Qualifying noch ein Reifen geplatzt, bei über 250 km/h. "Glück gehabt", der trockene Kommentar, während er den Carrera RSR über die Start-Ziel-Gerade treibt. Wir fahren zusammen mit den Martini-Porsche 935 und 936 eine Parade Lap. Und die Fahrer gehen es "gemütlich" an, schieben uns locker durch die Dunlop-Schikane, lenken auch einmal mit dem Knie, um die Kollegen mit dem Smartphone festzuhalten. Auf der Mulsanne-Geraden geht es dann zur Sache und man mag sich kaum vorstellen, wie die Fahrer hier in den 1970er Jahren, als es noch keine Schikanen gab, über die Strecke rasten. Es gibt ein schönes Onboard-Video aus dem Jahr 1977, in dem Jürgen Barth mit seinem Porsche 936 geradezu durch die Dörfer an der Hunaudière-Geraden zu fliegen scheint.
Das "Hintern-Gefühl"
Wir wollen wissen, was sich seit seinem legendären Sieg im Le-Mans-Sport verändert hat. "Die High-Tech der Rennwagen hat das Gefühl im Hintern, das man damals brauchte, um Wagen richtig zu fahren, überflüssig gemacht. Wenn ein Drehzahlmesser ausfiel, musste man dennoch den Schaltpunkt treffen, sonst stand man zwei Runden später mit Motorschaden in der Box." Schneller ist das Rennen übrigens nicht geworden, eher im Gegenteil. Wir fädeln uns durch die Porsche-Kurve, und schon ist die Ausfahrt vorbei. Schade eigentlich, wir hatten uns gerade an diese rasante Interviewsituation gewöhnt.