Auch wenn es inzwischen Dependancen an der Ost- und Westküste der Vereinigten Staaten gibt, schlägt das Herz von GTO Engineering noch immer in der malerischen Landschaft westlich von London – genauer gesagt am Hauptsitz der Ferrari-Experten, dem namensgebenden GTO House. Das hochherrschaftliche Gebäude ist so etwas wie die britische Heimat für italienische Sportwagen. Und kaum hat man das Allerheiligste betreten, wird der Geist des Cavallino Rampante spürbar.
Familienangelegenheit
Ebenfalls deutlich wird die große Zahl an unterschiedlichen Arbeitsbereichen, die eng verzahnt jeweils ihren Teil zum Zusammensetzen eines Ferrari Puzzles beisteuern. Ein treffliches Beispiel ist die Motorenabteilung, in der gleichzeitig an immer mindestens 15 donnernden V12 gearbeitet wird. Geleitet wird sie von Jerry Lyon, dem Sohn von GTO-Gründer Mark Lyon. Schon seit jungen Jahren habe ihn alles Mechanische angezogen, berichtet Jerry. „Nach der Schule versuchte ich meine Hausaufgaben zu schwänzen, um stattdessen in Dads Garage vorbeizuschauen. Um Motorenteile zu säubern oder sonst etwas zu finden, bei dem ich helfen konnte. Und in den Sommerferien war ich dann die ganze Zeit über bei den Motoren.“
Viele Mitarbeiter in schon zweiter Generation
Marks Entscheidung zur Gründung von GTO in den frühen 80er-Jahren hat GTO nicht nur zu einem Aushängeschild der Ferrari Community gemacht, sondern beschäftigt mittlerweile schon in zweiter Generation viele Ingenieure und Mechaniker. Die so den Status von GTO als Familienunternehmen aufrechterhalten. Von kompletten Neuaufbauten originaler Fahrzeuge über brandneue Modelle für Rennsportgrößen und allem, was dazwischenliegt, richtet die GTO Motorenabteilung ihre Arbeit nach dem gleichen Prinzip aus wie die anderen Bereiche: Erhaltung wo möglich, Innovation und Neubau wo nötig.
Nach hinten schauen, nach vorn denken
Über ein Drittel aller jemals gebauten 250 GT SWB und Testa Rossa wurden über die Jahre schon bei und von GTO Engineering „verarztet“. Aufgrund von Kundenanfragen und deren Wunsch nach langlebigen Komponenten hat GTO das Ersatzteilgeschäft stark ausgebaut. Heute bietet die zuständige Abteilung über 10.000 Teile für Modelle vom 125 bis zum 365 GTB/4 Daytona an. Die beiden US-Betriebe sind voll imns Vertriebsnetz eingebunden, um Kunden in Amerika und jenseits davon zu beliefern. Teile für Hinterachsen oder Getriebegehäuse, ja sogar Fensterkurbeln können vor Ort und in höchster Qualität nachgefertigt werden. Und dennoch wird auch weiterhin weltweit nach Originalteilen gesucht.
Verkaufsabteilung neu aufgestellt
Parallel zum Gebäudekomplex, für den aktuell eine Erweiterung ins Auge gefasst wird, kommt GTO 2017 dem lang gehegten Wunsch nach, auch Fahrzeuge anderer Marken als Ferrari aufzukaufen und nach abgeschlossener Restaurierung oder Auffrischung wieder zu verkaufen. „Es war schon immer unser Wunsch, über GTO Kunden beim Kauf, Verkauf oder Auffinden von Fahrzeugen zu helfen. Doch brauchte es Zeit, um die hohen Standards der Fertigungsbereiche auch in der Verkaufsabteilung zu verankern“, sagt Verkaufsdirektor Neil Cruickshank. Während sich die Feierlichkeiten zum 70-Jährigen Geburtstag von Ferrari im September dem Ende zuneigen, sieht die Zukunft von GTO Engineering also recht rosig aus.
Fotos: Robert Cooper for Classic Driver © 2017