Betritt man als Besucher die gepflegten Gartenflächen der Honourable Artillery Company – wo man vor 300 Jahren noch Bogenschießen übte - kann man es kaum glauben, mitten im Zentrum des Londoner Finanzdistrikts zu sein. Ragten nicht zahlreiche gläserne und regelrecht brutal wirkende Hochhäuser rings herum in den Himmel – man wähnte sich überall im Vereinigten Königreich. Dessen ungeachtet, ist die noch bis zum Donnerstag rund um das zentrale Kricketfeld aufgereihte Auswahl an Sammlermodellen absolut hochkarätig.
Die 70 Concours-Nennungen sind in sieben Klassen eingeteilt – darunter „The Icons“, „The Outlaws“, „The Innovators“ und zwei „Große Marken“, genauer gesagt Ferrari und Jaguar. Die für die beiden letztgenannten Klassen ausgewählten Modelle wurden sehr sorgfältig kuratiert.
Niemand wird bestreiten, dass Mario Andrettis Weltmeisterwagen von 1978, der Lotus 79, eines der innovativsten Entwürfe der gesamten Automobilgeschichte ist. War er doch der erste Siegerwagen der Formel 1 mit Ground effect. Oder dass der Aston Martin Cygnet mit seinem unter die Haube gezwängten V8 nicht als rebellische Verkörperung einer Gegenkultur zum vorherrschenden Mainstream zu verstehen ist.
Andere Highlights sind die farbenfroh aufgereihten Lamborghini Miura, der wilde Blue Elettrico Ferrari LaFerrari mit exklusiver Hermes Orange Bepolsterung, Nicholas Mee & Company’s Ex-Peter Sellers Aston Martin DB4GT und der silberne Bugatti EB110 Super Sport, ein Supersportwagen, der seiner Zeit weit voraus war und der – wenn man den Gerüchten glauben will – in den nächsten Monaten wieder neu aufkommendes Interesse entfachen wird. Bleiben Sie dazu am Ball.
Ausnahmsweise ist für uns der Star der Show ein Auto, von dem wir zuvor noch nie gehört hatten: Der Trident Clipper von 1971, der wohl zurecht in der Klasse der ‚vergessenen Marken’ antrat. Ursprünglich gedacht als neues Topmodell der für seine grobschlächtigen Sportwagen bekannten Marke TVR, erhielt das brutale und an einen Aston Martin V8 und Triumph TR6 erinnernde Coupé einen fetten Shelby 289 V8 unter die Haube. Wir können uns lebhaft ausmalen, wie schwer das Auto zu bändigen sein muss.
Sollten sie spätestens am Donnerstag noch Zeit finden, für ein oder zwei Stunden dem London Concours einen Besuch abzustatten, dann werden Sie nicht enttäuscht werden. Es kommt nicht oft vor, eine so breit gefächerte und begehrenswerte Sammlung von Autos hautnah und mitten im Zentrum einer Weltmetropole zu erleben. Also machen Sie das Beste draus, solange die britische Sonne noch vom Himmel lacht!“
Fotos: Robert Cooper für Classic Driver © 2019