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Der Teufel des Advokaten – ein ganz besonderer MGB GT V8

Der Teufel des Advokaten – ein ganz besonderer MGB GT V8

Ein MGB mit der Beschleunigung eines Ferrari? Alles möglich – wie wir in dieser Woche von unserem Leser Rolf Jäger gelernt haben. Der Anwalt aus München besitzt einen MGB GT V8, dessen Rover-Achtzylinder von RPI Engineering auf teuflische 275 British Horse Power aufgerüstet wurde.

Wie es der Zufall so will...

Die Geschichte begann im März dieses Jahres, als der Münchener Anwalt und Werbetexter Rolf Jäger mit einem guten Bekannten aus der Rennsport-Szene über die Retro Classic in Stuttgart spazierte – damals noch ohne Kaufabsichten. Am Stand eines Aussteller fiel den beiden ein MGB ins Auge, der für die Rennstrecke präpariert worden war. „Nach genauerem Hinsehen und einem äußerst informativen Gespräch mit dessen Besitzer war das Interesse an einem etwas schnelleren MGB schon wesentlich konkreter“, berichtet Rolf Jäger. „Allerdings wies ich darauf hin, dass meine Intentionen nicht so sehr auf schnelle Rundenzeiten, sondern vielmehr auf adrenalinerhöhten Alltag gerichtet waren. Und nach frühen Erfahrungen mit einem als Rechtsreferendar selbst aus England importierten MG Midget war auch klar, dass nur noch ein restauriertes Fahrzeug in Frage käme.“ Der Verkäufer wurde hellhörig: Er hätte da etwas ganz Spezielles in seiner Sammlung, müsse aber zunächst den Segen seiner Ehefrau einholen, da es sich um das gemeinsame Urlaubsauto handele. 

Dem Virus verfallen

Drei Tage später erreichten Rolf Jäger die ersten Informationen. Das besagte "Urlaubsauto" war ein rechtsgelenkter MGB GT V8 von 1976. Allerdings entsprach der kleine Engländer nicht ganz der Norm: Die Leistung des Rover-V8 war bei RPI Engineering in England sprichwortlich verdoppelt worden – von 137 auf 275 British Horse Power. Beigelegt hatte der Verkäufer zudem einen Satz Fotos des Werbefotografen Mario Brunner (die auch hier im Artikel zu sehen sind). „Von diesen ansatzlos infiziert, trafen mich die Leistungsangaben von RPI Engineering breitseits“, erinnert sich Jäger, der am liebsten sofort zur Probefahrt geeilt wäre, hätte seine Hand nicht infolge einer Skiverletzung in Gips gelegen. Während die Hand heilte, recherchierte der Anwalt ausgiebig zur Geschichte des monströsen MGB – und verfiel dem Virus immer mehr. 

Wolkenbruch auf dem Weg nach München

Dann war es soweit: Nach ausgiebiger Begutachtung und einer ersten Probefahrt konnte Rolf Jäger nicht anders, als den Kaufvertrag für den diabolisch schnellen MGB zu unterschreiben. Auch die Überführung nach München auf eigener Achse gelang – trotz wolkenbruchartiger Regenfälle und divenhafter Launen des Scheibenwischers. Von nun an hatte Rolf Jäger ausgiebig Gelegenheit, sich mit den Besonderheiten des Coupés vertraut zu machen. Der 4,6 Liter Rover-V8 leistet nicht nur rund 275 PS, er drückte bei 2.750 Umdrehungen auch 440 Nm auf die Kurbelwelle. Mit zum Hochleistungs-Paket gehörten zudem eine Viergangschaltung mit Overdrive, manuell schaltbare Kühllüfter, ein verbesserter Ölkühler, eine mehrfach geschlitzte Motorhaube, eine Edelstahl-Auspuffanlage sowie ein rundum optimiertes Fahrwerk. 

Wenn der Wolf erwacht

Von 0 auf 100 km/ beschleunigt der MGB GT in etwa 5,2 Sekunden – das entsprach 1976, dem Baujahr des Engländers, etwa dem Sprintverhalten des gerade neu vorgestellten Ferrari 512 BB. Da stellt sich natürlich die Frage, wie sich solch ein Biest überhaupt fährt. „Ich würde sagen: zunächst sehr zivilisiert, sofern man nicht den Wolf im Schafspelz weckt,“ lacht Jäger. Doch es ist nicht nur die reine Muskelkraft, die den Wagen so besonders macht. Vielmehr scheint an dem schwarz-schwarzen Sportwagen einfach jedes Detail zu stimmen – vom zeitgenössischen Stoffschiebedach samt Windabweiser, über den Le-Mans-Tankdeckel und das in die Seitenscheibe gravierte britische Kennzeichen bis hin zu den heizbaren Ledersitzen mit rotem Keder, der Kartenleselampe von Hella, den Lammfellteppichen und den roten Lederriemen im Kofferraum. Tatsächlich erscheint uns der MGB derart perfekt, dass wir nur hoffen können, dass Rolf Jäger den Kaufvertrag nicht mit seinem eigenen Blut unterzeichnen musste. 

Fotos: Mario Brunner

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