Was ist Ihre früheste Erinnerung an ein Auto?
Ganz klar, der Mercedes-Benz 220 SE meines Vaters - die legendäre Heckflosse war himmelblau mit Pepita-Sitzen. Wir hatten damals einen Chauffeur und als kleiner Junge durfte ich unter seiner Anleitung erste Runden im Hof des Familienunternehmens drehen.
Wie kam es, dass Sie sich für einen Beruf, der mit Automobilen zu tun hat, entschieden haben?
Die Fortbewegung muss für mich schon sehr früh wichtig gewesen sein, weil meine Mutter immer sagte, dass ich nicht einmal ruhig sitzen bleiben konnte. Spaß beiseite, ich bin schon sehr früh Go-Kart gefahren, mit elf Jahren habe ich das alte Mofa meiner Schwester übernommen und so weiter. Mein Leitsatz war: Um so schneller, um so besser. Später bin ich auch Rennen gefahren wie beispielsweise in den Pro Car- und Nascar-Serien sowie beim Porsche Cup. Eigentlich führte meine Familie eine traditionsreiche Papierfabrik, aber irgendwann musste ich meiner Leidenschaft folgen und gründete vor nunmehr neun Jahren die Martini-Garage. Mein neunjähriger Sohn fährt übrigens auch schon Go-Kart-Rennen, der dreijährige besucht seinen Papi in der Garage
Was fasziniert Sie an Autos?
Da sind zunächst das Design, die Kraft und Anmut gewisser Automobile und vor allem die Unabhängigkeit, die sie uns geben. Wobei die leider immer mehr eingeschränkt wird.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Automobile in Ihrem Showroom aus?
Ich betrachte den technischen und optischen Zustand sowie die Möglichkeiten der Wertsteigerung. Aber genauso wichtig ist, dass mir das Fahrzeug auch gefällt.
Gibt es Marken, zu denen Sie besonders tendieren?
Wir haben uns - auch bei der Restauration - auf den BMW 507 spezialisiert, aber ich verehre natürlich auch den 300 SL, einen klassischen Aston Martin oder Ferraris aus den sechziger und siebziger Jahren. Man muss eigentlich nur das eigene alte Auto-Quartett hervor holen - da sind sie, die Legenden: Ferrari 275 GTB oder 288 GTO und Aston Martin DB5 und DB6. Erstaunlich ist für mich immer wieder, dass dieses Autoland Deutschland außer dem BMW 507 und 503 und natürlich dem Flügeltürer keine wirklichen Designikonen in den Nachkriegsjahren hervor gebracht hat.
Welche Attribute muss ein klassisches Automobil besitzen, um in Ihren Bestand aufgenommen zu werden?
Die meisten würden antworten: Originalität. Aber ehrlich gesagt, was ist original an einem Auto, das fünfzig Jahre oder mehr alt ist? Für mich zählt neben einer funktionierenden Technik der Gesamtzustand. Wir handeln nur mit Spitzenfahrzeugen und verkaufen lieber mal eines weniger, als nur auf die Masse zu schauen. Unsere restaurierten Autos kommen bei den Kunden am besten an. Denn eines ist sicher, wenn ein Kunde an einem schönen, sonnigen Tag den Klassiker aus der Garage holt, muss er anspringen - kein langes Orgeln, bis der Anlasser heiß läuft oder gar Überbrücken. Sonst hat die Freude ein bitteres Ende. Was gibt es Schlimmeres, als einen stolzen Besitzer, dessen Ehefrau dann sagen muss: Komm, Schatz, wir fahren mit dem modernen Auto, das alte bleibt womöglich unterwegs liegen.
Worauf kommt es in Ihrem Beruf besonders an?
Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und die Bereitschaft, jeden Tag dazu zu lernen. Ich liebe die Kommunikation mit den Kunden und lade sie auch ein, einfach mal so auf einen Kaffee zu kommen. Es ist schon vorgekommen, dass ein Kunde mit einem Autowunsch zu mir gekommen ist und mit einem ganz anderen Fahrzeug wieder herauskam. Ich lote im Gespräch aus, was er sich vorstellt, wie seine Lebensumstände sind. Beim Reden wird vieles klarer. Man muss auch ein Gespür für die Menschen haben.
Was erwarten Ihre Kunden von Ihnen?
Das wir da sind, wenn sie uns brauchen, und zwar immer. Auch wenn es mal fast unmöglich scheint, suchen wir eine Lösung für das Problem. Wir sind auch schon einmal die ganze Nacht nach Südfrankreich durchgefahren, haben am Morgen ein Ersatzteil eingebaut und der Kunde konnte dann um neun Uhr an den Start gehen. Ich habe hier in Heilbronn ein Team von fünf Mechanikern, darunter einer, der früher in der Formel 1 gearbeitet hat. Restaurierungen lasse ich oft in Ungarn machen, nicht weil sie billiger sind. Das sind sie nämlich nicht, aber die Experten sind beeindruckend - sie beherrschen die handwerkliche Perfektion.
Hat sich das Business in den letzten Jahren verändert?
Ich empfinde die Entwicklung als nicht so extrem wie oft berichtet wird. Aber Tatsache ist, dass viele Sammler ihre Klassiker nicht mehr hergeben wollen und dadurch die Qualität auf dem Markt nicht besser wird. Es wird mittlerweile doch sehr schwer, gute Fahrzeuge zu finden. Und es wird immer schwerer, gute Autos zu verkaufen. Wie sich der Markt in Zukunft entwickeln wird, ist schwer zu sagen, aber wir erwarten einen weiteren Preisanstieg für sehr gute Autos.
Gibt es ein Auto, das Sie lieber behalten hätten?
Das darf ich als Händler eigentlich nicht sagen, aber da war sicherlich der eine oder andere BMW 507. Es sind nur wenige gebaut worden: 28 in der ersten Serie, 197 in der zweiten. Ich habe selber einen - mein Steckenpferd.
Was fahren Sie am Wochenende?
Einen Audi RS6. Als Familienmuli.
Fotos: Frederik Dulay for Classic Driver © 2015