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An den Pebble Beach Concours d’Elegance 2022 werden wir uns noch lange erinnern

An den Pebble Beach Concours d’Elegance 2022 werden wir uns noch lange erinnern

Der Pebble Beach Concours d’Elegance markierte schon immer das große Finale der Monterey Car Week. Laut unseres Autors und regelmäßigen Concours-Jurymitglieds J.P. Rathgen könnte die diesjährige Ausgabe die bislang beste gewesen sein. Lesen Sie hier, warum...

Wir sagen Ihnen sicher nichts Neues, wenn wir den Pebble Beach Concours d'Elegance als eine der weltweit wichtigsten Veranstaltungen für Sammlerautos einordnen. Dennoch dürfte die von der Vorsitzenden Sandra Button und ihrem Selecting Committee kuratierte und am vergangenen Sonntag auf dem Rasen des Golfplatzes von Pebble Beach ausgestellte Auswahl an Automobilen selbst für das Auswahlkomitee der nächstjährigen Ausgabe von Pebble Beach kaum noch zu toppen sein. Natürlich hatten die automobilen Jubiläen und Sonderklassen einen großen Anteil an der herausragenden Qualität und Diversität der diesjährigen Veranstaltung. Und auch das bevorstehende 100-Jahre-Jubiläum der 24 Stunden von Le Mans schon hier zu eröffnen, war sicherlich ein sehr kluger Schachzug.

Schon am frühen Sonntagmorgen wurden wir vom Anblick der 27 bemerkenswerten Le-Mans-Rennwagen überwältigt, die im typischen Pazifiknebel auf dem gepflegten Rasen ausgestellt waren. Um diese Rennwagen bewerten zu können, hatten die Organisatoren die Autos in zwei Klassen aufgeteilt – eine für Le-Mans-Teilnehmer bis zum Rennen von 1962 und eine bis zur Ausgabe von 2020. In der ersten Klasse erregten zwei Fahrzeuge unsere besondere Aufmerksamkeit. Als Erster der berühmte Bentley Speed Six aus der amerikanischen Fastwelve Collection. Zwar gab es in der Vergangenheit Rechtsstreitigkeiten über die Echtheit des Wagens, doch gilt die „Old Number One“ heute als genau der Wagen, mit dem die ruhmreichen „Bentley Boys“ Woolf Barnato und Henry Birkin 1929 in Le Mans den Sieg errangen; mit weiteren Bentley auf den Plätzen zwei, drei und vier. 

Ebenso aufregend war der Anblick des Bugatti Typ 57G. Der beim Pebble Beach Concours d'Elegance ausgestellte Bugatti, der wegen seiner eher langweiligen, aber sehr aerodynamischen Karosserie allgemein als „Le Mans-Tank“ bekannt ist, stammt aus der Sammlung des verstorbenen Dr. Fred Simeone und ist eines von nur drei gebauten Fahrzeugen – und das einzige, das noch existiert. Nachdem er 1937 mit Wimille und Benoist Le Mans gewann, wurde der Wagen im Krieg in einem Schuppen nahe Bordeaux erfolgreich versteckt. Und es gibt natürlich noch eine dritte Le-Mans-Legende, die wir erwähnen müssen: Der Ferrari 250 GTO des Weathertech-Gründers David McNeil, ein herausragendes Auto, das sich bei der diesjährigen Veranstaltung besonders starker Konkurrenz gegenübersah. 

Apropos Ferrari: Die Autos aus Maranello sind in Pebble Beach traditionell gut vertreten, und dieses Jahr machte da keine Ausnahme. Wir hatten einige der „Prancing Horses“ bereits am Donnerstag während der Pebble Beach Tour d'Elegance gesehen, nun war es ein beeindruckenden Anblick, die mythischen Rennwagen und Grand Tourer vor dem nebligen Pazifik gruppiert zu sehen. 

Die bemerkenswertesten Exemplare? Da wären der Ferrari 250 LM, der 250 GT LWB Zagato, der Ferrari 196SP Fantuzzi Spyder mit Haifischnase, der 340 America Vignale und der 330 Pininfarina Speciale zu nennen.

Neben den zahllosen bemerkenswerten Blue-Chip-Sammlerautos, die um Klassen- und Gesamtsiege kämpften, standen beim diesjährigen Pebble Beach Concours d'Elegance das hundertjährige Jubiläum von Lincoln, ein Talbot Lago Grand Sport und ein Alfa Romeo 8C 2300 im Mittelpunkt. Ein weiteres Highlight des italienischen Designs und der Technik der Nachkriegszeit war die Sonderklasse der „Otto Vu“ Fiat und Siata – eine automobile Spezies, die zu Recht immer mehr Aufmerksamkeit erhält. 

Als Schweizer waren wir gespannt auf eine Klasse für Fahrzeuge, die zwischen 1925 und 1970 von Hermann Graber aus Wichtracht (Kanton Bern) gebaut wurden. Unter das Feld der verifizierten und eleganten Klassiker mischten sich auch Autos mit unorthodoxem Antrieb – man denke nur an Kohlegas oder Propeller – oder an den ikonischen Ford Hot Rod von 1932, die in speziellen Klassen in Erinnerung zurückgerufen wurden. 

Das eleganteste Auto beim diesjährigen Pebble Beach Concours war für uns jedoch in der Klasse der „Closed European Classics“ zu finden. Der Schweizer Fritz Burkhard hat eine ziemlich feine Auswahl an concourswürdigen Klassikern in seiner Sammlung, aber der Talbot-Lago T150C-SS von 1937, den er dieses Jahr nach Monterey brachte, eröffnete noch einmal eine ganz neue Dimension. Der von Figoni & Falaschi im exzentrischen „Teardrop“-Design aufgebaute Wagen sieht immer noch absolut umwerfend aus. Glücklicherweise hatte Classic Driver das Vergnügen, den Wagen während einer frühmorgendlichen Séance auf dem 17-Mile-Drive im Vorfeld der Show zu fotografieren

Am Ende hatten die Juroren wohl die Qual der Wahl, die Teilnehmer auf eine Shortlist von vier Finalisten zu reduzieren: Das bereits erwähnte Talbot-Lago Teardrop Coupé von 1937, ein Talbot-Lago T26 Grand Sport Stabilimenti Farina Cabriolet von 1951 aus dem Besitz von Merle und Peter Mullin sowie zwei amerikanische Klassiker – Sam und Emily Manns Duesenberg J Graber Cabriolet von 1930 und ein Duesenberg J Sports Torpedo Coach, der 1932 von Joseph Figoni gebaut wurde und Lee R. Anderson Sr. gehört. Es war dieser letztere der beiden Duesenberg, der die Jury am Ende überzeugte und zu Recht den Titel „Best of Show“ beim Pebble Beach Concours d’Elegance erhielt. Ein wohlverdienter Sieg! 

Photos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2022